Beim Abschied vom Mundmaler und Träger des Bundesverdienstordens Lars Höllerer dabei zu sein, ist vielen Menschen ein Anliegen. Der Kirchenraum der Gemeinde Lindenwiese füllt sich zusehends, während auf der Bühnenrückwand Fotos projiziert werden. Sie zeigen einen fröhlichen Lars Höllerer – vor der Staffelei, mit Menschen am Seeufer oder in einer Kita umringt von lachenden Kindern. Auch bei der Trauerfeier wird gelacht trotz der tiefen Betroffenheit. Dafür sorgen die Anekdoten und Zitate eines besonderen Menschen.

„Lars‘ Humor war legendär“, sagt Daniel Plessing. Den Pastor verband eine lange Freundschaft mit dem Verstorbenen, den er als Zivildienstleistender kennenlernte. Seit seinem Motorradunfall im Alter von 21 Jahren war Höllerer vom Halswirbel ab gelähmt und ständig auf Hilfe angewiesen. Als Plessing in die Runde fragt, wie viele ehemalige Helfer heute anwesend sind, gehen einige Hände in die Höhe.

„Er hat uns so viel geschenkt“

Der Pastor skizziert die schwere Zeit nach dem Unfall, als sich Lars Höllerer mit Suizidgedanken trug. „Wir sind dankbar für seine Entscheidung leben zu wollen. Er hat uns so viel geschenkt“, so Plessing. Er spricht von dem „wundervollen Vermächtnis“ des Verstorbenen in Form von Gemälden und Büchern. Lars Höllerer hat nach seinem Unfall gelernt mit dem Mund zu malen, arbeitete akribisch an seinen Fertigkeiten und wurde schließlich Vollmitglied der Vereinigung der mund- und fußmalenden Künstler. Seine Geschichte schrieb in „Roll.On – Das war`s dann mit Frauenheld“ auf und gestaltete mehrere Kinderbücher.

Trotz seiner körperlichen Einschränkung setzte sich Lars Höllerer für Menschen in Notlagen ein und spendete zum Beispiel den Erlös von Versteigerungen seiner Bilder. Dazu besuchte er Kitas, zeigte den Kindern, wie er mit dem Mund malt, und baute Hemmschwellen im Umgang mit Menschen mit Behinderungen ab. Auch dafür wurde er im vergangenen Jahr mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik ausgezeichnet.

Jürgen Plessing, Magdalena Stoll und Sandra Zumbrock (von links) sorgten für die musikalische Untermalung der Trauerfeier.
Jürgen Plessing, Magdalena Stoll und Sandra Zumbrock (von links) sorgten für die musikalische Untermalung der Trauerfeier. | Bild: Sabine Busse
Das könnte Sie auch interessieren

Er spendete Trost

Daniel Plessing, erst Pfleger, dann Freund und Theologe, brachte Lars Höllerer zur Kirche Lindenwiese. Im Glauben habe er viel Kraft gefunden, beschreibt Pastor Thomas Dauwalter, den er dort kennenlernte. Auch ihn verband eine langjährige Freundschaft mit dem Verstorbenen. „Die hat mir Tiefgang gegeben und mich theologisch geprägt“, berichtet der Pastor. Er sei zutiefst beeindruckt, wie ein Mensch in seiner Situation so viel Gutes auch für andere entstehen lassen konnte, so Dauwalter. Er selbst wäre nach einem schweren Schicksalsschlag von Lars Höllerer getröstet worden. Die beiden waren bis zum Schluss in einem regen theologischen Austausch.

Daniel Plessing würdigte den kreativen und humorvollen Menschen Lars Höllerer, der anderen Mut machen konnte.
Daniel Plessing würdigte den kreativen und humorvollen Menschen Lars Höllerer, der anderen Mut machen konnte. | Bild: Sabine Busse

Thomas Dauwalter wurde schon vor 15 Jahren von Lars Höllerer gebeten, einst seine Trauermesse zu leiten. Wegen seiner schweren Behinderung habe er nicht damit gerechnet, viel älter als 40 Jahre zu werden. „Wir sind alle sehr froh und dankbar, dass es doch mehr geworden sind“, spricht der Seelsorger den Anwesenden aus dem Herzen. Lars Höllerer starb am 4. Februar 2025 im Alter von 55 Jahren. Nach der Trauerfeier wurde er im engsten Familienkreis im Heiligenberger Friedwald beigesetzt.