Ziel erreicht: Wer in Überlingen Auto fährt, kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass nachts keine Tempokontrollen stattfinden. Leihweise besorgte sich die Stadtverwaltung einen so genannten Enforcement Trailer. So heißen die Super-Blitzer, die plötzlich am Straßenrand auftauchen und mit roten Blitzen – wenn‘s zu spät ist – auf sich aufmerksam machen.
Die Wiesbadener Firma Vitronic, ein Spezialist für Bildverarbeitungssysteme, entwickelte den grauen Kasten, der nun auch in Überlingen für Freud und Leid sorgt. Für Freude bei denen, die sonst wegen Rasern um das Leben ihrer Kinder fürchten müssen. Und für Ärger bei Autofahrern, die jedwede Tempokontrolle als „Raubrittertum“ bezeichnen.
Hänger mit schusssicherer Hülle
Vitronic entwickelte das mobile Messgerät mit dem sperrigen Namen Enforcement Trailer auf Initiative des französischen Innenministeriums. Wie das Wiesbadener Unternehmen mitteilt, sei die Zahl an Unfällen in Frankreich an Gefahrenstellen stark gestiegen. Es mussten Radarfallen her, die das Überwachungspersonal nicht gefährden, die ohne Stromanschluss funktionieren, und die vandalensicher sind. Das Ergebnis steht jetzt auch in Überlingen: Es arbeitet autonom und trägt eine schusssichere Hülle.
Zur Durchsetzung der Verkehrsregeln
Enforcement Trailer heißt wörtlich übersetzt Durchsetzungsanhänger. Durchsetzungsstark sind die Geräte in Überlingen schon alleine deshalb, weil sie auch zu Zeiten blitzen, in denen Ordnungshüter das Bett hüten.
Ab vier Strafzetteln täglich lohnt es sich
Die Kosten für den dreimonatigen Probebetrieb des Enforcement Trailers liegen laut Stadtverwaltung bei knapp 27.000 Euro, plus 2000 Euro Schulungsgebühr für das Personal. Macht bei 90 Tagen Probebetrieb einen Tagessatz von 322 Euro. Das kommt locker wieder rein. Denn bei einer Überschreitung von mehr als 16 Stundenkilometern innerorts werden neuerdings laut Bußgeldkatalog 70 Euro fällig. Vier Verstöße am Tag, und die Stadt fängt an zu verdienen.

Super-Blitzer blockiert Parkplatz
Da kann es sich die Stadt sicherlich auch leisten, im Gegenzug auf Parkgebühren zu verzichten. Das musste sie in dieser Woche nämlich, als der Kasten auf einem Parkplatz in der Obertorstraße gestanden hat. Selbstverständlich gehen wir davon aus, dass das Ordnungsamt für die Nutzung des Parkplatzes einen Parkschein löste. Oder sich alternativ ein Knöllchen wegen Parkverstoßes aufbrummte.
Bei Erfolg Dauerbetrieb
Oberbürgermeister Jan Zeitler kündigte an, dass der Enforcement Trailer in den Dauerbetrieb übergehen werde, „wenn sich das Gerät bewährt“. Er fürchte, dass das so sein werde, „so schwer es mir fällt“. In 20er- und 30er-Zonen würden regelmäßig Tempoverstöße in einem Maße festgestellt, „die wir nicht vertreten können“. Zeitler: „Niemand hat etwas zu befürchten, wenn er sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit hält.“
Aktuell in einer Spielstraße
In einem Internetforum, das sich auf die Bekanntgabe von Blitzer-Standorten rund um Überlingen spezialisiert hat, findet der Anhänger Anhänger, vor allem aber Gegner. Dem einen ist das Gefährt zu auffällig, der andere ärgert sich generell über erzieherische Maßnahmen gegen freie Autofahrerbürger. Nach Stationen vor Goldbach, in der Bahnhofstraße und in der Obertorstraße, hat der Anhänger aktuell ein Plätzchen in einer innerstädtischen Spielstraße gefunden, in der‘s wegen des unruhigen Pflasters so stark hoppelt, dass die Belichtungszeit des Super-Blitzers schon sehr kurz sein muss, um das Nummernschild scharf einzufangen.