Bedeutend zeitaufwendiger als erwartet und teurer wird die Sanierung des Rathauses: Architekt Nils Kolberg sprach im Gemeinderat von rund 4,1 Millionen Euro. Das sind rund 700|000 Euro mehr als bei der letzten Kostenberechnung im Mai und 1,6 Millionen Euro mehr als vor drei Jahren. Außerdem kann das Ziel, im Februar 2019 fertig zu sein, nicht eingehalten werden. „Wir rechnen jetzt mit einer Fertigstellung nicht vor März 2020“, sagte der Überlinger Architekt. Erst dann kann die derzeit in der Grundschule untergebrachte Gemeindeverwaltung wieder an ihren angestammten Platz zurück.
Immer wieder Schäden und statische Mängel gefunden
Die Verzögerung der Sanierung hat mehrere Ursachen. So seien während der Arbeiten immer wieder neue Schadstellen und „gravierende statische Mängel“, wie es Kolberg ausdrückte, entdeckt worden. „Viele Schäden wurden erst festgestellt, nachdem der Putz abgeschlagen und Zimmerdecken heruntergenommen worden waren“, sagte Kolberg. Daher sei bedeutend mehr Arbeit angefallen als ursprünglich gedacht.
Schwierige Abstimmung mit dem Denkmalamt
Und diese Arbeiten hätten noch nicht regelmäßig ausgeführt werden können, da es beim Innenausbau Abstimmungsschwierigkeiten mit dem Landesamt für Denkmalpflege und deshalb große Verzögerungen gegeben habe. Ein Treffen mit deren Mitarbeiterin finde höchstens alle vier Wochen statt. „Jede Öffnung muss man sich genehmigen lassen. Man ist hilflos ausgeliefert“, bedauerte Kolberg. Aufgrund dessen hätten die Handwerker nicht so arbeiten können, wie sie wollten. „Die Firmen wären sonst parat gewesen“, verteidigte der Architekt die Handwerker. "Daran liegt's wirklich nicht."
Elektroarbeiten sollten bis Juli 2018 fertig sein
Elektrofachplaner Franz Stadelhofer sagte, die zwischenzeitlich festgestellten Mängel in der Bausubstanz, „die wir vorher nicht erkennen konnten“, hätten die Elektroarbeiten von ursprünglich 230|000 auf jetzt 299|000 Euro verteuert. Zu den Arbeiten, die ursprünglich im Juli hätten fertig sein sollen, sagte er: „Wir haben noch niemals richtig angefangen.“ Ausgeführte Installationen hätten teilweise wieder abgebaut werden müssen, der Brandschutzbeauftragte habe zwei Mal gewechselt.
Arbeiten verzögern sich um ein dreiviertel Jahr
Stadelhofer rechnet jetzt damit, in acht Monaten fertig zu sein. Die Preise seien für die kommenden zwölf Monate festgeschrieben, „Unwägbarkeiten können wir jetzt nicht mehr erwarten“, kündigte er an. Eine entsprechende Kostenerhöhung sei aufgrund der verlängerten Bauzeit auch bei den Heizung- und Sanitärarbeiten zu erwarten, ergänzte Kolberg. „Ein berechtigter Zuschlag, der einfach notwendig ist.“
Ärger in den Reihen des Gemeinderats
Elisabeth Lohrer (CDU) war erbost. Sie hatte in der Vergangenheit die ins Stocken geratenen Arbeiten immer wieder angemahnt. „Das Rathaus überrollt uns. Ich habe das Gefühl, die Arbeiter kommen dann, wenn sie einen Zwischenlauf haben.“ Und: "Jeden Tag tropft das Geld wie eine Sanduhr. Wie sollen wir das noch zahlen können?" Thomas Billler (FW) fügte an: „Es ist ein typisch öffentlicher Bau, der am Ende doppelt so teuer ist wie ursprünglich gedacht.“
Verständnis für die Verzögerungen zeigte Clemens Beirer (CDU): „Bei einem denkmalgeschützten Haus ist eine genaue Kostenplanung unmöglich, wenn man nicht alles offen hat.“ Es sei daher unverzichtbar gewesen, dass man Wände und Decken geöffnet habe. „Unter den Decken waren die Balken gebrochen. Wer weiß, wie lange das noch gehalten hätte.“ Von daher sei es gut, alles zu untersuchen und auszubessern. Man sollte jetzt nach vorn schauen, sodass die nächsten Generationen Freude an ihrem Rathaus hätten.
Das Gremium nahm den Sachstand zur Kenntnis und billigte zwei Nachtragsangebote der Firma Holzbau Schmäh aus Meersburg für 225|000 Euro und der Firma Klose, Baudenkmalpflege aus Rot, für gut 6000 Euro zur Untersuchung der Fassade auf Schäden.
Die Sanierung
Das 1669 erbaute Rathaus von Sipplingen soll den neuesten Erfordernissen an Sicherheit und Publikumsverkehr entsprechen. Besonders aufgrund seiner gefährdeten Statik wird das zweieinhalbgeschossige Haus saniert und teilweise umgebaut. Auch eine energetische Sanierung wird vorgenommen, um Betriebskosten zu senken. Um den Anforderungen des Brandschutzkonzepts zu genügen, wird eine Blitzschutzanlage installiert. Außerdem wird ein Fahrstuhl eingebaut und ein zweiter Fluchtweg aus dem Bürgersaal errichtet. Die Kosten für die Sanierung betragen laut aktueller Berechnung rund 4,1 Millionen Euro. Die Gemeinde erhält dafür Zuschüsse.