Hatte Bürgermeister Manfred Härle noch im Oktober die Bewohner von hochwassergefährdeten Gebieten zur Eigenverantwortung aufgerufen, so präsentierte die Verwaltung in der jüngsten Gemeinderatssitzung mehrere Maßnahmen, um das Risiko künftig zu minimieren. „Das Thema treibt uns nach wie vor um“, bezog er sich auf die Überflutungen am ersten Juniwochenende, die sich vor allem auf die Markgrafenstraße in Stefansfeld konzentrierten.

Hochwasserrückhaltebecken Hohenbodman überprüfen

Bauamtsleiter Marc Dürrhammer benannte mehrere Stellen, die man nach Rücksprache mit Regierungspräsidium und Landratsamt optimieren wolle: „Bei Hochwasserereignissen im Bereich Salem sorgt ein komplexes Zusammenspiel aus dem Hochwasserrückhaltebecken Hohenbodman, dem Trennbauwerk Frickingen und der Wehranlage des Schlosses zu einer planmäßigen Ableitung des Hochwassers.“ Die Beckensteuerung in Hohenbodman erhöhe die Abflussgeschwindigkeit vom Einstaubeginn bis zum Erreichen des Vollstaus stufenweise von vier auf 13,5 Kubikmeter pro Sekunde. Da das Rückhaltebecken aktuell überprüft werde, solle auch die Steuerung kontrolliert und eine Einschätzung zur Anpassung vorgelegt werden.

Arbeiten rund um das Trennbauwerk Frickingen

Im Zuge des Hochwassers habe man festgestellt, dass das Trennbauwerk Frickingen nur eingeschränkt funktioniere, fuhr Dürrhammer fort. Weil das Wasser ab einem gewissen Pegel das Stauwehr umlaufe, werde die festgesetzte Zuflussmenge von 1,2 Kubikmeter pro Sekunde zur Salemer Aach überschritten. „Dieses Problem soll nun dahingehend gelöst werden, dass das rechte Ufer der Salemer Aach unterhalb des Trennbauwerks auf das Niveau des Brückenbauwerks erhöht wird, da dieses Ufer bei Hochwasser überströmt war“, so der Bauamtsleiter. Planen und vornehmen werde dies das Regierungspräsidium.

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Verbesserungen an der Wehranlage vor Schloss Salem?

Die Wehranlage vor dem Schloss Salem, welche die Wassermenge bisher händisch und auf Augenmaß steuere, dürfe auch bei Hochwasser nur einen Kubikmeter pro Sekunde durch das Schloss leiten, damit Mimmenhausen bis zu einem HQ100, einem einmal in 100 Jahren zu erwartenden Hochwasser, nicht nennenswert überschwemmt werde. Optimierungsmöglichkeiten wären laut Dürrhammer der Einbau einer automatischen Steuerung oder zumindest eines Pegelmessers mit einer Möglichkeit zur Weiterleitung eines kritischen Wasserstands. Mit der Markgräflich Badischen Verwaltung, dem Amt für Wasser- und Bodenschutz, einem Ingenieurbüro und der zuständigen Fachfirma werde man über Umsetzung und Kosten sprechen.

Die Wehranlage vor dem Schloss Salem soll mit dem Einbau einer automatischen Steuerung oder eines Pegelmessers mit einer Möglichkeit zur ...
Die Wehranlage vor dem Schloss Salem soll mit dem Einbau einer automatischen Steuerung oder eines Pegelmessers mit einer Möglichkeit zur Weiterleitung eines kritischen Wasserstands optimiert werden. | Bild: Altmann, Miriam

Damm-Errichtung nördlich der Markgrafenstraße

Zuletzt sprach Dürrhammer die Errichtung eines Dammes nördlich der Markgrafenstraße an: „Das Regierungspräsidium hat in diesem Zusammenhang bereits Mittel für die Planung in den Haushalt eingestellt.“ Härle betonte, dass die Maßnahme im Verhältnis von 70 zu 30 zwischen dem Landesbetrieb Gewässer und der Gemeinde finanziert werden soll, wobei noch Detailfragen zu klären seien. „Wir wollen eine Verbesserung für den Ortsteil Stefansfeld, damit so eine Situation wie im Juni nicht mehr eintritt.“

Das Ried zwischen dem Schwarzen Graben im Vordergrund und Stefansfeld im Hintergrund ist eine ebene Fläche. Bald soll ein Damm ...
Das Ried zwischen dem Schwarzen Graben im Vordergrund und Stefansfeld im Hintergrund ist eine ebene Fläche. Bald soll ein Damm entstehen, der die Markgrafenstraße vor Überschwemmungen schützen soll. | Bild: Altmann, Miriam

Passt der Querschnitt des Schwarzen Grabens noch?

Wolfgang Blaser (FWV) wollte vor einem Dammbau kontrollieren lassen, ob der Querschnitt des Schwarzen Grabens noch den ursprünglichen Berechnungen entspreche. Der Bürgermeister nahm den Hinweis auf, wollte jedoch ein Signal für die Anwohner senden: „Ich möchte den bestmöglichen Schutz für die Markgrafenstraße und den kriegen wir dann hin, wenn wir die Verwallung umsetzen.“ Adolf Eblen (CDU) gab zu bedenken, dass ein erweiterter Querschnitt keine Ideallösung sei: „Wenn man weiter oben dem Wasser freien Lauf gibt, hat man das Problem in Richtung Mimmenhausen verlagert.“ Als Anlieger des Stefansfelder Kanals könne er berichten, dass in den vergangenen 35 Jahren noch nie so viel Wasser gekommen sei wie im Juni.

Manfred Härle, Bürgermeister: „Ich möchte den bestmöglichen Schutz für die Markgrafenstraße und den kriegen wir dann hin, wenn wir die ...
Manfred Härle, Bürgermeister: „Ich möchte den bestmöglichen Schutz für die Markgrafenstraße und den kriegen wir dann hin, wenn wir die Verwallung umsetzen.“ | Bild: Altmann, Miriam

Viele Faktoren bedingen das Hochwasser

Petra Karg (GoL) warf ein, dass Wasser vom Weildorfer Hangenbach direkt über den Schwarzen Graben hinübergeflossen sei. „Wird am Hangenbach auch was gemacht?“, fragte sie daher. Härle entgegnete, dass auch der Wasserzufluss vom Schloss und die übersättigten Wiesen und Äcker ihren Teil beigetragen hätten, außerdem sei man am Hangenbach schon tätig geworden. Leopold Prinz von Baden (FWV) regte an, das Rückhaltebecken in Hohenbodman mit Blick auf die Wettervorhersage nicht zu früh zu entleeren: „Wenn das Hochwasser durch ist, sind die Felder immer noch überflutet.“ Der Bürgermeister war derselben Meinung, verwies aber auf unterschiedliche Interessenlagen: „Die Fachbehörde sieht das anders, das Becken muss sofort runtergefahren werden.“

Fragezeichen hinter Dammhöhe

Stephanie Straßer (FWV) erkundigte sich nach der Höhe des geplanten Damms: „Das sind nur 50 bis 60 Zentimeter, oder?“ Dürrhammers Antwort, dass 1,70 Meter „das absolute Maximum“ seien, sorgte für erstauntes Gelächter. Härle beeilte sich zu beschwichtigen, dass man eher zu einem bis 1,20 Metern neige. „Wir sehen die Notwendigkeit zu handeln“, machte er klar. Was den Durchfluss und die Zuschwemmung des Schwarzen Grabens anging, stellte er die Frage: „Wasserwirtschaft oder Naturschutz, was hat Priorität?“