Auf ihre bisher erfolgreichste Saison blickt Johanna Siebler vom Leichtathletik-Club (LC) Überlingen zurück: Die 15-Jährige wurde in ihrer Altersklasse im August in Lage (Landkreis Lippe/Westfalen) nicht nur Deutsche Meisterin im Siebenkampf, der Königsdisziplin der Leichtathletik, sondern in Kassel auch Süddeutsche Meisterin über 80 Meter Hürden.
Ihre Erfolge hat Bundestrainerin Eva Rapp schnell erkannt: Im September des Vorjahres lud sie die Gymnasiastin zur Teamwoche Mehrkampf des Deutschen Leichtathletik-Verbandes ein. Diese fand im Bundesleistungszentrum Kienbaum bei Berlin Mitte Oktober statt. Rapp nominierte sie dort in den Bundeskader: zweifelsohne die Krönung einer hervorragenden Saison und ein großer Schritt in der Karriere der jungen Leichtathletin. Johanna Siebler ist die Einzige aus dem Jahrgang 2000, die in den Bundeskader Mehrkampf aufgenommen worden ist. „In diesem Alter gibt es noch keine Bundeskadernormen. Aufgenommen können nur Athleten werden, denen eine besonders positive sportliche Karriere zugesprochen wird“, sagt ihr Vater und Trainer, der Diplomsportlehrer Bernd Siebler, gleichzeitig Vorsitzender des LC Überlingen.
Ein straffer Zeitplan
Es war im Jahr 2005, als Johanna Siebler in Salem mit der Leichtathletik erstmals in Berührung kam: Seinerzeit trainierte dort ihr älterer Bruder und Vorbild Jakob, heute beim LAV Tübingen. Drei Jahre später hatte sie ihren Wettkampf. Betätigte sie sich anfangs nur einmal pro Woche sportlich, so hat sich das nach und nach gesteigert. „Im Sommer sind es so vier bis fünf Mal in der Woche, dass ich trainiere“, sagt die Überlinger Leichtathletin. Jetzt im Winter sind es meist drei Nachmittage beziehungsweise Abende, dass sie in der Kreissporthalle anzutreffen ist. Einmal wöchentlich geht es montags nach der Schule mit ihrem Vater nach Stuttgart in die dortige Leichtathletikhalle, weil dort optimale Möglichkeiten für das Training in der Halle bestehen. Die Schule leide durch ihren intensiven Sport nicht, davon ist Johanna überzeugt, die in Meersburg die neunte Klasse des Droste-Hülshoff-Gymnasiums besucht. „Ich lerne beispielsweise auch auf den Fahrten nach Stuttgart“, sagt die 15-Jährige, die es als großen Vorteil sieht, dass sie nicht ein G8-Gymnasium, das das Abitur nach der zwölften Jahrgangsstufe vorsieht, absolviert. „Dadurch ist einfach mehr Zeit.“
In der Leichtathletik sei es so üblich, in jungen Jahren sich zunächst nicht zu spezialisieren, deswegen der Mehrkampf. „Im Wurf war ich anfangs nicht so gut, deswegen haben wir das mehr trainiert“, schmunzelt die Schülerin. Heute favorisiert sie neben Kugelstoßen und Speerwurf den Hürdenlauf. Johanna Siebler: „Der Rest macht mir natürlich auch Spaß, aber die Hürden sind schon das Beste.“ Kein Wunder, dass sie derzeit in ihrer Altersklasse bundesweit mit 11,76 Sekunden die schnellste Hürdenläuferin über 80 Meter ist.
