Eine lange Abstinenz zeigt auch bei Musikern ihre Folgen. Sie haben Entzugserscheinungen, zumindest die Blasmusiker des Musikvereins Bonndorf, Bonndorf bei Überlingen. Nach der Corona-Verordnung wäre es ihnen eigentlich verboten, sich als Gruppe zum Zwecke des gemeinsamen Musizierens zu treffen. Das gefällt ihnen nicht, und so haben sie ganz förmlich eine Demonstration angemeldet – das geht.
„Wir beginnen mit der C-Dur-Tonleiter“, eröffnete Andreas Keller, der Dirigent des Musikvereins Bonndorf am Samstagnachmittag das kleine Platzkonzert auf Unimog und landwirtschaftlichen Ladewagen am Rande des Sportplatzes von Bonndorf. Die Bürger des von der Stadt am entferntesten liegenden Überlinger Teilorts waren schon immer etwas aufmüpfig und widerspenstig. Nicht nur als es vor Jahren um die neue Feuerwehrstruktur ging.
Demonstration korrekt angemeldet
„Ganz spontan“, wie es hieß, hatte die engagierte Kapelle vor dem Wochenende noch eine „Demonstration gegen das Musikverbot für Musikvereine während der Corona-Beschränkungen“ form- und fristgerecht angemeldet. Gut zwei Dutzend Musikerinnen und Musiker hatten ihre Instrumente mitgebracht und bewiesen bald große Spielfreude. „Gegen das Musikverbot für Musikvereine während Corona„, lautete der Antrag.

Wie die Polizei in ihrem Pressebericht schreibt, nahmen etwa 20 Personen, „hauptsächlich Freizeitmusiker“, an der Demo teil. Die Veranstaltung „verlief aus polizeilicher Sicht störungsfrei und unter Einhaltung der behördlich erlassenen Auflagen, auch hinsichtlich der geltenden Abstandsregeln der Corona-Verordnung“.
Wie bei einem Geisterspiel
Ähnlich den nahezu zeitgleich begonnenen Geisterspielen der Fußball-Bundesliga fand auch dieses kleine musikalische Aufbegehren unter weitgehendem Ausschluss eines Publikums statt. Nur einige wenige hatten offensichtlich von dem ungewöhnlichen Treiben Wind bekommen. Vielleicht hatten wenigstens die Beamten des in Sichtweite postierte Streifenwagens ein ähnliches Vergnügen wie die Musikerinnen und Musiker selbst. Gesetzeshüterisch einzugreifen brauchten sie nicht.
Was wurde gespielt?
Nein, es blieb nicht bei der Tonleiter. Bald intonierten die Musiker „In Tagen wie diesen“, „Die Fischerin vom Bodensee“ und als Finale selbst den Bonndorfer Narrenmarsch. „Ist das nicht geil?“ freute sich Dirigent Andreas Keller augenzwinkernd: „Eine Demo ganz ohne Gewalt.“ Dass ab und an einige schräge Töne dazwischen waren, lag nicht an den fehlenden Proben. „Das soll ja nicht zu schön klingen“, kommentierte Keller den Auftritt seiner Kapelle: „Schließlich ist das ja eine Demo.“