Bürgermeister Oliver Gortat hatte anlässlich des Tags der Städtebauförderung zu einem Baustellenrundgang ins Rathaus eingeladen. Knapp 40 Bürger folgten seiner Einladung und bekamen einen detaillierten Einblick zum Stand der Arbeiten.
Gortat: „Wir dürfen nicht am falschen Ende sparen“
Er ließ gleich zu Beginn keinen Zweifel daran, dass die investierten 4,1 Millionen Euro gut angelegt sind. „Wir dürfen bei dieser grundlegenden Sanierung nicht am falschen Ende sparen. Denn das Rathaus hält dann wieder für die nächsten Generationen.“ Der Bürgermeister erwartet Zuschüsse in Höhe von 2,4 Millionen Euro für die zukunftstaugliche Ertüchtigung des Rathauses.

Architekt Nils Kolberg übernahm die Führung. Das Gemäuer war bis auf die Grundsteine freigelegt. „Für gewöhnlich sind solche historischen Gebäude sehr stabil gebaut. Aber hier wundert es, dass nach so vielen fehlerhaften Arbeiten das Rathaus noch steht“, sagte Kolberg. Denn nach dem Bau im Jahre 1669 wurde das Gebäude öfters für die damals aktuellen Wünsche umgebaut. Dabei seien oftmals tragende und stützende Konstruktionen in Mitleidenschaft gezogen worden.
Besondere Herausforderungen
Über die Details informierte Florian Meßmer von der ausführenden Firma Meßmer Holzbau. Der Restaurator im Zimmererhandwerk erklärte interessierten Bürgen geduldig die besonderen Herausforderungen bei der Sanierung, von fehlenden Tragekonstruktionen bis zu durchgefaulten Holzbalken. Doch auch ein weiterer Aspekt freute den Zimmerer in fünfter Generation. „Es ist ein besonders schönes Projekt für mich, weil ich mit meinem Lehrmeister Sebastian Schmäh zusammen diese Arbeiten durchführen darf.“

Die Wünsche des Bauherrn, die Vorgaben durch den Denkmalschutz und die Vorstellungen des Architekten unter einen Hut zu bringen, war wohl nicht einfach. Bei der Führung wurden die Ergebnisse vorgestellt. Bis im Sommer 2020 soll alles fertig sein und das Gebäude mit einer Einweihungsfeier seiner Bestimmung übergeben werden.
Der Bürgermeister stellte die Raumaufteilung im Erdgeschoss vor. Wie alles im fertigen Zustand aussehen wird, war zwischen freigelegten Grundmauern und offenen Decken schwer vorstellbar. Auf alle Fälle kommt in den Eingangsbereich der zentrale Bürgerservice. Die Einrichtung soll modern sein.
Zugang wird barrierefrei gestaltet
„Ich kann mir die Kombination des Historischen mit modernen Elementen sehr gut vorstellen“, sagte Gortat. Während im Bürgerservice die Decke abgehangen wird, bleibt diese im Flurbereich offen. Dort werden auch der historische Putz und Flies erhalten. Der Zugang zum Gebäude wird barrierefrei gestaltet. Ein Aufzug wird ins Obergeschoss führen.

Auch an die Vereine und die Feste im Dorf wurde gedacht. Eine öffentlich zugängliche Toilettenanlage wird installiert. Der Gewölbekeller wird für die Nutzung durch die Vereine ausgebaut. Dafür wird ein zweiter Fluchtweg über eine Treppe am ausgebauten Lichtschacht eingebaut. Zusätzlich kommen eine Theke und ein kleiner Lagerraum dazu.
Bürgermeister Gortat sprach von einem „Partykeller“. Der Denkmalschutz verbiete allerdings eine durchgängige Nutzung, so Kolberg. Auch der leicht muffige Kellerduft werde bleiben. „Ansonsten hätten wir einen Stahlbetonboden einziehen müssen“, erläuterte der Architekt.

Der historische Bürgersaal, Gemeinderätin Elisabeth Lohrer nannte es „das Schmuckkästchen der Gemeinde“, war nicht für die Besichtigung freigegeben. Lohrer ergänzte die Führung durch kulturhistorische Erläuterungen zum Gebäude. „Was für eine Zuversicht die Menschen damals in die Zukunft hatten, dass sie trotz ihrer Situation so ein Gebäude bauten“, erzählte sie. Denn kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg bauten die Bürger mitten in einer verwüsteten Landschaft ihr Rathaus.

Das während der Sanierung sichtbare Fachwerk bleibt nicht erhalten. „Vom Denkmalschutz ist es nicht immer gewünscht, den ersten Gebäudezustand herzurichten“, erläuterte Architekt Kolberg. So wird die Fassade wieder gänzlich verputzt werden.