Anfang und Ende haben es oft in sich. Doch Wolfgang Panzner, seit über 25 Jahren Rektor der Burgbergschule, konnte 2019 noch nicht ahnen, was sein Verlängerungsjahr bringen würde. Im Grunde könnte er jetzt schon eine ruhige Kugel schieben. „Ich habe mich einfach noch zu fit gefühlt“, erinnert sich der 66-jährige Pädagoge. Und er entschied sich, noch ein Jahr dranzuhängen.

Doch dann kam wenige Monate vor dem Ruhestand Corona und wirbelte noch einmal alles kräftig durcheinander. „Gut, dass man die Zukunft nicht vorhersehen kann“, sagt Panzner, der allerdings noch nie der Routine das Wort geredet hat und den nichts so schnell aus der Ruhe bringen kann. Es sei denn, man wirft versehentlich einen Blick auf die Klassenlisten des kommenden Schuljahres, das der Rektor in seinen letzten Arbeitstagen noch vorzubereiten hat. „Das ist noch intern“, sagt er und dreht das Flipchart schnell herum.

1994 zwei Bewerber um Stelle des Rektors
Schon sein Einstieg als Rektor der Burgbergschule im Dezember 1994 war keine Routine. Als Lehrer an der Wiestorschule hatte sich der frühere Basketballer aus Ludwigsburg um die frei gewordene Rektorenstelle beworben. Die Schulkonferenz aus Lehrern und Elternvertretern hatte Panzner überzeugt und hinter sich. Doch der Gemeinderat als Vertreter des Schulträgers hatte sich für einen anderen Bewerber entschieden. Und beide Gremien blieben auch nach Moderationsversuchen bei ihrer Position.

Der Anruf kam und drei Stunden später leitete er die erste Lehrerkonferenz
Ein sogenanntes Dissensverfahren wurde gestartet, die Entscheidungshoheit ging zurück an Schulamt und Kultusministerium. „Wir wurden schließlich zu einem persönlichen Gespräch ins Ministerium eingeladen“, erinnert sich Panzner. Das sollte am Ende den Ausschlag geben für den neuen Rektor. Mittlerweile war der Pädagoge als Vertretung nach Sipplingen abgeordnet worden. „Dort erhielt ich am 6. Dezember um 11 Uhr einen Anruf des Schulamts“, weiß er noch genau. „Ich solle mich doch drei Stunden später um 14 Uhr an der Burgbergschule zur Lehrerkonferenz einfinden und diese leiten.“

Lockdown mit Briefkasten für Aufgaben und Hol-Bring-Service
Wer so einen Start wegsteckt, den kann auch Corona kaum aus der Ruhe bringen. Briefkasten für Schüleraufgaben, bisweilen ein Hol-Bring-Service während des Lockdowns. „Das hat alles ganz gut funktioniert“, sagt Panzner, „und die Eltern waren weitgehend zufrieden.“ Derzeit werden 258 Schüler von mehr als 30 Lehrern in 13 Klassen betreut. Das bedeutete nach der kompletten Wiedereröffnung der Schule die Nutzung aller vier Eingänge, gestaffeltes Eintreffen und zeitlich versetzte Pausen an verschiedenen Orten, um Begegnungen zwischen den verschiedenen Gruppen möglichst zu vermeiden.

Wie schnell sich die Situation derzeit ändern kann, zeigt ein Beispiel. „Nach den Ferien gibt es auch wieder Musikunterricht – allerdings ohne Blasinstrumente und ohne Singen“, hatte Panzner im Gespräch vor wenigen Tagen noch erklärt. Kurz darauf kündigte die Kultusministerien Susanne Eisenmann eine Lockerung des Singverbots an. „Das Kollegium hat sehr viel geleistet in den letzten Monaten“, lobt der Rektor sein Team.

Warum sind Männer an der Grundschule Mangelware?
Männliche Lehrer sind Mangelware an der Grundschulen und werden schmerzlich vermisst. Woran liegt das? „Das ist wohl eine Statusfrage“, sagt Panzner: „Das Ansehen ist einfach nicht so hoch.“ Hinzu komme die gehaltliche Hierarchie. Ein Grundschullehrer komme über die Stufe A 12 nicht hinaus, wenn er keine Sonderfunktionen habe. Er selbst sei früher im Sport gern als Jugendtrainer aktiv gewesen und habe einen guten Draht zu Jüngeren gehabt.
Seit 15 Jahren jahrgangsübergreifende Klassen
Panzner hat ein feines pädagogisches Gespür für die Bedürfnisse der Schüler. Vor 15 Jahren hat er erstmals jahrgangsübergreifende Klassen eingeführt, um der individuellen Entwicklung gerechter werden zu können. Das System hat sich bewährt. Allerdings gibt es parallel dazu noch einen Zug mit Jahrgangsklassen. Inzwischen werden auch insgesamt 28 Jungen und Mädchen inklusiv betreut, die teilweise Sprachentwicklungsstörungen, Lernverzögerungen oder Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Dafür sind derzeit fünf Sonderpädagogen vom Hör-Sprach-Zentrum in Wilhelmsdorf an die Burgbergschule abgeordnet.
Probleme mit Handys und Helikoptereltern
Handys und Helikoptereltern zählen nach wie zu den Hauptproblemen der Pädagogen. „Fördern Sie die Selbstständigkeit Ihrer Kinder“, werde er nicht müde zu betonen, wenn Eltern den Schulranzen ihres Sprösslings ins Klassenzimmer tragen wollen. Am ersten Elternabend zeige er gern ein Video der Verkehrswacht. „Ein Vater landet mit dem Hubschrauber auf dem Schulhof und lässt sein Kind aussteigen“, erzählt Panzner. „Dann fliegt er wieder ab, der Blick richtet sich zum Himmel, wo unzählige Helikopter kreisen.“