Ein Schüleraustausch bringt den damals elfjährigen Levid Steiner auf den Geschmack des Kletterns. In Frankreich besuchte er für ein dreiviertel Jahr eine Gastfamilie, diese kletterte, wie er im Gespräch mit dem SÜDKURIER erzählt. Zusammen mit seiner Gastfamilie ging er einmal in der Woche ins Klettertraining. In Deutschland blieb er bei seinem neuen Hobby, Levid klettert seitdem im Deutschen Alpenverein (DAV) in Überlingen.

Jetzt ist der 19-Jährige für die Wahl zum Sportler des Jahres in Überlingen nominiert, weil er als Mitglied in den Landeskader berufen wurde. Er blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück. Beim Bouldern in Tübingen belegte er den zweiten Platz. Diese hervorragende Platzierung konnte Levid Steiner später im Lead-Klettern wiederholen. Beim Baden-Württemberg-Cup Lead in Freiburg erzielte er ebenfalls den zweiten Platz. Beim BaWü-Cup Lead in Offenburg schaffte er es auf Platz drei. Mit seinen Leistungen qualifiziert sich Levid Steiner für die Deutschen Meisterschaften zunächst im Bouldern, dann im Lead.

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Die Vorbereitung auf einen Wettkampf sei intensiv und dauert einige Wochen, denn vor einem Wettkampf versuche er in so vielen Boulderhallen zu klettern wie möglich, erklärt Levid Steiner. Anders sei dies im Speed-Bouldern. „Das ist eigentlich mehr Leichtathletik als Klettern“, erklärt er lachend. Ein bestimmtes Ritual vor einem Wettkampf habe er jedoch nicht. „Ich habe halt meine Aufwärmroutine, die bringt mich dann in Modus vor einem Wettkampf.“

Große Hände sorgen für Vor- und Nachteile

Im Winter sei wettkampffreie Zeit, daher betreibe er vor allem Kraft- und Aufbautraining. „Man trainiert an einer 45-Grad-Wand, auch Definierwand genannt. Dabei trainiert man hauptsächlich Kraft“, erklärt der Sportler. Einen besonderen Griff im Klettern habe er nicht, dafür aber große Hände, welche ihm bei bestimmten Griffen zum Vorteil werden. „Im Zangengriff bin ich überdurchschnittlich gut, würde ich sagen“, beschreibt er. „Große Hände sind, würde ich sagen, am Fels eher von Nachteil, weil man da oft so kleine Leisten halten muss, wo dann die Hebelwirkung bei mir größer ist.“ Generell sei er jedoch mit seinen 1,78 Metern nicht besonders groß.

Außerhalb der Wettkämpfe kletterte er in der Vergangenheit verschiedene Wände mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden der Fontainbleau-Skala. Die Bewertung der Routen sei dabei subjektiv, erklärt Steiner. Die Skala beginnt mit 2, was die leichteste Stufe ist. Davon geht es dann weiter mit den Unterteilungen 2a,b und c. Das geht bis 5. Anschließend geht es mit einem + weiter. 6a+ ist also schwerer als 6a. Die aktuell höchste Bewertung ist 9a, wie der Website Schwierigkeitsgrade beim Bouldern zu entnehmen ist. Die UIAA-Skala gebe es zwar auch, diese werde jedoch nur in Deutschland verwendet und nicht international, erklärt Levid Steiner.

Bild 1: Sportlerwahl Überlingen: Hoch hinaus mit dem Zangengriff
Bild: Jäckle, Reiner

Klettern in Norwegen

Eine besondere Herausforderung für ihn sei die 8c-Route in Norwegen gewesen. Vier Tage habe er für die Bergwand mit dem Schwierigkeitsgrad gebraucht, aber aufgeben wollte er nicht. „Es hat sich immer sehr machbar angefühlt und nicht noch mal reinzugehen war keine Option.“ Jeweils bis zu einer Stunde hing er in der Wand, berichtet der 19-Jährige. Die Route sei bisher seine Schwerste gewesen, aber: „Ich würde sagen, sie ist mein größter Erfolg“, erklärt Steiner stolz. „Hätte ich nicht gedacht, dass ich das dieses Jahr schon machen würde.“

Endlich in den Spagat kommen

Auch für die nächste Saison sind die Ziele schon gesetzt. „Ich möchte bei den Deutschen Meisterschaften auf jeden Fall ins Halbfinale kommen“, sagt Steiner. Auch sportlich sei das Ziel, dieses Jahr endlich in den Spagat zu kommen. Aber nicht nur sportliche Ziele sind für das Jahr 2024 gesetzt, denn Levid Steiner im vergangenen Jahr mit dem Studium begonnen.

In Augsburg studiert er medizinische Informatik im ersten Semester. Der Studiengang enthalte viel Mathematik und Informatik, aber auch den medizinischen Aspekt, wie zum Beispiel das Krankenkassensystem.

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Die passende Kletterhalle ist wichtig

Eigentlich wollte er nach dem Abitur auf Reisen gehen und dann im Winter in Spanien klettern gehen, aber leider habe er keinen passenden Reisepartner gefunden, daher habe er sich nach Unis umgeschaut. „Ich hab‘ geschaut, wo die besten Hallen zum Klettern sind und dann geschaut, welche Studiengänge dann in der Uni angeboten worden sind“. So sei er nach Augsburg gekommen, um dort medizinische Informatik zu studieren. Eigentlich wollte er Medizin studieren, jedoch hätte er dafür mit dem Sport zeitweise aufhören müssen. Das kam für ihn jedoch nicht infrage, erklärte Levid Steiner. Wie er in der Prüfungszeit weiter klettern kann, ist bisher nicht ganz klar. Er hofft, nicht zu viele Trainingseinheiten ausfallen lassen zu müssen. „Wie das wird, kann ich jetzt noch nicht sagen, das sehe ich dann, wenn die Prüfungen losgehen.“