Das viele Training zahlt sich aus
Schon die Wintersaison 2014/2015 verlief für die Überlingerin sehr gut. In der Halle wurde sie Badische Meisterin über 60 Meter Hürden, gewann auch das Stabhochspringen in ihrem letzten Stab-Wettkampf, da sie sich nach dem Winter voll auf den Siebenkampf konzentrieren wollte. Im Sommer holte sie dann vier badische Meistertitel: über 80 Meter und 300 Meter Hürden, im Kugelstoßen und mit der 4x100-Meter-Staffel. Johanna Siebler ging dann mit einem hohen technischen Niveau in allen Disziplinen in die Sommersaison: Sie wurde souverän Süddeutsche Meisterin über 80 Meter Hürden in Kassel und war in dieser Disziplin auch als Favoritin bei den Deutschen Meisterschaften gemeldet. In Köln habe sie allerdings nicht mit dem psychischen Druck umgehen können und den vierten Platz erreicht, so Bernd Siebler. Ein zweiwöchiges mentales Training bis zu den deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Lage habe aber seine Wirkung gezeigt. Bernd Siebler: „Sie ging locker in den Wettkampf und gewann gleich zu Beginn deutlich die Hürden. Während des ganzen Wettkampfs wurde sie ihrer Favoritenrolle gerecht und konnte mit 133 Punkten Vorsprung eine neue persönliche Bestleistung von 4002 Punkten aufstellen.“ Mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Siebenkampf, bei dem sie das 26-köpfige Teilnehmerfeld von Anfang an dominierte, und der anschließenden Berufung in den Bundeskader D/C war Johanna Siebler im deutschen Spitzensport angekommen.
Und ihre Ziele? „Dieses Jahr habe ich kein spezielles Ziel, ich mache meine Wettkämpfe, gebe mein Bestes und möchte an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen“, sagt die Schülerin. Auch internationale Erfahrung will sie bei den Europameisterschaften in Tiflis in Georgien sammeln. Allerdings könnte die Qualifikation als jüngerer Jahrgang der U16-Jährigen recht schwer werden. Im kommenden Jahr aber, wenn sie im älteren Jahrgang ist, möchte die dann 16-Jährige bei der Weltmeisterschaft U18 in Nairobi in Kenia teilnehmen. „Also, dahin zu kommen, das ist schon mein langfristiges Ziel“, sagt Johanna Siebler, eines der größten bundesdeutschen Talente im Siebenkampf.
Zur Person und Wahl
Johanna Siebler: Die 15-Jährige ist Deutsche Meisterin in ihrer Altersklasse im Siebenkampf. Aufgenommen worden ist sie im D/C-Bundeskader des Siebenkampfes. Die Gymnasiastin wurde im Leichtathletik-Bezirk Hegau-Bodensee Nachwuchssportlerin des Jahres 2014. In der Deutschen Bestenliste belegt sie jeweils den ersten Platz im Hürdenlauf (11,76 Sekunden), Siebenkampf (4002 Punkte), Vierkampf (2300 Punkte) und Block Sprint/Sprung (2896 Punkte). Die weiteren Platzierungen: Kugel (13,56 Meter, achter Platz), Speer (42,31 Meter, neunter Platz), Weitsprung (5,53 Meter, zwölfter Platz).Die Wahl: Die Leser des SÜDKURIER können bis Montag, 22. Februar, ihre Stimme für die Sportlerwahl abgeben. Dazu müssen Sie nur zu Handy oder Telefon greifen und die Basis-Nummer 0 13 79/37 05 00 wählen.
Entscheidend ist dann, dass Sie folgende Endziffern anhängen: Fußballer B-Junioren FC 09 Überlingen -51, Hip-Hop-Tänzer Lea Pollini und Ramon Espinosa -52, Racingteam SMCÜ -53, Fabian Gläser vom Ruder-Club Bodan -54, Johanna Siebler vom Leichtathletik-Club -55, Hubert Merkelbach vom BYCÜ -56, Thaiboxer Sebastian Harms Mendez -57.
Ein Anruf aus dem Festnetz der Telekom kostet 50 Cent, Mobilfunk deutlich mehr. Anzugeben ist neben Namen und Adresse das Stichwort „Sportlerwahl“.
Die Abstimmung ist auch möglich per E-Mail, mit dem am 26. Januar veröffentlichten Coupon, auf Facebook oder unter www.suedkurier.de/sportlerwahl.