Die neu geschaffene Abteilung für Akutgeriatrie und Frührehabilitation am Helios-Spital Überlingen arbeitet schon seit Oktober 2016 erfolgreich. Doch bislang war der Fachbereich in einem Flügel des Haupthauses angesiedelt. Jetzt konnte das Team um Chefarzt Marc Riemer einen eigenen Neubau beziehen, der über einen Verbindungsgang angeschlossen ist.
Für ein unabhängiges Leben
Ziel ist es, ältere Patienten ab 65 Jahren nach einer akutmedizinischen Behandlung innen zwei bis drei Wochen zur vollständigen Genesung zu verhelfen, die anschließend gleich wieder ein selbstständiges und unabhängiges Leben im Alltag ermöglicht. Damit ersparen sich viele Patienten einen vorübergehende Aufenthalt in einer Kurzzeitpflege und können direkt nach Hause entlassen werden.
Dazu beitragen soll ein interdisziplinäres Team aus Fachmedizinern, Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten und Psychologen, wie Chefarzt Marc Riemer und Pflegedirektorin Daniela Klesel bei der Eröffnung betonten. Und eine ebenso angenehme wie komfortable Atmosphäre, in der den Patienten Begegnungsräume und eine bedarfsgerechte Infrastruktur zur Verfügung stehen, die den Weg in die Autonomie ebnen sollen.
30 Plätze in 15 Zimmern stehen zur Verfügung
Dazu gehören unter anderem eine eigene Küche oder ein kleiner Garten, der im Frühjahr eingerichtet wird. Insgesamt stehen hier jetzt 30 Pflegeplätze in 15 Zimmern zur Verfügung. Damit wurde die Kapazität gegenüber den bisherigen Räumen um 50 Prozent erhöht. In der Regel zwei Wochen und maximal 21 Tage können die älteren Patienten hier verbringen und langsam wieder fit werden.

„Schon seit mehr als fünf Jahren war dies ein wichtiges Thema und wir haben dies intensiv diskutiert“, erklärte Christoph Miltenberger, der Ärztliche Direktor des Helios-Spitals. Obwohl bislang noch keine optimalen Räume zur Verfügung gestanden hätten, seien die Erwartungen weit übertroffen worden und die Resonanz bei Patienten wie Mitarbeitern sei „großartig“ gewesen.
Engagement der Pflegekräfte macht es möglich
Möglich sei dies allerdings nur durch das große Engagement der Pflegekräfte um Daniela Klesel, die sich den umfangreichen Fortbildungen unterzogen hätten. Demgegenüber sei der Neubau für die Abteilung dank der gewählten Modulbauweise in einer „überschaubar kurzen Zeit“ fertiggestellt worden. Tatsächlich sind seit dem symbolischen Spatenstich und der offiziellen Eröffnung nicht einmal sechs Monate vergangen. In Betrieb gegangen ist die Station sogar noch im Januar.
„Für Patienten und Mitarbeiter ist damit ein Raum geschaffen worden, in dem die Frührehabilitation sehr gut umzusetzen ist“, betonte Pflegedirektorin Daniela Klesel. Dazu sei eine besondere Atmosphäre wichtig, die sich von der sonstigen Klinik etwas unterscheide. Nur möglich gewesen sei die neue Abteilung auch dadurch, dass sie mit Tatjana Korfhage und Birgit Wiesner zwei Pflegekräfte zu den erforderlichen zeitaufwendigen Fortbildungen überreden konnte. Nur mit diesen spezialisierten Fachkräften sei eine Abrechnung der Leistungen mit den Kassen möglich.

Der Neubau der Geriatrie zur Frührehabilitation mit seinen 30 Betten und die Investitionen von 3,8 Millionen Euro seien „ein Schritt, dem hoffentlich viele andere Kliniken folgen werden“, sagte Überlingens Oberbürgermeister Jan Zeitler. Gemeinsam mit der Akutmedizin und ihren Fachabteilungen mache dies den „Gesundheitsstandort Überlingen“ attraktiver und zukunftsfähig. Ein derart großes medizinisches Angebot sei für eine Stadt in dieser Größenordnung keineswegs selbstverständlich, erklärte Zeitler. Die Kommune wolle dies gemeinsam mit dem Helios-Spital weiterentwickeln.
Geriatrie in der Region
Geriatrische Abteilungen gibt es an verschiedenen Kliniken, die damit der demografischen Entwicklung Rechnung tragen. Eine geriatrische Frührehabilitation, die sich unmittelbar an eine akutmedizinische Behandlung anschließt, ist in der Region in dieser Form neu. Sie ermöglicht eine Betreuung älterer Menschen bis zur Wiedererlangung der Selbstständigkeit, ohne dass eine Kurzzeitpflege erforderlich ist.
Für den Landkreis Konstanz ist am Klinikum Radolfzell im Februar 2015 unter dem Dach des Hegau-Bodensee-Verbunds ein „Zentrum für Altersmedizin“ in Betrieb gegangen. Die Akutgeriatrie, wie sie in Radolfzell vorgehalten wird, stellt im Unterschied zur geriatrischen Rehabilitation ein stationäres Angebot dar, welches sich sowohl an den akut als auch den chronisch erkrankten Alterspatienten richtet.
Eine geriatrische Rehabilitation gibt es auch am Klinikum Friedrichshafen, das im Medizin Campus Bodensee mit dem Klinikum Tettnang und dem Krankenhaus 14 Nothelfer in Weingarten kooperiert. Einen geriatrischen Schwerpunkt gibt es auch am Klinikum in Singen. (hpw)