In welchem Stadium der Campus-Planung befinden wir uns momentan?

Wir befinden uns in der Planungsphase für das neue Haupthaus des Gymnasiums. Während der Bau der Sporthalle für alle sichtbar voranschreitet, hat auch die Planung für das neue Gymnasium einen Meilenstein passiert: das Raumfunktionsbuch ist erstellt.

Was ist ein Raumfunktionsbuch?

Ein Anforderungsprofil an die neue Schule. Wir haben im Einklang mit den Schulbauförderrichtlinien erarbeitet, welche Räume und Flächen notwendig sind, um die pädagogischen Ziele zeitgemäß und auch in Zukunft erreichen zu können. Es handelt sich hierbei noch nicht um Architektenpläne, die festlegen würden, welcher Unterrichtsraum wo liegen soll. Wir haben aber eine wesentliche Vorarbeit dafür nun abgeschlossen. Einbezogen waren unter anderem das Lehrerkollegium, Vertreter von Schülern und Eltern, der Stadtverwaltung und des Gemeinderats.

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Was meinen Sie mit Schulbauförderrichtlinien?

Die Schulbauförderrichtlinien des Landes Baden-Württemberg geben an, welche Flächen für Unterricht, Lehrer und Verwaltung, Sammlungen, Inklusion und Ganztagsangebot einer Schule als notwendig erachtet werden und somit deren Baukosten auch grundsätzlich zuschussfähig sind. Dabei richtet sich die Höhe des Zuschusses auch nach dem Anteil der Auswärtigen – je größer deren Anteil, desto höher der Landeszuschuss.

Das Gymnasium Überlingen wurde 1967 eröffnet. Nun ist das Gebäude bald Geschichte.
Das Gymnasium Überlingen wurde 1967 eröffnet. Nun ist das Gebäude bald Geschichte. | Bild: unknown

Welche Erwartungen haben Sie als Schulleiter an den Neubau?

Ich erwarte mir für unser Gymnasium ausreichend große, ansprechende und funktionale Flächen und Räume, damit alle an unserem Schulleben Beteiligten gut lernen, arbeiten und sich wohlfühlen können. Ich erwarte mir, dass durch Jahrgangscluster altersgerechtes Lernen in verschiedenen Sozialformen und unterschiedlich differenzierten Gruppen erleichtert wird. Ich erwarte mir die notwendigen Räume für Ganztagsangebote ebenso wie für alle Fachbereiche mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen. Ich erwarte mir eine freundliche Architektur, die Offenheit und Transparenz atmet und gleichzeitig Rückzugsräume bietet.

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Für wie berechtigt halten Sie die Sorge von Eltern, die jetzt eine Anmeldung am Gymnasium erwägen, dass ihre Kinder die halbe Schulzeit auf einer Baustelle verbringen werden?

Der große Charme des Masterplans zur Campusplanung liegt darin, dass das neue Hauptgebäude nach dem Abriss der Gymnasiumssporthalle auf diesem Areal gebaut werden kann. Damit ist sichergestellt, dass der Unterricht in den Bestandsgebäuden weitgehend ungestört weitergehen kann. Die Sorge von Eltern, dass ihr Kind in einer Baustelle unterrichtet werden würde, ist daher unbegründet.

Auf disem Areal soll der neue Schulcampus entstehen.
Auf disem Areal soll der neue Schulcampus entstehen. | Bild: Hilser, Stefan

Und wie wirkt sich der Neubau auf den Unterricht im Bestandsgebäude aus?

Die Stadt Überlingen hat in die Bestandsgebäude mit Renovierungs- und Digitalisierungsmaßnahmen investiert, sodass unser Unterricht für die Übergangszeit in guter Weise gesichert ist. Wir garantieren, dass die Kinder und Jugendlichen über ihre gesamte Schulzeit angemessen gefördert werden. Sie erhalten eine breitere Basis für ihr Abitur und Angebote auf erweitertem Niveau zur Entfaltung ihrer Begabungen als an anderen Schularten. Ängste vor G8 oder dem Neubau halte ich für unbegründet.

