Wissen Sie schon, wen Sie am 9. Juni in den Gemeinderat wählen? Nein? Bei dieser Entscheidung wollten wir helfen. Am 15. Mai wollte der SÜDKURIER zu einem Podium anlässlich der Gemeinderatswahl einladen. In der Schrote auf Schloss Salem hätten sich Vertreter aller sechs Salemer Wahlvorschläge präsentieren dürfen, um den Wählerinnen und Wählern die Entscheidung für einzelne Personen oder Listen etwas zu erleichtern: Welche Ziele verfolgen die Gruppierungen für Salem, worin unterscheiden sie sich und wie wollen sie dennoch bestmöglich zusammenarbeiten?

Keine Begeisterung bei den Kandidaten

Bei 104 Kandidatinnen und Kandidaten musste eine Auswahl getroffen werden. Üblich bei Podien ist eine Vertreterin oder ein Vertreter pro Partei oder Gruppierung. Die Anfrage ging an Petra Herter (CDU), Petra Karg (Grüne), Henriette Fiedler (Freie Wähler), Klaus Hoher (FDP), Mardiros Tavit (SPD) und Manuel Kugler (Freie Bürgerliste) – mit Ausnahme von Fraktionssprecherin Herter vom streng alphabetischen CDU-Wahlvorschlag allesamt Listen-Erstplatzierte.

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Das Gesprächsangebot wurde allerdings deutlich zurückhaltender aufgenommen als erwartet. Zwar kamen schnell die ersten Zusagen, doch um den Schluss schon vorwegzunehmen: Es wollten nicht zu wenige kommen, sondern zu viele. Letztlich musste die Veranstaltung abgesagt werden.

Amtierende Rätinnen hegen Bedenken

Neukandidat Mardiros Tavit willigte direkt ein und für den terminlich verhinderten Klaus Hoher sagte Wolfgang Kanon als FDP-Ortsvorsitzender und Listen-Zweiter zu. Die erfahrenen Ratsmitglieder äußerten hingegen Bedenken: Man sei sich einig, dass das nicht unbedingt das geeignetste Format für eine Gemeinderatswahl sei, teilte Henriette Fiedler mit. Als Gründe benannte sie die Vielfalt an Persönlichkeiten und Schwerpunkten, die solch eine Stichprobe nicht abdecke, sowie die konfrontative Zuspitzung, die solch eine Debatte mit sich bringe. In Anbetracht erster Zusagen wolle man jedoch nicht zurückstecken – das würde dann in der Presse so dargestellt, als habe man Angst oder es nicht nötig.

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Erst ein Vorschlag von Karg für zwei Personen

Ähnlich argumentierte Petra Karg einen Tag später: Wie Fiedler sei sie froh über eine Plattform in der Presse, sehe jedoch andere Formen der Berichterstattung, wie sie der SÜDKURIER bereits initiiert habe, als passender. „Falls Sie sich jedoch schon fest auf eine Runde im Schloss eingeschworen haben, würden wir es wesentlich stimmiger finden, wenn es als moderierte Gesprächsrunde mit mindestens je zwei Kandidaten pro Liste laufen würde“, schloss sie ihre Nachricht, bei der sie Fiedler, Herter und Kugler hinter sich wusste. Letzterer hatte zugesagt, jedoch diesen Wunsch bekräftigt.

Eine ausführliche Erläuterung, die der SÜDKURIER fairerweise an alle Eingeladenen schickte, sollte die Bedenken zerstreuen: Zum einen sei es dem Publikum zuzutrauen, die Stichprobe auch als solche zu erkennen. Eine größere Runde würde daran nichts ändern, jedoch sowohl aus Platz- als auch aus Zeitgründen scheitern. Zu sechst wäre allerdings genügend Raum gewesen, um sich selbst und das eigene Team vorzustellen und für Salem bedeutsame Themen zu beleuchten. Ob dies konstruktiv oder konfrontativ verlaufen wäre, hätte vor allem in den Händen der Gäste gelegen.

Zusage an Bedingungen geknüpft

Darauf erfolgten die letzten Zusagen – doch gut eine Woche vor dem geplanten Termin erreichte uns eine E-Mail, unterzeichnet von Herter, Karg, Fiedler, Kugler sowie Klaus Hoher und SPD-Gemeinderat Arnim Eglauer. Nach der letzten Ausschusssitzung habe man sich unterhalten und sei sich einig: „Wir nehmen alle an der Podiumsdiskussion teil, allerdings jeweils zu zweit. Wir bitten, dies in Ihre Vorbereitung aufzunehmen.“

Aufgrund dieser Bedingung zog die Redaktion die Notbremse: Kein Podium in der Gemeinde Salem, welche wohlgemerkt als einzige im Redaktionsgebiet neben der Stadt Überlingen diese Chance gehabt hätte.

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Ziel der Veranstaltung wäre es gewesen, den Salemern einen interessanten und unterhaltsamen Austausch zu bieten, der bestenfalls Lust auf Kommunalpolitik und den Gang zur Urne macht. Neben der Diskussion über die Bewältigung der anstehenden Herausforderungen war auch Platz für Persönliches vorgesehen: Wer sind die Menschen, die sich neben Familie und Beruf diesem wichtigen und zeitintensiven politischen Ehrenamt widmen wollen?

Auf die Mitteilung der Redaktion, dass die Podiumsdiskussion mit zwölf Personen auf der Bühne nicht stattfinden könne, gab es von den Angesprochenen bislang keine Rückmeldung.

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