Ob er zur Wiederwahl als Bürgermeister in Sipplingen im April antreten wird, dazu hat Oliver Gortat sich beim Jahresgespräch mit dem SÜDKURIER noch bedeckt gehalten. Das wolle er erst am Freitag, 10. Januar, beim Neujahrsempfang der Gemeinde in der Mehrzweckhalle verkünden. Wohl aber erklärte er, dass er mit der Arbeit in den zurückliegenden acht Jahren sehr zufrieden ist, wenngleich auch einiges besser hätte laufen können. Die Jahre seien „enorm schnell vorbeigegangen“. Trotz der Krisen wie Corona und des Ukraine-Kriegs sei gemeinsam viel geschafft worden. „Bei der Krisenbewältigung war für den Gemeinderat, meine Verwaltung und mich immer die oberste Prämisse, im Auge zu haben, was das Beste für Sipplingen ist“, betonte der Rathauschef.
Die hohe Verschuldung der Gemeinde ansprechend, sagte Gortat, dass diese Ende 2024 inklusive Eigenbetrieben insgesamt 1460 Euro gegenüber 938 Euro pro Kopf im Landesdurchschnitt (2023) betragen habe. Aber im Kernhaushalt, also im Gemeindehaushalt, belaufe sich die Verschuldung auf unter 5 Euro. Im Eigenbetrieb werde unter anderem der neue, rund drei Millionen Euro teure Hochbehälter Himberg abgedeckt, wofür ein Kredit von zwei Millionen Euro aufgenommen worden sei, stellte Gortat klar.
Sanierungsstau auch eine verdeckte Verschuldung
Wichtig sei ihm, deutlich zu machen, dass der Erhalt der Infrastruktur nicht nur für die Bürger unerlässlich sei, sondern insbesondere auch finanzpolitisch bedeutend. „Ein Sanierungsstau ist auch immer eine verdeckte Verschuldung“, sagte er. „Und es ist klar, dass diese Verschuldung natürlich nicht explizit im Haushalt ausgewiesen und in keinem Kreditinstitut angemerkt ist. Sie ist aber da und wird natürlich auch jeden Tag größer.“ Jeder, der ein Haus besitze, wisse: „Wenn ich nicht rechtzeitig das Dach saniere, dann wird der Schaden irgendwann deutlich größer und das gilt es einfach auch zu vermeiden.“

Zufrieden ist Gortat mit der Renovierung rund ums Rathaus
Apropos Sanierung: Während der Renovierung des Rathauses habe man „immer wieder dicke Bretter bohren“ müssen, vorwiegend aufgrund zeitintensiver Abstimmungen mit der Denkmalbehörde. Gortat freute sich: „Das hat sich jedoch gelohnt, denn das Ergebnis, dies können wir mit Stolz behaupten, kann sich definitiv sehen lassen.“ Auch der Rathauskeller sei mehr als geglückt. „Hier haben wir nun einen Kulturraum für die unterschiedlichsten Veranstaltungen schaffen können – einfach einen Ort der Begegnung.“ Auf dem Rathausplatz mit ein bisschen Mittelmeer-Flair sei die Aufenthaltsqualität gestärkt worden. „Insbesondere weil der Rathausplatz zwischenzeitlich wirklich zu einem Ort der Begegnung wurde, wo man sich auch gut austauschen kann.“
Stolz auf Glasfaser für Betriebe im Gewerbegebiet
In Bezug auf Internet freut sich der Bürgermeister, dass bisher unterversorgte Anschlussnehmer jetzt mit einem zukunftssicheren Glasfasernetz versorgt sind. Speziell habe man allen Betrieben im Gewerbegebiet Längerach einen Glasfaseranschluss anbieten können. Als „tolles Projekt“ bezeichnet er den Kindererlebnispfad, den man mit Unterstützung des Bauhofs und ehrenamtlichen Einsatzes von Handwerkern im Frühjahr in Betrieb habe nehmen können. „Ganz besonders schön“ seien die Feierlichkeiten zum 175-jährigen Bestehens der Bürgermiliz gewesen.

Kinderhaus Kleine Raupe wird vorerst nicht erweitert
Ein ganz großes Projekt 2024, aber auch 2025 war und wird nach Worten Gortats die Sanierung mehrerer Straßen inklusive Wasserleitungen im Rahmen des Landessanierungsprogramms. Durch intensive Verhandlungen habe man erreichen können, dass das Sanierungsgebiet Ortskern bis 2026 verlängert wurde. „Für diese Maßnahme können wir auch mit Fördergeldern von etwa 400.000 Euro rechnen.“ Die Erweiterung des Kinderhauses Kleine Raupe wird es nach Darstellung Gortats nicht geben. „Der Zuschuss wurde nicht bewilligt, deswegen werden wir bis auf Weiteres die Erweiterung des Kinderhauses nicht mehr verfolgen.“
Gewünschtes Baugebiet lässt auf sich warten
Gortat bedauert, dass es bisher nicht geglückt sei, das Bauerwartungsland Hohfelser als Baugebiet zu erschließen. In diesem Gebiet sind ihm zufolge 43 Grundstücke beziehungsweise 57 Eigentümer, davon 15 Eigentümergemeinschaften, mit ganz unterschiedlichen Interessen betroffen, weshalb man noch keine Einigung habe erzielen können.
„Das erklärte Ziel der Gemeinde ist die Entwicklung des Baugebiets mit der Option, dass die Gemeinde alle Grundstücke erwirbt, um dann nach sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten bebaubare Grundstücke möglichst an junge Familien abgeben zu können“, erklärte der Bürgermeister. Man bleibe offen für Gespräche und habe auch weiterhin Interesse am Ankauf von Grundstücken. „Unser Ziel ist, sukzessive die Grundstücke während der nächsten Jahre zu erwerben, damit wenigstens irgendwann einmal die Entwicklung zum Baugebiet vorgenommen werden kann.“
Zudem hofft er darauf, dass der Rad- und Fußweg südlich der Bahnlinie zwischen Landungsplatz und Radquerung der B31 mit Weiterführung oder Querung am östlichen Ende von Sipplingen fertiggestellt wird. Das Vorhaben falle in den Zuständigkeitsbereich des Bundes. Gortat: „Hier bleiben wir jedoch weiter mit Nachdruck dran.“