Worin sehen Sie die größten Unterschiede zwischen jetziger und neuer Schule?

Ganz deutlich in der Grundstruktur, die durch Jahrgangscluster geprägt sein wird. Das bedeutet, dass alle Jahrgänge eigene Bereiche haben werden, die altersgerecht gestaltet sind und vielfältige differenzierte Arbeitsformen ermöglichen werden. Außerdem wird es Gemeinschafts- und Aufführungsräume geben sowie ein Science Center, das Synergien und moderne naturwissenschaftlich-technische Arbeitsweisen ermöglichen wird, wobei wir das Schülerforschungszentrum weiterhin integrieren möchten. Insgesamt werden wir stärker differenziert arbeiten sowie Inklusion und Ganztagsangebote besser berücksichtigen können.

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Handelt es sich bei den jetzigen Überlegungen nicht um Wunschträume?

Alle Beteiligten sind sich ihrer Verantwortung bewusst: Wir planen ein Gebäude, das vielfältigen Anforderungen gerecht werden muss, die sich zudem in den nächsten Jahrzehnten weiterentwickeln werden. Die Prognosen sagen übereinstimmend, dass es in zehn Jahren in Überlingen mehr Kinder am Gymnasium geben wird als heute. Also dürfen wir nicht schon jetzt Räume planen, die uns unnötig einengen und künftige Arbeitsformen verhindern.

Die finanziellen Mittel sind aber beschränkt.

Wir wollen und müssen verantwortungsbewusst mit den begrenzten Haushaltsmitteln umgehen. Daher handelt es sich um ein zukunftssicheres Projekt, keineswegs um unrealistische Wunschträume. Ich appelliere im Namen der Schulgemeinschaft an Verwaltung und Gemeinderat, in den nächsten Monaten auf der Basis des jetzt vorliegenden Raumfunktionsbuchs die Architektenausschreibung auf den Weg zu bringen.

Wie sieht der weitere Zeitplan aus?

Wenn das Architekturbüro gefunden sein wird, kann die weitere Planung beginnen. Deshalb muss dieser Schritt zeitnah geschehen. 2020 soll die Campus-Sporthalle fertiggestellt sein. Nach dem Umzug der Geräte aus unserer Sporthalle in die neue kann die alte Gymnasiumshalle abgerissen werden. An ihre Stelle und auf die Fläche unseres bisherigen Sportplatzes kann dann das neue Haupthaus gebaut werden, bei optimalem Verlauf also ab 2022.

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Zu Person und Abriss

  • Zur Person: Hans Weber ist Schulleiter des Gymnasiums Überlingen. Der 51-Jährige übernahm zum Schuljahr 2009/10 die Leitungsfunktion, vier Jahre zuvor kam Weber als Studiendirektor ans Gymnasium, das unter städtischer Trägerschaft steht. Zuvor arbeitete Weber am Martin-Heidegger-Gymnasium Meßkirch. Er unterrichtet die Fächer Deutsch, Gemeinschaftskunde und Wirtschaft. Nach seinem Studium war er Referendar am Seminar Rottweil. Mit seiner Familie wohnt er in Konstanz.
  • Zum Projekt: Der Gemeinderat stimmt im Februar 2018 in einem Grundsatzbeschluss für Abriss und Neubau des städtischen Gymnasiums. Den Ausschlag dafür gab ein Gutachten, in dem die Sanierungsfähigkeit des Schulgebäudes aus den 1960er-Jahren untersucht wurde. Die Kosten für Sanierung wurden gleich hoch geschätzt wie für einen Neubau, jeweils rund 55 Millionen Euro. Zuschüsse aus dem Schulbauförderprogramm gebe es aber nur für einen Neubau, nicht für eine Sanierung. Das Architektenbüro "Orange Blu" aus Stuttgart stellte fest, dass es nicht möglich sei, das Schulgebäude durch eine Sanierung auf den Standard eines Neubaus "mittlerer Art und Güte" zu bringen. Insbesondere das Tragwerk verfüge über keinerlei Reserven für zusätzliche Lasten aus Sanierungsmaßnahmen.
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