Von Sebastian Küster
6.50 Uhr: Hellwach und putzmunter öffnet Thomas Pross die Haustür. Mit viel Schwung wirft er sich seinen Mantel über das weiße Hemd und die rote Weste. Auf die Frage, wie lang sich der Narrenvater schon auf den Schmotzigen Dunschtig freue, antwortet er: "Eigentlich schon ein ganzes Jahr!"
7.15 Uhr: Girlanden, Luftschlangen und Plastikmasken verzierenden den Raum. Beim gemeinsamen traditionellen Frühstück im Hotel Ochsen begrüßen sich die Narren mit einem lauten "Juhu!". Es ist noch dunkel draußen, als die letzten Pläne geschmiedet werden. Die Stimmung ist entspannt, doch man merkt ihnen an, dass heute ein besonderer Tag auf sie zukommen wird.
7.30 Uhr: Thomas Pross führt durch die alte Narrenstube im Hotel Ochsen. Früher haben sich die Narren in dem großen, mit dunklem, schweren Holz verkleideten Saal getroffen und sich gemeinsam auf die fünfte Jahreszeit eingeschworen. "Einige habe ich noch persönlich kennenlernen dürfen", erzählt er stolz.
8.00 Uhr: Zwei große Kartons voller Brezeln transportieren Thomas Pross, Peter Graubach, Andreas Taglang und Volker Nies zu ihren Stationen und versorgen damit die Gastgeber. Alle packen mit an – auch der Narrenvater ist sich dafür nicht zu schade.
8.10 Uhr: Erste Station: Die Polizei. An einem reich gedeckten Tisch tauschen sich Polizisten und Narren aus. Pross verteilt an einige Polizisten Narrenorden. "Wir wählen die Träger nach Gefühl aus", sagt Pross, nachdem er gleich zu Beginn klarstellte: "Letztes Jahr waren wir zu lange hier und kamen in die Bredoullie. Heute müssen wir uns beeilen. Die Schulen warten bestimmt schon."
8.25 Uhr: Die Narren marschieren in die Realschule Überlingen ein. Dort warten unzählige Schüler bereits auf die Befreiung. Kaum übertritt der Narrenvater die Türschwelle, schon ertönt ohrenbetäubendes Geschrei. Ein Geschrei der Freude, dass die Elektronikmusik aus den Lautsprechern vergessen lässt.
10.45 Uhr: Nach der Befreiung der Schüler der Realschule, des Gymnasiums und der Wiestorschule: Narrenvater, Narrenmutter und die anderen Narren erklimmen über eine Leiter den Seiteneingang zum Rathaus in der Pfenniggasse.
11.20 Uhr: Nach dem Sturm auf das Rathaus genehmigen sich die Narreneltern Thomas Pross (links) und Peter Graubach mit Säckelmeister Volker Nies zwischen lauter Musik und Feierwütigen eine kurze Pause.
An dieser Stelle endet die Tour für Volontär Sebastian, der jetzt weiß, wie anstrengend so ein närrisches Programm sein kann. Für den Narrenvater stehen am Schmotzigen Dunschtig noch viele weitere Termine auf dem Programm: Etwa ein Besuch bei der Geschäftsleitung des Rüstungsunternehmens Diehl Defence, das Narrenbaumaufstellen auf der Hofstatt und der Wieberjuck am Hänsele Brunnen.
Bilder: Sebastian Küster