Kindergarten ade, hallo Schule: Für Eltern ist der erste Schultag ihres Sprösslings eine ähnlich große Herausforderung wie für das Kind selbst. Das hat für die Erwachsenen viel mit Loslassen zu tun. Und für die Abc-Schützen beginnt der so oft zitierte „Ernst des Lebens“, der mit Leckereien in der Schultüte versüßt wird.

Dabei ist der erste Schultag im Normalfall alles andere als ernst, sondern heiter und unterhaltsam – weil er mit einer Einschulungsfeier beginnt. Die findet an der Burgbergschule traditionell am Nachmittag und für alle ersten Klassen gemeinsam in der Sporthalle statt. Die älteren Schüler begrüßen die Neulinge mit Liedern und kleinen Aufführungen und der Schulleiter, der an der Burgbergschule in dem jetzt beginnenden Schuljahr mit Judith Oelhaf eine kommissarische Schulleiterin ist, stellt sich und seine Kollegen vor, anschließend gibt es für Eltern und Großeltern Kaffee und Kuchen. Dann führen die Klassenlehrer die Abc-Schützen in das jeweilige Klassenzimmer und nach der ersten Stunde dürfen die Eltern dazu stoßen, um den großen Tag mit Fotos festzuhalten.
So jedenfalls war‘s früher, in Coronazeiten ist alles anders. Am Mittwoch wird es an der Burgbergschule am Vormittag drei Einschulungsfeiern geben, um den Abstandsvorgaben gerecht zu werden. Dafür müssen sich die Eltern am Montagabend beim ersten Elternabend anmelden und sie dürfen zur Einschulungsfeier nur Geschwisterkinder mitbringen, wenn diese noch im Betreuungsalter sind. Omas und Opas müssen dieses Jahr draußen bleiben. Die Klassenzimmer sind für die Eltern selbst am Einschulungstag Tabuzone, um die Einschulungsfotos kümmert sich Schulsozialarbeiter Martin Gecks. Die Eltern und ihr Nachwuchs sollen auch nicht direkt in die Sporthalle kommen. Sie werden vielmehr zu vereinbarten Zeiten an der Sammelstelle Sportplatz abgeholt. Das alles hört sich kompliziert an und ist es auch. „Von Anfragen auf Ausnahmen bitten wir abzusehen“, teilte die Schule den Erstklässler-Eltern in einem Brief Ende Juli mit.
Oelhaf hat sich zusammen mit ihrem Kollegen Rainer Grözinger in den vergangenen Wochen um alles Organisatorische an der Burgbergschule gekümmert, um das im Zeichen des Coronavirus stehende neue Schuljahr zu meistern. Da war die Vorbereitung der Einschulungsfeiern nur eine von ganz vielen Herausforderungen. „Wir sind im Rahmen unserer personellen und räumlichen Möglichkeiten für verschiedene Szenarien zum Schulstart vorbereitet“, sagt Oelhaf.

Die Eltern der Zweit-, Dritt- und Viertklässler sind vor wenigen Tagen von der Schulleitung angeschrieben worden. Sie müssen sich durch über 20 eng beschriebene Din-A-4-Seiten kämpfen, um zu erfahren, wie Grundschule im Corona-Modus funktioniert. Da wird es versetzte Unterrichtsbeginn-Zeiten geben und Schüler, deren Unterricht erst zur zweiten Stunde beginnt, dürfen auch erst dann kommen – um nicht 45 Minuten unbeaufsichtigt zu sein.
Ganz wichtig: Die Erziehungsberechtigten kommen nicht drum herum, eine Erklärung „über einen möglichen Ausschluss vom Schulbetrieb nach der Corona-Verordnung Schule und der Corona-Verordnung Einreise-Quarantäne“ durchzuackern. Denn sie müssen mit ihrer Unterschrift dokumentieren, das Regelwerk gelesen zu haben. Niemand kann dann mehr sagen, nicht gewusst zu haben, dass die Störung des Geschmacks- und Geruchssinns typisches Symptom einer Coronavirus-Erkrankung sein kann.
An der Burgbergschule müssen alle – egal ob Kinder, Lehrer, Hausmeister oder Reinigungspersonal – einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Darauf haben sich Schulleitung und Elternbeirat geeinigt, obwohl das Land dies beispielsweise für die Schulflure nicht vorschreibt. Es gibt nur eine Ausnahme von der Regel: Während des Unterrichts darf im Klassenzimmer die Gesichtsmaske abgenommen werden. Die weiteren Vorgaben des Kultusministeriums, sie reichen vom regelmäßigen Lüften über die Handhygiene bis hin zum Abstandsgebot von 1,5 Meter, seien „hilfreiche Richtlinien zur Umsetzung des Unterrichts unter Pandemiebedingungen“, so Oelhaf.
Nachdem im vergangenen Schuljahr der Unterricht zuletzt blockweise und nur in halber Klassenstärke stattfand, hatte Hausmeister Lars Gering, er ist seit 19 Jahren an der Burgbergschule und betreut daneben noch die Wiestorschule und die Franz-Sales-Wocheler-Schule, die Aufgabe, die 15 Klassenzimmer wieder komplett einzurichten. Den Desinfektionsmittel-Spender hat er am Haupteingang aufgestellt und den Eingangsbereich zum Sekretariat mit einem Spuckschutz versehen. Vor den Toiletten stellte er Stühle, an denen Hinweisschilder mit der Aufschrift „Stopp! Zutritt nur für eine Person“ kleben. Er erklärt, dass alles in Reichweite der Hände besonders gründlich gereinigt gehört, also zum Beispiel Türklinken, Tische, Stühle, Geländer oder Wasserhähne. Dafür ist ein Ehepaar zuständig, dass sich den Putzdienst an der Burgbergschule teilt. Haben die beiden jetzt mehr Zeit, ihrer Arbeit nachzukommen? Das nicht, sagt Gering, solange das Wetter mitspielt, werde der Boden nicht mehr so oft gewischt wie früher.
Eines ist sicher: Sobald Schneematsch ins Schulhaus getragen wird und somit mehr Reinigungsarbeiten anfallen, dann wird es auch für dieses Problem eine Lösung geben. Die kommissarische Schulleiterin Judith Oelhaf, ihr Lehrer-Kollege Rainer Grözinger und Hausmeister Lars Gering sind es mittlerweile gewohnt, neue Anforderungen schnell zu lösen.