„Das Jahr 2025 steht im Zeichen umfangreicher und dringender Investitionen für die Gemeinde Sipplingen, insbesondere im Rahmen des Landessanierungsprogramms.“ Das teilte Bürgermeister Oliver Gortat beim sechsten öffentlichen Neujahresempfang in der Turn- und Festhalle mit, im Verlaufe dessen er seine erneute Kandidatur bekannt gab (der SÜDKURIER berichtete). Der Rathauschef spannte seinen Bogen von der aktuellen weltpolitischen Lage über abgeschlossene Projekte bis hin zu aktuellen Vorhaben in der Gemeinde. Neben seiner Rede standen Blutspenderehrung, der Empfang der Sternsinger und ein abschließendes Buffet im Mittelpunkt des von der Musikkapelle Sipplingen umrahmten Abends.

Simon Popp (links) und Kurt Binder (Zweiter von links) sowie Bürgermeister Oliver Gortat (rechts) ehren für mehrmalige Blutspenden (von ...
Simon Popp (links) und Kurt Binder (Zweiter von links) sowie Bürgermeister Oliver Gortat (rechts) ehren für mehrmalige Blutspenden (von links) Dirk Hoffmann, Tanja Stierle und Corina Bellgardt. | Bild: Kleinstück, Holger

Applaus gab es keinen, als Gortat seine Kandidatur bekannt gab. So, als hätten es die meisten in der gut besetzten Turn- und Festhalle schon gewusst oder zumindest geahnt. Beifall gab es allerdings zu Ende seiner 50-minütigen Rede, und der war in der Tat herzhaft. „Wenn es einen zweiten Bewerber geben sollte, der müsste es erst mal besser machen“, hatte der langjährige Tourismuschef Karl-Heinz Brand in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER noch vor Gortats Bekanntgabe mitgeteilt.

Globale Krisensituationen belasten Gemeinden

Zu Beginn seiner Ausführungen sprach der Bürgermeister die aktuelle Weltpolitik an: Es habe zu Jahresbeginn vor allem Nachrichten und politische Konstellationen gegeben, „die nachdenklich, wenn nicht gar ernsthaft besorgt machen müssen. Denn sie haben durchaus das Potenzial, die globale Krisensituation weiter zu verschärfen“. Trotz aller Hiobsbotschaften wolle er an diesem Abend allen Mut machen, denn man habe es selbst in der Hand, „zumindest unser Umfeld menschenfreundlicher und hoffnungsvoller zu gestalten“. Die Lage in den Kommunen werde aber parallel und in Abhängigkeit zu den Krisen seit Jahren immer schwieriger. Gortat: „Die Schere zwischen den stetig steigenden Anforderungen an Gemeinden und Städte und der Finanzierung derselben geht zunehmend auseinander.“

Traditionell steht der Besuch der Sternsinger beim Neujahrsempfang auf dem Programm, so auch dieses Jahr wieder, als sechs Kinder unter ...
Traditionell steht der Besuch der Sternsinger beim Neujahrsempfang auf dem Programm, so auch dieses Jahr wieder, als sechs Kinder unter dem Motto „Erhebt Eure Stimme“ Spenden sammeln. | Bild: Kleinstück, Holger

Fußläufig oder Luftlinie? Mit dem qualifizierten Mietspiegel, über den die Gemeinde derzeit nicht verfügt, sagte der Rathauschef, während andere Bodenseegemeinden ohne weitere Beschlussfassung nur den unterlaufenen Lapsus des Regensburger Markt- und Meinungsforschungsinstituts EMA korrigierten, werde sich das Sipplinger Gremium nochmals befassen. „Ich hoffe, dass wir damit das Thema zeitnah und im Einverständnis aller erledigen können.“ Etwas länger widmete sich der 38-Jährige der Sanierung der Turn- und Festhalle, deren Kosten sich auf rund 3,38 Millionen Euro belaufen. Bislang zugesagte Förderungen lägen bei rund 1,37 Millionen Euro, weitere Zuschüsse von 360.000 Euro seien beantragt.

Entscheidung für Sanierung nicht leicht gemacht

Die Entscheidungsfindung habe man sich nicht leicht gemacht. „Von Bauchschmerzen und durchwachten Nächten war die Rede“, sagte Gortat. „Es gab Kritik an der Kommunikation und die Angst vor dauerhafter Überschuldung.“ Er fragte, ob es wirklich Alternativen gebe. „Jetzt kleine Reparaturen und in einigen Jahren eine neue Halle? Auf zugesagte Förderungen zu verzichten, in der Hoffnung, dass die Baukosten irgendwann sinken?“ Das seien vage Prognosen. Zudem seien Brandschutzauflagen aus früheren Zeiten noch nicht realisiert worden, „die zumindest für einen Weiterbetrieb jetzt unbedingt umgesetzt werden müssen“.

Die Musikkapelle Sipplingen umrahmt den Neujahrsempfang – und das schon seit vielen Jahren.
Die Musikkapelle Sipplingen umrahmt den Neujahrsempfang – und das schon seit vielen Jahren. | Bild: Kleinstück, Holger

Feuerwehrgerätehaus und Wassertreppe geplant

In diesem Jahr soll dem Verwaltungschef zufolge die Planung zur Sanierung und die genaue Nutzungskonzeption zum „alten Kindergarten“ erfolgen und ein neuer Standort für das neue Feuerwehrgerätehaus gefunden werden. Mit dessen Baubeginn rechnet der Bürgermeister aber erst frühestens im Jahr 2028/2029. Die Sanierung der Straßen rund um den „Adler“ soll dieses Jahr, die Fertigstellung einer neuen Wassertreppe am Landungsplatz bis zum Start der Sommerferien erfolgen. Diese werde nicht einfach nur zurückgebaut, sondern für die Gemeinde kostenneutral erneuert und im Nachgang in das Eigentum der Gemeinde übergehen. „Die neue Wassertreppe wird ganz sicher ein Hingucker, der zum Verweilen einlädt“, so Gortat. Und sein Fazit: „Grundsätzlich positiv. Wir haben viel bewegt, unsere Infrastruktur erhalten und ausgebaut und vieles für unser Miteinander und für die Kultur getan. Profitieren werden allen davon. Sipplingen ist und bleibt sehr lebenswert und hat eine gute Zukunft.“

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Bürgermeister-Stellvertreter Clemens Beirer appellierte, die in der Gemeinde anstehenden Aufgaben gemeinsam anzugehen, „denn nur miteinander können wir all die Dinge, die vor uns liegen, meistern“. Insbesondere das menschliche Miteinander und die gegenseitige Achtung seien dabei wichtig. Sein Dank galt Gortat für den gegenseitigen Respekt, „auch wenn mal kontrovers diskutiert wurde“, für offene und vertrauensvolle Gespräche und für dessen persönlichen Einsatz für Sipplingen. Beirer: „Ihr Engagement sorgt dafür, dass die Lebensqualität in unserem Dorf erhalten und ausgebaut wird.“

Bürgermeister-Stellvertreter Clemens Beirer wünscht sich Frieden und gegenseitige Achtung für alle Menschen.
Bürgermeister-Stellvertreter Clemens Beirer wünscht sich Frieden und gegenseitige Achtung für alle Menschen. | Bild: Kleinstück, Holger