Von außen scheint alles wie immer zu sein: Der Mitarbeiterparkplatz ist voll und die Gabelstapler rollen mit Paletten durch die Lagerhallen. Ein Banner auf einem Gitterzaun wirbt sogar um neue Beschäftigte: „Suchen Sie einen Job mit Hochspannung?“ Aber die Firma Allweier ist insolvent, wie die Geschäftsführung in einer Pressemitteilung Anfang dieser Woche erklärt hat. Der Produzent von Präzisionsteilen hat beim Amtsgericht Konstanz einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.
Die Zahlungsunfähigkeit hat offenbar mehrere Gründe: Umsatzrückgang infolge des Ukraine-Kriegs, die gestiegenen Kosten für Energie und Produktionsmaterial sowie ein hoher Krankenstand während der Corona-Pandemie und der Fachkräftemangel.
Insolvenzverwalter übernimmt das Ruder
Wie im offiziellen Justizportal für Insolvenzbekanntmachungen zu lesen ist, hatte der Zulieferbetrieb bereits Anfang Juni einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Das bedeutet, dass eine Firma die Geschäfte unter Aufsicht eines Sachwalters weiterführt. Seit Ende Juni ist Rechtsanwalt Thorsten Schleich von der Kanzlei Schleich und Partner aus Singen als Insolvenzverwalter eingesetzt. Das heißt: Er prüft Sanierungsmöglichkeiten und überwacht die Geldflüsse zwischen Unternehmen und Gläubigern. Die Geschäftsführung muss derweil viele Abläufe im Tagesgeschäft mit ihm abstimmen.
Geld für Löhne vom Arbeitsamt
In der Pressemitteilung äußert sich Geschäftsführer und Gründer Hubert Allweier nicht, aber die andere Geschäftsführerin, Kirsten Drössel. Mit der Sanierung wolle man das Unternehmen „fit für die Zukunft machen“, wird sie zitiert. Insolvenzverwalter Schleich erklärt: „Der Geschäftsbetrieb wird in vollem Umfang weitergeführt. Es ist ein großer Auftragsbestand vorhanden.“
Die Löhne der rund 200 Mitarbeiter seien vorerst gesichert, bis Ende Juli erfolge dies über das Insolvenzgeld des Arbeitsamts. Dieses wird einmalig für die vergangenen drei Monate vor Eintreten der Insolvenz gezahlt. Wie es danach weitergeht und ob Kündigungen ausgeschlossen werden? Darauf gab die Geschäftsleitung auf SÜDKURIER-Anfrage keine Auskunft.
Optimismus in der Krise
Trotz ungewisser Zukunft scheint die Insolvenz nicht am Gemüt vieler Mitarbeiter zu nagen. Einige äußerten sich gegenüber dem SÜDKURIER zuversichtlich, dass es in der Firma weitergehe, andere hatten von der Schieflage der Firma noch gar nicht offiziell erfahren. Wann der Sanierungsprozess abgeschlossen ist und Klarheit über die Zukunft des Betriebs herrscht, ist allerdings unklar. Ein Insolvenzverfahren kann mehrere Monate oder Jahre andauern.