Die Idee war naheliegend. Überlingens neuer Stadtpfarrer Bernd Walter, der im Dezember seinen Dienst im Münster antrat, wurde um einen Gastbeitrag für den SÜDKURIER anlässlich des Weihnachtsfestes gebeten.
Ein unperfekter Ort
Sein Beitrag handelt davon, es dem Jesuskindchen gleich zu tun, das an einem unperfekten Ort zur Welt kommt: Man möge im Leben nicht immer alles perfekt machen wollen. Perfektionismus, eine Geißel. Sein Gastbeitrag wollte ja auch bebildert werden, und so entschied sich Pfarrer Walter dafür, sich selbst in einem Stall ablichten zu lassen.
Aber nur der Pfarrer, inmitten von Ochs und Esel? Wo blieb das Christkind? Walter war gewillt, eine Figur mitzubringen. Und zwar die wertvollste, die Überlingen zu bieten hat, das Jesuskindchen aus dem Hochaltar. Im Jahr 1616 wurde der in der Werkstatt Jörg Zürn geschaffene Altar eingeweiht, zwischen Zeiten der Pest und dem Beginn des 30-jährigen Krieges. Der Altar ist mithin der wertvollste Kunstschatz, den Überlingen sein Eigen nennt, und die Christusfigur sein Zentrum.

Pfarrer Bernd Walter und das Jesuskindchen kamen nicht alleine zum Fotoshooting auf den Bauernhof von Willi und Gerlinde Hahn, sie brachten Münstermeßner Markus Korn mit. Besser gesagt: Er trug die wertvolle Figur in einer großen Waschschüssel, umwickelt mit einer Decke, vom Auto zum Stall, und er achtete darauf, dass der Pfarrer in Gummistiefeln nicht auf dem Mist ausrutschen und samt dem Jesuskindchen hinfallen würde.
Klappe, die erste: Bei den Kälbchen
Die erste Einstellung für den Fototermin fand an der Kälbchenbox statt. Das war noch gut zu meistern. Das Tier, ein Bullenkälbchen, schaute nur neugierig nach den ungewöhnlichen Besuchern und wirkte eher niedlich klein.
Schon etwas aufdringlicher wurde da das Jungvieh. Eines schleckte dem Pfarrer am Ärmel, das andere streckte seine lange Zunge nach dem Christkind aus.

Blut und Wasser schwitzte Meßner Markus Korn, als Pfarrer Walter zu einem veritablen Rindvieh in den Stall trat. Nicht, dass er um den Geistlichen Angst gehabt hätte, der wuchs auf einem Bauernhof auf und weiß schon, wie mit Rindern umzugehen ist. Doch zeigte sich, dass ja auch das Jesuskindchen seine ersten Tage auf einer Art Bauernhof erlebte. Wie sollte es also anders sein: Alles ging gut.

Vielmehr war's das liebe Vieh, das keine große Begeisterung für dieses Krippenspiel zum Ausdruck brachte.