Ginge es nach Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH), lösten Lasershow und Klangwelten überall in Deutschland die Silvester-Feuerwerke ab. Auch in Überlingen. Resch spricht von einer massiven Belastung für die Umwelt, insbesondere durch die privaten Feuerwerke. Auch in der Debatte um die neue B 31 meldete Resch sich aktuell zu Wort.

„Ich bin keine Spaßbremse und feiere gerne, es gibt aber gute Alternativen zu der üblichen Knallerei.“Jürgen Resch.
„Ich bin keine Spaßbremse und feiere gerne, es gibt aber gute Alternativen zu der üblichen Knallerei.“Jürgen Resch. | Bild: Hilser, Stefan

Der Umweltschützer weist auf die freigesetzten Schadstoffe, und den zurückbleibenden Müll hin. „Einmal im Jahr gibt es eine Verschmutzungs-Orgie, die Umwelt wird dabei regelrecht verwüstet, auch viele Plastik-Fragmente gelangen dadurch in die Nahrungskette“. Besonders schädlich sind seiner Meinung nach die Feinstäube für Kinder und Allergiker. „Bei einer Inversionswetterlage, also austauscharme Luft das ist gerade im Winter besonders häufig, haben wir die Luftbelastung tagelang“. Resch spricht von 5000 Tonnen Feinstaub und 38 000 Tonnen Plastikmüll an Silvester in Deutschland.

In der letzten Nacht eines jeden Jahres würden bundesweit auf einen Schlag die Feinstäube des gesamten Straßenverkehrs von zwei Monaten freigesetzt. „Ich bin keine Spaßbremse und feiere gerne, es gibt aber gute Alternativen zu der üblichen Knallerei“, sagt Jürgen Resch. Paris, Stuttgart aber auch das kleinere Landshut mit 71 000 Einwohnern, verbieten die privaten Feuerwerke, und organisierten stattdessen eine „Licht-Laser-Musikshow“, dies wünscht sich Resch auch für Überlingen.

Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe, hier als Teilnehmer einer Demonstration von „Fridays for future“ in Überlingen, ...
Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe, hier als Teilnehmer einer Demonstration von „Fridays for future“ in Überlingen, bei einer Kundgebung auf der Hofstatt. | Bild: Hilser, Stefan

Regelrecht entsetzt ist der Umweltschützer, über die Entscheidung der Stadt Konstanz, dass kommende Seenachtsfest 2020 doch wieder mit dem herkömmlichen Feuerwerk zu veranstalten. „Denken Sie nur an die Verschmutzung, durch hochgiftige chemische Verbindungen, die in den Bodensee gelangen, und dass erlaubt eine Stadt, die den Klimanotstand ausgerufen hat, da erwarten wir wirklich mehr“. Resch nennt Barium-Nitrat und Strontium, sowie Kunststoffteile aus PVC und die Verbrennung mit Metallsalzen als Beispiele der Schadstoffbelastung durch Feuerwerke. Die freigesetzten Dioxine blieben beispielsweise durch Regen 500 Jahre in den Böden, erklärt Resch.

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Laser statt Böller?

Für einen fünfstelligen Betrag kann eine Kommune eine Licht-Laser-Show veranstalten, durch Sponsoren oder Eintrittsgelder könne dies finanziert werden. „Es wird viel Geld in die Hand genommen, um an Silvester zu böllern, der Eintritt zur Laser-Show ist vergleichsweise billig“, erklärt der Umwelt-Helfer.

Messungen in der Region

Im hiesigen Raum finden auch in der Silvesternacht die üblichen Luftmessungen in Friedrichshafen und Konstanz statt. Dort befinden sich die Messstationen des Landes Baden-Württemberg. Das Landratsamt Friedrichshafen führt keine separaten Messungen durch, entsprechende Anfragen von Bürgern liegen nicht vor, so der Pressesprecher. Auch die DUH führt keine Messungen, zum Beispiel in der Überlinger Altstadt durch, dies wäre laut Jürgen Resch zu aufwendig. Wohl aber gibt Resch zu bedenken, dass zwar in der Überlinger Innenstadt das Feuerwerk aufgrund der Brandschutzbestimmungen verboten sei, die Schadstoffe sich aber dennoch über das gesamte Stadtgebiet verteilten.

Edeka-Schmidt verkauft keine Kracher

Bei den üblichen Überlinger Lebensmittel, Bau- und Drogeriefachmärkten ist wie in den vergangenen Jahren auch 2019 das Silvesterfeuerwerk erhältlich. Die Edeka-Märkte in Überlingen haben sich nicht einer Aktion der Edeka-Nord angeschlossen, wonach man aus Umwelt- und Tierwohlgründen aus dem Verkauf von Silvester-Krachern in diesem Jahr aussteigt. Eine Ausnahme bildet der Edeka-Markt Schmidt in der Kurt-Hahn-Straße am Überlinger Krankenhaus. „Ich verkaufe schon seit 20 Jahren keine Silvester-Knaller aus Prinzip, da tun mir die Tiere viel zu sehr leid und die Umwelt auch“, so Inhaber Edgar Schmidt.

„Ich verkaufe schon seit 20 Jahren keine Silvester-Knaller aus Prinzip“, sagt Edgar Schmidt, Inhaber des Edeka-Markts Schmidt.
„Ich verkaufe schon seit 20 Jahren keine Silvester-Knaller aus Prinzip“, sagt Edgar Schmidt, Inhaber des Edeka-Markts Schmidt. | Bild: Hanspeter Walter

Umweltschützer Jürgen Resch ist gegen den Verkauf von Silvester-Feuerwerk an Privatleute, und erklärt: „Wir haben von der DHU einen Antrag an Minister Seehofer gestellt, die Sprengstoffverordnung zu ändern, und eine großflächige Böllerei zu verbieten. Die DUH hat dazu eine sechsstellige Petition im Bundesrat eingereicht. Allerdings ist mit einer Entscheidung nicht vor zwei Jahren zu rechnen“.

Resch regt zu Petition an

Überlinger Bürger könnten aber ebenfalls mit einer Petition an die Stadtverwaltung ein umweltfreundliches Feuerwerk erreichen, meint Resch. Die DUH wäre zur Hilfestellung bereit, sollte sich eine entsprechende Initiative in Überlingen gründen.

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