Eine besondere Herausforderung für das Segel-Jugendteam des Bodensee-Yachtclubs Überlingen war das Bundesligafinale in Amsterdam 2023. Die meisten Trainingseinheiten wurden mit wenig Wind gefahren, beim Bundesligafinale in Holland gab es dann aber starke Winde. „Da mussten wir erst einmal wieder reinkommen, denn alles ist viel schneller und hektischer mit starkem Wind“, erklärt Steuermann Jonathan Steidle. Am Ende hat sich die Anstrengung gelohnt, sie wurden Erster von 27 teilnehmenden Teams in der Bundesliga.

Vizetitel in der Youth Sailing Champions League

Viele der Segel-Wettkämpfe sind weiter weg, wie zum Beispiel die Youth Sailing Champions League. Das Jugendteam des BYCÜ sicherte sich in Kiel hinter dem Regattaclub Oberhofen den Vizetitel. Gestartet ist das Team mit Steuermann Jonathan Steidle, Taktiker Lasse Kenter, Trimmer Gustavo Melcher und Vorschiffsmann Johannes Maier und gewann elf der 14 Rennen.

Dass die Events vom Bodensee weit entfernt seien, sei kein Problem. Die moderne Arbeitswelt ermögliche es, dass die Segler von unterwegs aus arbeiten, erklärt Steidle. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem eigenen Auto sei man schnell vor Ort.

Sieg in der Junioren-Segel-Bundesliga

Im Junior-Bundesligateam segeln bis sechs Leute mit, alle Segler müssen unter 23 Jahren alt sein, um im Bundesliga-Jugendteam mitzusegeln, so Steidle. Jeder habe im Team seine Stärken und Schwächen und kenne diese auch, daher sei jeder am besten auf seiner Position und wisse, wann er in Top-Form ist. Beim Segeln sei nicht nur die einzelne Leistung wichtig, sondern auch die Teamarbeit. „Segeln ist nicht wie Fußball. Einer kann nicht mit dem Boot voraus schwimmen und uns alleine retten, wir sitzen alle auf einem Boot“, erklärt Melcher.

Dass sie 203 in der Deutschen Junioren Segel-Bundesliga gewonnen haben, sei ein Statement, sagt Steidle. „Jeder kennt uns in Segeldeutschland“, ergänzt er. Auch international ist das Jugend-Bundesligateam aus Überlingen bekannt.

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Große Ziele für die kommende Saison

Ihr Ziel für die neue Saison sei es vor allem, den Platz in den Deutschen Junioren Segel-Bundesliga zu verteidigen und bei der Youth Champions-League den ersten Platz zu ersegeln, so Steidle. Auf weitere Sicht sei dann das Ziel, auch in der normalen Bundesliga mitzusegeln und sich dort einen Namen zu machen.

„Die Bundesliga der Erwachsenen ist noch einmal deutlich schwerer“, erkennt Steidle an. Teilweise segelt er auch dort mit und kann daher sehr gut vergleichen. Auch dieses Jahr wird es wieder ein Haupttraining am Gardasee geben, an dem auch die anderen Clubs des Bodensees teilnehmen werden. Dadurch könne man mit den anderen Teams trainieren, um auch kleinere Regatten zu fahren. „Es ist schön, sich über die Clubgrenzen zu verstehen“, sagt Steidle.

Die Chemie im Team stimmt

Es ist schon eine feste Tradition, dass die Segelsaison des Jugend-Bundesligateams vom Bodensee-Yachtclub Überlingen (BYCÜ) mit einem Hauptjahrestraining am Gardasee startet. Vor dem Treffen in Italien werde ein Wochenende lang alles vorbereitet und aufgebaut. „Wir holen die Boote aus dem Winterschlaf“, sagt Steuermann Steidle.

Dass sich die Teammitglieder schon so lange kennen, sei ein großer Team-Vorteil, sagt Steidle beim SÜDKURIER-Gespräch. Dadurch könne man oft schon Fehler im Voraus vermeiden. „Die Teamchemie ist sehr gut“, schwärmt auch Leonardo Honold. Im Team habe zwar jeder seinen festen Posten, aber viele können auch auf anderen Positionen segeln, ergänzt Gustavo Melcher. Um große Rückfälle zu vermeiden, versuche das Team bei jedem Wettkampf in den Top drei mitzusegeln. Steuermann Jonathan Steidle starte am liebsten von ganz vorne links.

Das Team bei der Travemünder Woche.
Das Team bei der Travemünder Woche. | Bild: SK-Archiv

Mit Ritualen und Schlachtrufen zum Erfolg

Vor den Rennen geht es um die richtige Motivation. Und auch nach einem Sieg habe das Team ein ganz besonderes Ritual: : „Ich schreie ‚Über‘, die anderen ‚-Lingen‘, dann wieder immer und immer wieder Überlingen Überlingen ey ey ey“, erklärt Steidle. Das pushe die Gruppe und sporne zur Höchstleistung an.

Ein weiteres wichtiges Detail in ihrer Mannschaft sei das Aussprechen nach jedem Wettkampf. Denn obwohl man Streitigkeiten vermeiden will, gebe es Geschreie und Missverständnisse auf dem Wasser, sagt Gustavo Melcher. Es sei auf dem Boot klar, dass alle das Rennen gewinnen wollen und deshalb lauter werden. Um diese Auseinandersetzungen aufzuarbeiten, werde sich nach jedem Rennen ausgesprochen.

Das soll auch die Teamdynamik verbessern. „Man behält es während dem Rennen für sich und versucht so ruhig wie möglich zu bleiben“, erklärt Melcher. Die meisten Teammitglieder segeln seit der Kindheit. Sie seien sich ihrer Stärken bewusst, sagt Steuermann Steidle.