Es ist der wohl höchste Punkt in Mühlhofen: der Schornstein der Spekschen Fabrik. Direkt nebenan befindet sich eine abschüssige Wiese, die bis Ende Januar ein beliebtes Rodelrevier war. Während sich die Kinder im außergewöhnlich lang liegengebliebenen Schnee austobten, war plötzlich ein deutliches Klappern zu vernehmen. Und es war tatsächlich das Geräusch, was die Mühlhofener von Frühjahr bis in den Herbst regelmäßig hören: das Klappern eines Storches. Das war Ende Januar.

Frühe Rückkehr der Tiere ist nicht mehr ungewöhnlich
Noch bei nahezu geschlossener Schneedecke kehrten die ersten Störche aus ihren Winterquartieren im Süden zurück – nicht nur in Mühlhofen. Auf dem Affenberg, in Frickingen, in Daisendorf und vielen weiteren Ortschaften in der Region zieren die Adebare nun wieder das Ortsbild. Mittlerweile ist der Zeitpunkt der Rückkehr nichts Außergewöhnliches mehr. „Ich habe bereits erste Anrufe von besorgten Bürgern erhalten“, berichtet Sylvia Altheimer, Storchenbeauftragte am Affenberg in Salem.

Vor allem jetzt ist die Sorge einiger Bürger nachzuvollziehen, denn die Wettervorhersagen prognostizieren eine Kältewelle von mindestens einer Woche mit Dauerfrost. Nachts soll es sogar zweistellige Minusgrade geben. Aber Sylvia Altheimer beruhigt umgehend: „Die Störche haben kein Problem mit der Kälte. Das können sie ohne Probleme aushalten.“ Es gebe keinen Grund zur Sorge.
Nur längerer Dauerfrost und Schneefall können Störche gefährden
Lediglich wenn es nun länger anhaltenden Dauerfrost, gepaart mit Schneefall, geben sollte, könnten die Vögel Schwierigkeiten bei der Futtersuche haben. „Das wird aber erst dann zum Problem, wenn die Kältewelle deutlich länger als eine Woche anhält“, erklärt die Storchenbeauftragte. „Es ist für die Tiere kein Problem, in dieser Zeit auch mal zwei Wochen ohne Futter auszukommen.“ Da auch Mäuse zum Speiseplan der Störche gehören, fänden sie eigentlich immer Futter, denn Mäuse seien auch bei Frost unterwegs.

Zur täglichen Fütterung am Affenberg kommen auch Störche aus dem Umland
Am Affenberg werden die Störche einmal am Tag gefüttert – das hat sich auch bei Störchen aus dem Umkreis herumgesprochen. „Vor ein paar Jahren hatten wir die Situation, dass es Anfang März einen Wintereinbruch mit Schnee gab“, berichtet Sylvia Altheimer. „Damals hatten wir bei der Fütterung von einem Tag auf den anderen anstatt 60 plötzlich 160 Störche bei uns auf dem Gelände.“
Da zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich mehr Tiere wieder in der Region sind, sei die Kältewelle Anfang Februar keinesfalls eine Bedrohung. Nach Schätzungen sind derzeit etwa ein Drittel der Störche, die im Herbst ins Winterquartier geflogen waren, wieder zurückgekehrt.

Im Notfall wählen die Tiere die Winterflucht zurück in den Süden
Die Vögel haben zudem noch eine weitere Notfall-Option: die Winterflucht. „Wenn es länger kalt bleibt und die Futtersuche zum Problem wird, wurde auch schon beobachtet, dass die Störche einfach noch einmal Richtung Süden fliegen, wo es Futter gibt“, erklärt die Expertin. „Wenn es dann wieder wärmer wird, kommen sie zurück.“ Die Störche sind also auf jeden Fall auf eine Kältewelle, wie sie für die kommenden Tage angekündigt ist, vorbereitet.