Sich inmitten der Naturgewalten Wind, Wasser und Wellen mit einem Segelboot zu bewegen und dabei neue Länder kennenzulernen, das ist für Hubert Merkelbach das Faszinierende am Segelsport. Der 53-Jährige, Mitglied im Bodensee-Yacht-Club Überlingen (BYCÜ), ist für die Sportlerwahl am 4. März im Kursaal zum Sportler des Jahres nominiert. „Wenn man auf dem Meer segelt, kann man sich das so vorstellen, wie wenn man auf einer Buckelpiste Ski fährt“, sagt der Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin. Beim Starboot, mit dem er derzeit die Deutsche Rangliste anführt, gelte es, 30 Quadratmeter Segelfläche zu beherrschen. Es handelt sich um ein offenes Zweimann-Kielboot für den anspruchsvollen und athletischen Segler, weshalb es immer wieder Topsegler aus aller Welt in diese Bootsklasse zieht. „Man arbeitet körperlich hart und versucht, das Boot auf möglichst hohe Geschwindigkeit zu bringen. Und das noch an tollen Plätzen in dieser Welt“, sagt er. Entscheidend seien körperliche Fitness und Kraft, aber auch die entsprechende Taktik, Winddrehungen und -strömungen auf dem Wasser optimal auszunutzen.

Und das alles scheint er zu besitzen, blickt man auf seine vorjährigen Erfolge zurück. "Die Saison war sehr gut, hat 2015 aber nicht mehr getoppt, was ich aber auch nicht erwartet hatte“, sagt Merkelbach mit Verweis auf seine Erfolge vor zwei Jahren, als er Europameister, südamerikanischer Meister und Vierter bei der Starboot-WM wurde. Im März erfolgreich aus Südamerika als Elfter bei der WM zurückgekehrt, ging es für ihn mit kleinen Regatten in Europa weiter, bevor er bei der EM in Warnemünde im Juli mit seinem Vorschoter Markus Koy Dritter punktgleich mit dem Zweiten wurde. Bei der Wettfahrt Eastern Hemisphere Championship, der inoffiziellen EM, kam er Anfang September im kroatischen Split auf Rang drei. Und zwei Wochen später folgte die DM am Starnberger See bei sehr drehenden Winden, bei der er Deutscher Vizemeister im großen Feld unter über 50 Booten wurde.

Schon seit seiner Jugend ist der gebürtige Westfale auf dem Wasser zu Hause. Merkelbachs Eltern hatten sich Ende der 1960er Jahre eine Jolle zugelegt, mit der er als Kind ein paar Mal mitfuhr. In der Nachbarschaft lebten Freunde, die bereits Mitglied im Bodensee-Yacht-Club waren, damals der einzige Segelverein in Überlingen. Sie fragten Merkelbach, ob er denn nicht Lust hätte, den Segelschein zu machen. „Klar, wenn man hier am See wohnt, muss man zumindest den A-Schein machen“, so Merkelbach. Er trat dann auch in den Verein ein und absolvierte erfolgreich den Segelschein. 1977 segelte er erstmals mit einem Laser, eine Einhand-Jolle mit 50 Kilogramm, leichter als der Segler selbst. Schnell wurde dieses 1970 entworfene Boot sehr beliebt, entsprechende Regatten bestanden aus bis zu 200 Booten. Merkelbach: „Jeder hatte das gleiche Material. Es ging nur noch darum, wer am besten segeln kann, wer die beste Kondition zum Raushängen und die beste Taktik hat. Der gewann dann auch die Regatta.“

Nach der Schule konnte er bald intensiv im Verein trainieren, der schon bald über eine Flotte von rund 20 Lasern verfügte. Nach dem Abitur kam Merkelbach zu einer Sportfördergruppe bei der Bundeswehr, trainierte unter anderem am Gardasee und schaffte es dort, bei einer Ausscheidungsregatta unter 180 Booten, Dritter zu werden. Als Mitglied dieser Gruppe hatte Merkelbach die Möglichkeit, während der ganzen Bundeswehrzeit profimäßig zu trainieren. „Praktisch jeden Tag haben wir gesegelt und gesegelt.“ Das brachte ihm in seinem Sport an die Spitze: 1983 wurde er in die deutsche Nationalmannschaft für eine Dauer von sechs Jahren aufgenommen. Zuerst im Laser, später im Starboot. Diesen beiden Bootsklassen ist der 53-Jährige bis heute treu geblieben.

