Ihn vorzustellen hieße, Eulen nach Athen zu tragen: Hubert Merkelbach ist seit vielen Jahren auf den Gewässern der Welt erfolgreich unterwegs, wurde für seine Erfolge auch schon als Sportler des Jahres ausgezeichnet. In diesem Jahr ist der 60-jährige Starboot-Segler erneut nominiert, denn seine Ergebnisse im Vorjahr können sich mehr als sehen lassen.
Erfolge mit dem Starboot
Beim Starboot, mit dem er seine Erfolge erzielt, gilt es, 30 Quadratmeter Segelfläche zu beherrschen. Es handelt sich um ein offenes Zweimann-Kielboot für den anspruchsvollen und athletischen Segler, weshalb es immer wieder Topsegler aus aller Welt in diese Bootsklasse zieht. „Man arbeitet körperlich hart und versucht, das Boot auf möglichst hohe Geschwindigkeit zu bringen. Und das noch an tollen Plätzen in dieser Welt“, sagt der Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin. Entscheidend seien körperliche Fitness und Kraft, aber auch die entsprechende Taktik, Winddrehungen und -strömungen auf dem Wasser optimal auszunutzen. Das alles scheint er zu besitzen, blickt man auf seine vorjährigen Erfolge zurück.

Intensives Training am Gardasee
Im Frühjahr bereitete er sich mit seinem Vorschoter Kilian Weise am Gardasee im Trainingslager intensiv vor. Highlight der Saison waren seinen Angaben zufolge der Gewinn der Triple-Meisterschaft („Regatta Tri-Star“), die in Bregenz in einem großen Regattafeld mit 70 Teams stattfand. „Das heißt, wir sind gleichzeitig internationaler deutscher, österreichischer und Schweizer Meister geworden“, freut sich der gebürtige Westfale, der schon seit seiner Jugend auf dem Wasser zu Hause ist. Des Weiteren gewann Merkelbach zwei sogenannte District-Meisterschaften: Den 13. District (Heinz Nixdorf Trophy) am Steinhuder Meer im April und den 17. District am Tegernsee im August.
Außerdem wurden die beiden Vizemeister bei der Distriktmeisterschaft im italienischen Viareggio und belegten unter 32 Schiffen einen fünften Platz bei der Europameisterschaft (Starboat Eastern Hemisphere Championship) in Warnemünde im Juli. Bei der im September ausgetragenen Weltmeisterschaft in Scarlino in Italien mit 96 Teams standen Merkelbach und sein Partner bis zum letzten Rennen auf dem Podest als Drittplatzierte, „hatten dann aber ein unglückliches letztes Rennen und sind dann noch auf den neunten Platz zurückgefallen“, erläutert Merkelbach. „Aber summa-summarum wieder eine erfolgreiche Saison. Die professionelle Vorbereitung hatte sich ausgezahlt.“
Viele Pläne für dieses Jahr
Auch in diesem Jahr hat der segelnde Orthopäde wieder jede Menge vor: Am Gardasee wird mit dem Training begonnen, los geht‘s dann mit einer internationalen Meisterschaft in Holland im April, es folgt die Europameisterschaft in Österreich am Attersee im Juni, die deutsche Meisterschaft im Rahmen der Travemünder Woche im Juli und noch eine große Meisterschaft in Eckernförde. Merkelbach: „Also es geht von Österreich über den Gardasee bis zur Ostsee hoch.“
Fitness und Kraft
Möglich sind seine Erfolge natürlich nur mit ausreichend Training. Fitness und Kraft stehen bei dem Arzt mehrmals wöchentlich an, ebenso wie Läufe über zehn Kilometer. Im Sommer kommt das Segeln hinzu: Das Training findet zumeist dort statt, wo die Wettkämpfe über die Bühne gehen. Keine Frage, dass die entsprechende Zeit kostet. Während kleine Regatten immer am Wochenende stattfinden, erstrecken sich größere Regatten wie die Europameisterschaft über fünf Tage. Selbst Urlaub muss der Orthopäde für seinen Sport opfern. Dennoch bleibt noch genügend Zeit für das Private. „Ich versuche, eine Balance mit Beruf und Familie herzustellen“, sagt der Unfallchirurg. Wichtig sei auch, dass er mit seinem Segelpartner, mit dem er seit ein paar Jahren gemeinsam segelt, harmoniere. „Wir sind ein eingespieltes Team. Viele Sachen laufen schon unabgesprochen, jeder hat seine Aufgaben auf dem Boot.“ Ohne einen guten Mitsegler habe man bei internationalen Wettbewerben keine Chance. Merkelbach: „Jedes Manöver muss sitzen, dann läuft‘s auch.“
Viele Freunde in der Welt
Und was fasziniert den Überlinger Arzt überhaupt am Segeln? „Der Wettkampf an sich macht mit Spaß und spornt mich immer wieder an“, sagt Merkelbach. „Und das ganze Jahr über körperlich zu trainieren, fit zu bleiben, Kraft- und Ausdauertraining zu machen.“ Das relativ kleine Starboot durch Wind und Wellen mit vollem Körpereinsatz zu steuern, sei „einfach ein tolles Gefühl. Das mache ich jetzt schon seit vielen Jahren und es macht mir immer noch viel Spaß“, erläutert Merkelbach. „Und es sind die vielen Freunde, die ich durch den Segelsport in der ganzen Welt kennengelernt habe.“