Ohne ehrenamtliches Engagement würde es viele Projekte, Angebote und Hilfen in den Städten und Dörfern im Bodenseekreis nicht geben. Hinter den Vereinen und Gruppen stehen dabei Menschen mit großem Herz und großen Zielen.

Jörg Brand ist Retter in der Not

Wie seine Frau gehört Jörg Brand seit jeher zu Sipplingen. Er ist dort aufgewachsen und in die Grundschule gegangen. Bis auf eine neunjährige Episode in Konstanz war er immer dort. Seit 2000 wohnt er mit seiner Familie in dem Haus, das seine Eltern bauen ließen. Von dort betreut er seinen Sanitär- und Blechnerbetrieb. „Ich sorge auch dafür, dass die Leute einen sauberen Abfluss haben“, scherzt er.

Denn neben seinem Beruf als Installateur ist er auch ehrenamtlich ausgelastet. Seit der frühen Jugend ist er in der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), ähnlich lange in der Musikkapelle und im Narrenverein. Das Vereinsleben wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Schon seine Eltern waren darin aktiv.

Die Gemeinde Sipplingen ist eine Perle am Überlinger See.
Die Gemeinde Sipplingen ist eine Perle am Überlinger See. | Bild: Jürgen Gundelsweiler

Bei der DLRG kam er vom Kinderschwimmen, wurde Jugendleiter, machte die Ausbildung zum Bootsführer, arbeitete als technischer Leiter. Heute rückt er aus, wenn Menschen auf dem See in Not sind. Sein Rettungswagen ist ein Boot. Bis zu zehn Einsätze im Jahr fährt er etwa. Dieses Jahr rückte er fünf Mal zur Rettung aus. Dass er es tut, stellt er nicht infrage. Er helfe, der Hilfe wegen, weil es getan werden müsse. Für die Zukunft wünscht er sich einfach, dass es weiter geht wie bisher.

Jörg Brand erhält den Ort in seinen Grundfesten. Mit seinem Engagement im Narrenverein erhalte er das Brauchtum, sagt er und „ohne Musikkapelle ist ein Ort nicht so lebenswert“, findet er. Brand spielt Tuba, ganz der Blechner. Polka und Märsche spielt er am liebsten. Auch seine beiden Kinder spielen in der Kapelle. So teilen sie sich nicht nur einen Familiennamen, sondern auch die Musik. Und so, wie ihm das Vereinsleben und das ehrenamtliche Engagement weitergegeben wurden, gibt er es an seine Sprösslinge weiter. Letztlich sei es auch wichtig, damit etwas los sei im Dorf, sagt er.

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Auch einen ungewöhnlichen Verdienst kann Brand verbuchen. Lange hat er die Sauhunde, eine Gruppe Sipplinger Narren, abgehalten, die Schüler zu überfallen. Was grausam klingt, ist ein Fastnachtsbrauch. Die Suhund tragen grässliche Masken, beschreibt er. Sie kommen aus einer Zeit, als Kinder noch erschreckt oder gar geschlagen wurden. Wie eine Armee der Untoten sehen sie aus. Und er bot ihnen Frühstück an, weil sein Betrieb neben der Schule lag. Seitdem rücken sie nicht mehr aus, um junge Schulgänger zu malträtieren, sondern bei Brand versorgt zu werden. Seit diesem Jahr allerdings nicht mehr. Der Handwerker wurde zum Narrenvater und hat das närrische Diner in andere Hände legen können.

Vera Brand hilft, wo sie kann

„Für mich ist es der schönste Ort der Welt“, sagt Vera Brand. Sie ist mit Jörg Brand verheiratet und wie er ein Sipplinger Urgestein, doch hat sie auch schon fern des Bodensees gelebt, in Ludwigsburg und in Spanien. Immer wieder kam sie gern zurück ans Schwabenmeer. Hier ist sie verwurzelt, hier wohnt ihre Familie und hier bringt sie sich ein, um den Ort ein Stück besser zu machen.

