Andreas Strobel

Während nur wenige Meter nebenan der Berufsverkehr vorbeirauscht, gräbt sich auf Überlingens momentan größter Baustelle unermüdlich eine Baggerschaufel in die Erde. Von der Schaufel, deren Dimensionen in etwa mit einem Kleinwagen vergleichbar sind, werden die Erdmassen dann in einen der wartenden Baustellen-LKW verladen. Fünf, sechs Schaufeln voller Erde, zwei kurze Hupsignale des Baggers, und der LKW-Fahrer weiß, dass die Ladefläche seines Fahrzeugs voll ist.

Schwenk über Baustelle B31 Video: Andreas Strobel

Dieses Schauspiel lässt sich momentan rund um die Uhr beobachten – zumindest, wenn man auf der B31 von Friedrichshafen kommend unterwegs ist. In einem großen Bogen wird man an dieser noch größeren Baustelle vorbeigeleitet, wenn man nach Überlingen möchte. Die Baustelle ist Teil des Ausbaus der neuen B31, der schon seit einigen Jahren läuft und wohl noch andauern wird. Bis zu sechs Meter unterhalb des bestehenden Geländes entsteht hier die neue Bundesstraße – und dafür müssen riesige Erdmassen bewegt werden.

Ein LKW lädt neun Kubikmeter Erde

Fast im Minutentakt verlassen beladene Fahrzeuge die Baustelle in Richtung Erddeponie. Zwischen 7 und 17 Uhr kann es sehr gut sein, dass man eines der Baustellenfahrzeuge vor sich hat, wenn man zwischen der östlichen und der westlichen Überlinger Abfahrt unterwegs ist. Denn die Erddeponie liegt gerade einmal fünf Kilometer von der Baustelle entfernt, kurz vor Nesselwangen.

Während ein LKW mit Erdaushub beladen wird, warten im Hintergrund bereits weitere, um eine durchgehende Arbeit zu ermöglichen.
Während ein LKW mit Erdaushub beladen wird, warten im Hintergrund bereits weitere, um eine durchgehende Arbeit zu ermöglichen. | Bild: Andreas Strobel

Aber wie viele Kubikmeter sind es denn überhaupt, um die es geht? "Im aktuellen Bauabschnitt werden rund 85 000 Kubikmeter Erde abgetragen", sagt Projektleiter Jens Kehrer vom Regierungspräsidium Tübingen. Geht man davon aus, dass etwa neun Kubikmeter Erde auf einen LKW passen, sind das fast 10 000 Ladungen.

LKW fährt vor Video: Andreas Strobel

Die bleiben aber nicht für immer auf der Deponie bei Nesselwangen liegen: "Circa 65.000 Kubikmeter werden in Straßendämmen, Geländemodellierungen und Wällen im aktuellen Abschnitt wieder verbaut", erklärt Kehrer. Der Rest wird im Jahr 2021 dazu dienen, den Anschluss der alten B31 in Aufkirch zu modellieren. Insgesamt bleibt kein Überschuss – jeder Kubikmeter ist eingeplant. Es habe sogar noch weitere Möglichkeiten gegeben, den Aushub zu nutzen.

Unvergleichliche Erdmassen werden bewegt

Ist die neue B31-Trasse einmal fertig, werden insgesamt 340 000 Kubikmeter Erde abgetragen worden sein. Zum Vergleich: Die Hindenburg, die vor über 80 Jahren über den Bodensee schwebte und das größte je gebaute Luftschiff war, hatte ein Traggasvolumen von etwas mehr als 200 000 Kubikmetern.

Ein Bagger verlädt Erde auf die wartenden LKW auf der Baustelle zur neuen B31.
Ein Bagger verlädt Erde auf die wartenden LKW auf der Baustelle zur neuen B31. | Bild: Andreas Strobel

Dass der Abtransport des Erdreichs eine langwierige und komplexe Angelegenheit ist, kann man von der B31 aus täglich beobachten. Der Aufwand ist für Jens Kehrer aber durchaus gerechtfertigt. Die Erdwälle, die sich rechts und links der neuen Trasse erheben werden und jetzt schon von einem Bagger in Form gebracht werden, bilden einen natürlichen Lärmschutz für die angrenzenden Wohngebiete am Burgberg.

Bagger schalt Wall ab Video: Andreas Strobel

Auf der Baustelle verkehren derweil nicht nur LKW voller Erde. Auch ein Betonmischer fährt den Hang in Richtung des Waldes hoch, wo ein Bohrbagger arbeitet. Dort entsteht eine sogenannte Bohrpfahlwand: Die Löcher im Boden sind notwendig, um den Hang gegen Abrutschungen zu sichern, erklärt Kehrer.

Außerdem wird am anderen Ende der Baustelle aktuell noch die Brücke über die Obere-St.-Leonhard-Straße abgerissen. Ersetzt werden soll diese durch ein neues Bauwerk in Höhe der aktuellen Hangarbeiten.

Alles läuft auf die Landesgartenschau hinaus

Zur Landesgartenschau soll das neue Teilstück der Bundesstraße definitiv fertig sein, damit die Stadt gut auf die Besucherströme vorbereitet ist. Dazu passt, dass vor einigen Tagen bekannt wurde, dass auch der Anschluss Altbirnau/Rengoldshausen bis 2020 fertiggestellt sein soll.