Er wirkt wie ein gepanzertes Fahrzeug und flößt schon beim Anblick Respekt ein. Der Wiesbadener Hersteller Vitronic nennt das kleine Ungetüm „Enforcement Trailer“. „Vollstreckungs-Anhänger“ wäre zwar korrekt ins Deutsche übertragen, aber ansonsten kaum anheimelnder. Gut, dass Mathias Rebmann von der Abteilung Sicherheit und Ordnung bereits den Kosenamen kennt, den er bei seinem Bericht vor dem Gemeinderat kürzlich nannte: „Blitzer-Panzer“ werde der Anhänger gerne genannt. Ungeachtet dessen, dass der Panzer gar nicht blitzt und blendet, sondern eher unauffällig mit einem roten Laserstrahl nach Temposündern fahndet.

Kosten des gemieteten Gerätes amortisieren sich
„Was können Sie denn über dieses Gerät berichten, Herr Rebmann?“ So fragte Oberbürgermeister Jan Zeitler ganz neutral und sollte das Gerät bald als kleinen Goldesel kennen lernen. Von 3. April bis zum 3. Juli hatte die Stadt das wuchtige Geschwindigkeitsmessgerät für einen Probebetrieb angemietet. Die Gesamtkosten beliefen sich auf exakt 28.279,16 Euro, wobei 26.418 Euro für die Miete und 1861,16 Euro für Schulungen der Mitarbeitenden fällig werden. Doch schon bis zum 6. Juni habe allein das Gerät rund 25.000 Euro in die Stadtkasse gespült, konnte Mathias Rebmann berichten. Wer weiterrechnet, darf also wenigstens von einer Amortisation der Kosten ausgehen.
Blitzer-Standort wird regelmäßig geändert
„Wir wechseln jede Woche den Standort“, erläuterte Rebmann seine Strategie. Der Blitzer-Panzer werde jeweils am Mittwoch neu aufgebaut und in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch auf dem Gelände des Werkhofs wieder aufgeladen.

Die Rekorde der Raser
Was eine „gute Messstelle“ ist, wie es Rebmann nennt, kommt immer auf die Perspektive an. Der Ordnungsamtschef kann schon mal einige nennen. Auf jeden Fall einen Spitzenplatz belegt die Felsnische zwischen Brünnensbach und Goldbach. Zwischen 4. und 11. April – quasi die Premiere – registrierte der Blitzer-Panzer insgesamt 7204 Durchfahrten bei einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometer. Der Rekord lag hier bei 104 Stundenkilometer, die Durchschnittsgeschwindigkeit aller Fahrzeuge bei 52 Stundenkilometer. Insgesamt sind hier 289 Verstöße aktenkundig geworden. Was mittels mobiler Datenübertragung sehr schnell passiert.

Viele Temposünder in der Bahnhofstraße
Eine „sehr eindrückliche Zahl“ habe auch die Messstelle beim Amtsgericht in der Bahnhofstraße eine Woche später geliefert. Bei einer Beschränkung auf 30 Stundenkilometer sind hier 229 Überschreitungen gemessen worden, mit einem Rekord von 58 Stundenkilometer. Wer nicht lesen kann, muss zahlen. „Wir haben gezielt Problemstellen ausgesucht“, erklärte Rebmann, „wo es besonders gefährlich ist“.
Wo besonders erfolgreich gemessen wurde
Bei Brünnensbach gebe es eine hohe Verkehrsdichte ganz unterschiedlicher Fahrzeugtypen, zudem seien hier sehr viele Radler und Fußgänger unterwegs. Auch in der Bahnhofstraße seien viele Radfahrer auf der schmalen Fahrbahn. „Da es nicht angebracht, dass die Autofahrer sinnlos durchrasen“, sagt Mann für Sicherheit und Ordnung. Gemessen habe man auch in der Ulrichstraße, in der Langgasse und in der Zahnstraße. In der Bahnhofstraße beim Uferpark gelte zum Beispiel Tempo 50, dennoch werde er regelmäßig überholt.
Fazit: Verkehrssicherheit wird erheblich verbessert
Auch auf der B31 neu beim Biblis stand das Messgerät. Bei 16791 Durchfahrten wurden hier nur 215 Verstöße registriert. Bei einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometer sei der Rekordhalter mit 162 Stundenkilometer registriert worden. Das Fazit von Mathias Rebmann: „Der Enforcement Trailer verbessert die Verkehrssicherheit erheblich.“ Daher schlage er eine Verlängerung des Probetriebs um weitere drei Monate vor. Kämmerer Stefan Krause wird es ihm danken. Zumal die Mietkosten bei einem Kauf auf den Gesamtpreis von 180.000 Euro angerechnet werden, wie sich Stadtrat Robert Dreher von Abteilungsleiter Rebmann bestätigen ließ.