Vera Brand bringt sich ein, um den Ort ein Stück besser zu machen.
Vera Brand bringt sich ein, um den Ort ein Stück besser zu machen. | Bild: Rasmus Peters

Die 53-Jährige hilft, wo sie kann. „Jeder setzt seine Talente ein, so vervollständigt man sich gegenseitig“, sagt sie. Steuerassistentin hat sie gelernt, beim Finanzamt, und anschließend Fremdsprachensekretärin. Über ihr Engagement in der DLRG, im Narrenverein und früher im Wanderverein ist sie gut vernetzt. Wegen ihrer Fähigkeiten wenden sich Freunde und Bekannte an sie, weil sie Fragen zum Steuerrecht und anderen Finanzdingen beantworten kann.

Auch im Wanderverein Sipplingen, wo sie einige Jahre aktiv war und ihr Schwiegervater im Vorstand saß, unterstützte sie mit ihrer Expertise. Dafür wurde sie auch ins Rathaus eingeladen, als der Verein sein 50. Jubiläum feierte. Das empfindet sie als Ehre, aber Dankbarkeit erhält sie über die Zufriedenheit ihrer Mitmenschen, sagt Brand. „Mich freut es einfach, wenn eine Dorfgemeinschaft funktioniert“, sagt sie.

Der neu gestaltete Rathausplatz im historischen Ortskern bietet stets eine eindrucksvolle Kulisse für das Sipplinger Dorffest.
Der neu gestaltete Rathausplatz im historischen Ortskern bietet stets eine eindrucksvolle Kulisse für das Sipplinger Dorffest. | Bild: Kleinstück, Holger

Um die Dorfgemeinschaft zu beschreiben, erzählt sie aus ihrem Urlaub. Mit einer befreundeten Familie waren die Brands in Frankreich, zu zehnt. Zusammen aßen sie, gemeinsam kümmerten sie sich um das Wohl der anderen. „So ist es auch im Ehrenamt“, konstatiert Vera Brand. Es ist ein erhebendes Gefühl, darauf zu achten, dass andere sich wohlfühlen, etwa beim Sipplinger Sommerfest Seezauber beim Kartoffeln schälen und Salat anrichten.

Nach ihrem Selbstverständnis ist sie ein Zahnrad, das sich im Hintergrund dreht. Aber wie so oft bei diesen Zahnrädern braucht es sie, damit die Mechanik funktioniert und die übrigen Riemen ineinandergreifen. So auch bei Vera Brand.

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Ihren Mann Jörg kennt sie seit der Grundschule. Sie war eine Klasse über ihm. Heute sind sie 33 Jahre zusammen, 23 davon verheiratet. „Ich bin noch mehr Sipplinger als mein Mann“, sagt sie und lacht. Warum? Ihre Ahnenlinie liegt noch länger im Ort: Ihre Eltern sind auch beide Sipplinger, sein Vater kommt aus dem Sauerland. Es sei ein Segen, sagt sie, die Familie, um sich zu haben. Ihre Kinder wohnen im Ort, ihre Schwester, ihre Mutter und ihre Schwiegermutter ebenso. Auch aus ihrer Schulklasse sei bestimmt die Hälfte noch oder wieder im Ort. Vera Brand hat ihren Platz gefunden und engagiert sich, weil sie ihn pflegen will.

Sipplingen in Zahlen, Daten, Fakten

  • Einwohner: 2061
  • Einwohner pro km²: 483
  • Durchschnittsalter: 47,6
  • Miete pro qm in Euro: 8,16
  • Wohnung Kaufpreis pro qm in Euro: 5531,17
  • Haus Kaufpreis pro qm in Euro: 6089,25
  • Auspendler: 842
  • Einpendler: 220
  • Bildung: Grundschule (1) mit Nachmittagsbetreuung
  • Bautätigkeiten: In Sipplingen gibt es in kommunalem Eigentum aktuell keine neuen Bauplätze.
  • Fernverkehr: nein
  • Regionalbahn: ja
  • Nahversorgung: 1 Landmarkt
  • Schwimmbäder: Naturbadestrand
  • Hausärzte 1
  • Pflegeheime/Seniorenzentren: nein
  • Kitaplätze: 71 Plätze im Kinderhaus für Ü3 und U3; fünf Kinder U3 in der Kinderstube