Es lärmt bunt. Riesige Rätschen dröhnen in den Gassen, die Hänsele rufen das Brautpaar herbei. Die Suhund knurren und schlagen mit einem dumpfen Aufprall ihre Schweinsblasen auf den Boden. Dann bricht Jubel los. Unter Blüten, Konfetti und Kirschkernen statt Reis erscheint das Brautpaar auf der Rathaustreppe. Jörg Brand als Narrenvater und Dirk Hoffmann als Narrenmutter Dirklinde. Damit lösen sie Gofine und Lothar ab, die 2007 getraut wurden.
Eine schwere Braut
Das Narrenvolk ist verzückt. Trompeten blasen, die große Trommel schlägt im närrischen Gedränge. Ob Zimmermann, Hänsele, Sektflasche oder Suhund – alle Augen sind auf das Brautpaar gerichtet. „Ab heute meine Perle, soll ich dich auf Händen tragen/doch muss ich dir sagen – du bist zu schwer“, reimt Jörg Brand an seine Gattin gerichtet bei der Trauung. Die erwidert die Liebesbekundung: „Der Hochzeitsantrag kam per Whatsapp, wer kann da nein sagen?“

Regina Schröter, ihres Zeichens selbst Standesbeamtin bei der Ortsverwaltung Bodman-Ludwigshafen, nimmt ihnen das Ja-Wort ab. „Eine närrische Hochzeit ist immer etwas besonderes“, sagt sie. Selbst Narrenpräsident Willi Schirmeister hat in seiner Amtszeit nur zwei Vermählungen erlebt. Ihr Gefolge beschenkt ihre neuen Repräsentanten reichlich, ein Baby aus Wurst, Kohl und Schnaps.
Ein neues Kleid für Dirklinde
Doch ein ganz besonderes Geschenk ist das neue Brautkleid. 25 bis 30 Stunden hat sie mit nähen verbracht, erzählt Schneiderin Nadine Lehn. Die Herausforderung war, es entsprechend der Vorlage auszuarbeiten, sagt sie. Das alte Kleid musste ersetzt werden.
Ihr Werk soll nun noch bei einigen Umzügen getragen werden. Denn die Narreneltern verbreiten eben nicht nur den Narrensamen, sie sollten auch bei allen Umzügen dabei sein, erläutert Narrenpräsident Willi Schirmeister.
Rathaussturm mit Wahlkampfklang
Als die Narren das Rathaus stürmen, erzählt Schirmeister wie jedes Jahr ein Märchen. Eine Erzählung, die das jüngste Geschehen rund um den Gemeinderat unter die närrische Lupe nimmt. Schirrmeister berichtet von einem Regenten, der das Dorf, das in Tiefschlaf gefallen war, aufwecken wollte. Farbe und Frohsinn sollten es in eine neue Zeit führen. Doch der Regent stolperte von einem Problem ins nächste. Seine Volksvertreter wurden durch jüngere und unerfahrenere Heißsporne ausgetauscht. So kam es zu weiteren Eklats wegen Meinungsverschiedenheiten. Damit diese zerfahrene Situation nicht ausufert, greifen die Narren kurzerhand selbst nach dem Zepter.

Gortat sagt, er wolle keine Wahlempfehlung aussprechen, aber auf Gortat reime sich „Mann der Tat“, deklamiert er in die heitere Stimmung. Also schreitet der Narrenpräsident wieder ein: „Es wird langsam eine Wahlveranstaltung“, setzt Schirmeister entgegen. „Wenn wir weiter so gut bedient werden, überlegen wir uns, ob wir sie wählen.“ Deshalb übernehmen sie lieber selbst das Rathaus und rufen in Eintracht: „Narri – Narro“.