Möglich sind seine Erfolge natürlich nur mit ausreichend Training. Fitness und Kraft stehen bei dem Arzt daher bis zu sechs Mal in der Woche an, drei Mal in der Woche läuft er eine Strecke über zehn Kilometer. Im Sommer kommt dann das Segeln hinzu: Trainiert wird meist dort, wo die Wettkämpfe stattfinden. Keine Frage, dass das entsprechend Zeit kostet. Selbst Urlaub muss der Orthopäde für seinen Sport opfern. Dennoch bleibt noch genügend Zeit für das Private. Merkelbach: „Ich versuche, eine Balance mit Beruf und Familie herzustellen.“

In diesem Jahr möchte er "noch einmal voll angreifen", wie er unterstreicht. Aus diesem Grund hat Merkelbach den ganzen Winter über trainiert, "vor allem Ausdauer- und Kraft, weil man hier im Winter nicht mehr unbedingt viel segeln möchte". Die Saison beginnt kommenden Monat wieder mit der "Miami Sailing Week" in Florida, Höhepunkte sind die WM in Dänemark Anfang Juli, im Herbst die EM in San Remo in Italien und anschließend die DM in Kiel. Auch am Bodensee wird es etwas besonderes geben: Eine District-Meisterschaft, in der sieben Länder zusammengefasst sind. Knapp 50 Boote werden Anfang Mai in Überlingen erwartet. Merkelbach: „Das ist fast so wichtig wie eine EM. Wir möchten natürlich als Lokalmatador einen guten Platz belegen.“

 

 

Zur Person

Hubert Merkelbach: Der Sportler des Jahres 2015 steht auch dieses Jahr wieder zur Wahl. Bei der Weltmeisterschaft der Starboot-Segler in Miami wurde er Elfter, bei der Europameisterschaft Dritter und die deutsche Rangliste führt er sogar an, obwohl er bei der deutschen Meisterschaft Zweiter wurde. In der Weltrangliste rangiert der Überlinger auf Rang acht und qualifizierte sich deshalb erstmals Ende des Jahres 2016 zum Finale der Star Sailors League in Bahrain.

Hubert Merkelbach wurde bereits vor zwei Jahren Sportler des Jahres.
Hubert Merkelbach wurde bereits vor zwei Jahren Sportler des Jahres. | Bild: Holger Kleinstück


Informationen zum Ablauf der Sportlerwahl und zum Galaabend

  • Die Leser des SÜDKURIER können bis Samstag, 25. Februar, ihre beiden Stimme für den Sportler und die Mannschaft des Jahres abgeben. Dazu müssen Sie nur zum Handy oder Telefon greifen und die Nummer 0 13 79/37 05 00 wählen. Entscheidend ist dann, dass Sie folgende Endziffern für die jeweiligen Kandidaten anhängen: Mannschaft des Jahres: Racing-Team vom Segel- und Motorbootclub Überlingen: -51, Team Tyga von der Tanzschule Päsler: -52, Sportler des Jahres: Ramon Kübler (Muay Thai Gym Mendez): -53, Hubert Merkelbach (Bodensee-Yacht-Club Überlingen): –54, Johanna Siebler (Leichtathletik-Club Überlingen) -55. Ein Anruf aus dem Festnetz der Telekom kostet 50 Cent, Mobilfunk kann abweichen. Anzugeben ist neben Namen und Adresse das Stichwort „Sportlerwahl“. Die Abstimmung ist auch möglich mit dem in der gestrigen Ausgabe veröffentlichten Coupon, unter der E-Mail-Adresse ueberlingen.redaktion@suedkurier.de oder im Internet: www.suedkurier.de/sportlerwahl-ueberlingen oder www.facebook.com/sportlerehrung
  • Die Gewinner werden während eines Galabends am Samstag, 4. März, bekannt gegeben. Der offizielle Teil beginnt um 19 Uhr und ist zunächst geprägt von den Ehrungen der Sportler und den Mannschaften aus Überlinger Vereinen. Vergeben werden wieder der Talent- und der Nachwuchsförderpreis, die jeweils mit 500 Euro dotiert sind. Zudem gibt es ein attraktives Rahmenprogramm. (hk)