Die Stadt Überlingen und die Landesgartenschau Überlingen 2020 halten an der Eröffnung der Landesgartenschau am 23. April fest. Das haben Überlingens Oberbürgermeister Jan Zeitler und die LGS-Geschäftsführer Edith Heppeler und Roland Leitner auf einer Pressekonferenz mitgeteilt. Die Landesgartenschau Überlingen könne „nach derzeitigem Kenntnisstand“ wie geplant stattfinden. Zur Begründung heißt es: „Das Ministerium für Soziales und Integration schätzt für Veranstaltungen im Freien derzeit das Risiko grundsätzlich eher gering ein.“ Für den Fall, dass sich dieser Kenntnisstand ändern sollte, haben Stadt und LGS allerdings keine Alternative in der Schublade. Auf Nachfrage des SÜDKURIER nach einem „Plan B“ sagte Zeitler: „Das wäre völlig abwegig.“

„Bei der Landesgartenschau handelt es sich um eine Freiluftveranstaltung mit einem mehrgliedrigen Gelände“, heißt es in der Presseerklärung von Stadt und LGS. Dort könnten sich die Besucher frei bewegen. Es werde ein „bunt gemischtes Publikum erwartet, das nicht vorwiegend risikogeneigt ist.“
Freiluftveranstaltung mit geringem Ansteckungsrisiko
Besucher von Gartenschauen seien weniger auf „Tuchfühlung“ als bei Konzerten oder Sportveranstaltungen, grenzten Stadt und LGS ihre Freiluftveranstaltung von ähnlichen Veranstaltungen wie Open-Air-Konzerten oder Bundesligaspielen ab. Diese werden mittlerweile abgesagt. LGS-Geschäftsführerin Edith Heppeler zur Besonderheit der LGS: „Die Menschen bewegen sich auf einem elf Hektar großen in fünf Teile untergliederten Gelände und laufen dazwischen durch die Stadt.“
Stadt und LGS erwarten zur Eröffnungsveranstaltung am 23. April 700 Gäste. So viele Personen fasst die Seebühne. LGS-Geschäftsführer Roland Leitner: „Möglicherweise werden wir die Bestuhlung aus hygienischen Gründen noch etwas luftiger stellen, dadurch könnte sich die Teilnehmerzahl verringern.“
Bei Großveranstaltungen mit einer zu erwartenden Teilnehmerzahl von über 1000 Personen ist der Veranstalter nach einer Weisung des Gesundheitsministeriums in der Pflicht, die Veranstaltung abzusagen. Die Gesundheitsämter schlagen dabei „den Ortspolizeibehörden entsprechende Maßnahmen vor“, heißt es seitens der Stadt. Deren zuständiger Fachbereichsleiter Raphael Wiedemer-Steidinger sagte: „Eine verbindliche Rechtsverordnung steht noch aus. Es werden nur Empfehlungen ausgesprochen.“

Veranstaltung mit über 1000 Personen würden danach untersagt, bei Veranstaltungen mit weniger als 1000 Teilnehmern werde eine individuelle Risikoabschätzung vorgenommen. Dabei beurteile die Ortspolzeibehörde die Veranstaltungen nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts sowie den Ergänzungen des Sozialministeriums. Die Behörde nehme anhand der Veranstaltungsliste eine Vorkontrolle vor und frage im Zweifelsfall immer „die zu treffenden Maßnahmen beim Gesundheitsamt an.“ Grundsätzlich dürfe erst einmal jeder eine private Veranstaltung machen. Raphael Wiedemer-Steidinger weiter: „Unter 200 Personen sieht die Landesregierung auch keinen Bedarf, einer detaillierten Überprüfung. Es gehe darum, ob Veranstalter sich in der Lage sähen, die geforderten Hygiene-Vorschriften umzusetzen.
Überlingen teilt Bedenken des Deutschen Städtetages
OB Zeitler betonte, man bewege sich in einem städtischen Spannungsfeld wobei es um die Fragen ginge, untersage man alles, lasse man nichts mehr zu oder versuche man etwas möglich zu machen anhand einer sehr engen Überprüfung. Grundsätzlich heißt es von der Stadt: „Die Stadtverwaltung Überlingen schließt sich den Bedenken des Städtetages an, ob und wie ein pauschales Verbot von Veranstaltungen mit weniger als 1000 Teilnehmern und Zuschauern rechtssicher begründbar ist.“

Vor diesem Hintergrund hat der Wirtschaftsverbund Überlingen den „Überlinger Frühling“ mit verkaufsoffenem Sonntag am 29. März verschoben. Im Gegensatz zur LGS kämen beim „Überlinger Frühling“ erfahrungsgemäß viele Menschen in die Stadt, die sich auch in den Geschäften drängen würden. Dort könnten die Hygienevorschriften nicht garantiert werden. Einen neuen Termin gib es gegenwärtig noch nicht. Das gleiche gelte für die Verschiebung der Sportlerehrung. Zeitler: „Wir wollen die Sportler in einem ihnen gebührenden Rahmen ehren.“ Vielleicht könne das auf der Seebühne im Rahmen der LGS nachgeholt werden.
Kartenverkauf bislang nicht rückläufig
Laut Roland Leitner gibt es zur Zeit keinen Rückgang beim Verkauf der Karten für die LGS. Nach Abschluss des Vorverkaufes sei der Verkauf zurückgegangen, aber das habe man erwartet. Bislang gebe es keine Änderung im Kaufverhalten der Kunden. Aktuell wurden 16.900 Dauerkarten verkauft, das entspricht einer Einnahme von etwa 1,3 Millionen Euro. Durch den Verkauf von Tagestickets erhofft sich die LGS Einnahmen von rund 8,2 Millionen Euro. Dauerkarten könnten nach den Richtliníen der LGS bei langwierigen Erkrankungen oder im Todesfall zurückgegeben werden.