Für die nach heutigem Stand 3,3 Millionen Euro teure Sanierung des Rathauses hat der Gemeinderat weitere Arbeiten vergeben. "Wir liegen im Zeitplan", sagte der zuständige Architekt Nils Kolberg aus Überlingen gestern dem SÜDKURIER. Das Ende der Arbeiten erwartet er für Frühjahr 2019, dann kann die derzeit in der Grundschule untergebrachte Gemeindeverwaltung wieder an ihren angestammten Platz zurück.
Das jahrhundertealte Bauwerk soll den neuesten Erfordernissen an Sicherheit und Publikumsverkehr entsprechen. Insbesondere aufgrund seiner gefährdeten Statik wird das zweieinhalbgeschossige Haus saniert und teilweise umgebaut sowie barrierefrei gemacht. "Es muss relativ viel saniert werden, um die Statik wieder herzustellen", sagte Kolberg. Da die Gebäudestatik nachgerechnet werden muss, hat das Gremium eine Auftragserweiterung an den Statiker vorgenommen. Als Obergrenze nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) wurden hierfür 74 000 Euro festgelegt.
Des Weiteren wird eine energetische Sanierung vorgenommen, um Betriebskosten zu senken. Im Bürgersaal müssen die sich zur Seite neigenden Stützen inmitten des Raums saniert, die Gesamtkonstruktion überarbeitet und ein zweiter Fluchtweg angelegt werden. Laut Brandschutzkonzept muss eine Blitzschutzanlage installiert werden. Die kalkulierten 3,3 Millionen Euro Kosten muss die Gemeinde aber nicht alleine schultern. Aus dem Ausgleichsstock sind 300 000 Euro bewilligt worden. Aus dem Landessanierungsprogramm werden 1,58 Millionen Euro erwartet, die teilweise schon genehmigt wurden, eine Aufstockung erfolgt nach Baufortschritt.
Die Heizungsinstallation übernimmt die Sipplinger Firma Detlef Marte zum Angebotspreis von brutto 83 121,44 Euro. Die Kostenschätzung des Planungsbüros Thomas Meßmer betrug 97 580 Euro, auf die beschränkte Ausschreibung hatten sich drei Firmen gemeldet. Das gleiche Unternehmen nimmt auch die Sanitärinstallation für 53 548,99 Euro vor. Hier hatte die Kostenschätzung bei 63 070 Euro gelegen; sechs Firmen hatten ein Angebot abgegeben. Für die Elektroarbeiten wiederum wird das Unternehmen Horst Boos Elektrotechnik GmbH aus Gaienhofen für 243 575,97 beauftragt, die Kostenberechnung des Pfullendorfer Ingenieurbüros Franz Stadelhofer lag bei 233 080 Euro, auf die öffentliche Ausschreibung hatten fünf Firmen ein Angebot abgegeben. Etwas länger dauerte die Vergabe für die Arbeiten für den Aufzug, den das Rathaus bis jetzt nicht vorzuweisen hat. Kolberg hatte die Kosten auf 35 700 Euro kalkuliert, auf die beschränkte Ausschreibung hatte sich nur das Unternehmen Liftec in Donaueschingen gemeldet, das auch den Zuschlag für 39 627 Euro erhielt – allerdings bei vier Gegenstimmen. Hier diskutierte das Gremium unter anderem die Notwendigkeit zweier letztlich abgelehnter elektrischer Türöffner für 3213 Euro, und das Aussehen des Aufzugs.
Das Rathaus
Das Rathaus in Sipplingen wurde 1669 als Rat- und Schulhaus erbaut. Im Sockelgeschoss befand sich ein großer Gewölbekeller, der als Salz- und Weinlager diente. Im Erdgeschoss war der Gemeindearrest mit einer einzigen Zelle untergebracht, später die Milchsammelstelle und von 1978 bis 1986 das damalige Fremdenverkehrsamt. Im ersten Obergeschoss waren bis 1911 Klassenzimmer und Lehrerwohnung der Dorfschule sowie bis 1959 Kindergarten und Schwesternwohnungen beheimatet. Im hinteren Teil befindet sich seit 1980 das Übungslokal der Musikkapelle Sipplingen, zum Rathausplatz gab es bis zum Vorjahr eine Arztpraxis. Die Außentreppe führt seit der Bauzeit zum großen Bürgersaal in zweite Obergeschoss. (hk)