Januar: Drei Wirte geben der AfD einen Korb
Die AfD im Bodenseekreis plant Protestveranstaltungen gegen den Bau von Windkraftanlagen in Gaststätten in Heiligenberg, Owingen und Markdorf. Der Clou: Zwei Wirte wussten gar nicht, wer bei ihnen eine Veranstaltung abhalten wollte. Ein Italiener in Markdorf: „Wir wurden hinters Licht geführt.“ Privatpersonen hatten Tische unter ihrem Namen reserviert, nicht im Namen der Partei. Prompt laden die Wirte die AfD wieder aus.
Dem dritten Wirt, Giovanni Flotta aus Owingen, hingegen war es bewusst, dass hinter der Anmeldung für 30 Personen die AfD stand. Der Wirt sagte zunächst zu. Nach breiter Kritik seiner Gäste lud auch er die Partei wieder aus.

Februar: Neue Umzugsstrecke für die Narrenzunft
Die Fasnet 2024 war sehr kurz. Weil die Jakob-Kessenring-Straße nicht bis zum Fasnetsonntag fertig wurde, musste die Narrenzunft sich frühzeitig eine alternative Strecke für ihren traditionellen Umzug überlegen. Bei einer eigentlich charmanten Lösung – von der Franziskanerstraße vor dem Modehaus Munding links durch die Pfarrhofstraße zum Münsterplatz abzubiegen – spielte die Versicherung nicht mit. Die Versicherung befürchtete ein zu hohes Verletzungsrisiko durch das Pflaster. Am Ende führte die Strecke von der Franziskanerstraße links in die Münsterstraße und um das Hotel Ochsen herum durch die Hafenstraße zur Hofstatt.

März: Ein Spitzahorn wird gefällt
Bäume sorgten auch 2024 in der Stadt für Gesprächsstoff. Im März wurde in der Mühlenstraße ein Spitzahorn gefällt, auch spitzblättriger Ahorn genannt. Von der Straße aus sah der Spitzahorn kerngesund aus, doch auf der Rückseite offenbarte sich ein großes Stück kahler Rinde. Durch seine Lage an der Straße stellte der etwa 130 Jahre alte Baum eine Gefahr dar. Grund dafür ist der Goldgelbe Hallimasch, eine Krankheit. Der Spitzahorn war nicht der einzige bekannte Baum, auch die Linde am Mantelhafen wurde in diesem Sommer gefällt. Sie war ebenfalls krank.
April: Die Post-Filiale in der Innenstadt schließt
Mitte März wurde bekannt, dass die Post ihre Filiale am Mantelhafen schließen wird. Nur knapp ein Jahr war die Filiale in den Räumen des Nahkaufs. Auch die Stadt schaltete sich ein.
Im Juni dann die Erleichterung: Der neue Kiosk in der Greth bietet Postdienstleistungen zentrumsnah an, aber keine Postbankdienstleistungen. Denn die Postbank zieht sich bis Ende 2025 sukzessive aus allen Partnerfilialen der Deutschen Post zurück. Das war auch der Punkt, weshalb der Betreiber der Partnerfiliale im Nahkauf die Notbremse zog. Auf Aushängen gab er wirtschaftliche Gründe im Zusammenhang mit dem Rückzug der Postbank an.
Mai: Drohne stört den Waldrapp-Nachwuchs
Jahrelang hatte das Waldrapp-Team diesen Moment herbeigesehnt: Am Katharinenfels bei Überlingen brüten in 23 Meter Höhe fünf Waldrapp-Paare. Anfang Mai bauten sich die Tiere in einer Nische Nester und brüteten. Eine Drohne störte allerdings die Idylle, berichtet Anne-Gabriela Schmalstieg vom Waldrapp-Team. Am Pfingstwochenende hatten Passanten ihr ein Handyvideo zugeschickt, so Schmalstieg im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Darauf war zu sehen, wie sich eine Drohne „bedrohlich nah“ der Felsnische nähert. Von wem und von wo aus das Fluggerät gesteuert wurde, blieb leider unklar. Schmalstieg erstattete Anzeige gegen Unbekannt. Die ersten Bilder vom zuckersüßen Nachwuchs tauchten dann im Juli auf.
Juni: Wirbel ums Kiffen und die Polizeiverordnung
Ist der Konsum von Cannabis in der Innenstadt erlaubt oder nicht? Die Idee des Gemeinderats, das Kiffen im Stadtgebiet über die neue Polizeiverordnung zu verbieten, ist schnell verdampft. Dabei machte die Verwaltung einen Fehler: Cannabis zählt seit 1. April nicht mehr als Betäubungsmittel. Ein flächendeckendes Verbot, mit dem die Stadt die Freiheiten des neuen Cannabisgesetzes aushebeln wollte, war damit ungültig. Der Gemeinderat korrigierte im Juli eine Änderung der städtischen Polizeiverordnung. Die Polizeiverordnung verbietet übrigens auch das Spucken in Überlingen. Vom Tisch ist das Verbot noch nicht, der Gemeinderat plant weitere Schritte.
Juli: Seltene Ehrung für Burkhartlinde
Bäume sind in Überlingen oft ein Thema. Im Juli dieses Jahres aus einem freudigen Anlass. Die alte Linde am Haldenhof, die am Steilhang 300 Meter über dem Bodensee thront, zählt seit Juli zu den 100 bedeutendsten Bäumen Deutschlands. Der Baum wurde bei einem Festakt zum Nationalerbe-Baum ausgerufen. Die Linde ist der 39. Baum deutschlandweit und erst der Dritte in Baden-Württemberg, den das Kuratorium Nationalerbe-Baum mit diesem Status adelt.

August: Berberaffe Luke Lakewalker büxt aus
Ein ausgebüxter Berberaffe sorgte im August für Schlagzeilen. Das Jungtier wurde auf einer ungewöhnlichen Suchaktion wieder eingefangen, unterhalb der Birnau mit „Seesicht zwischen den Streuobstwiesen“, wie Affenberg-Leiter Roland Hilgartner nach dem Freigang seines Berberaffen mit einem Augenzwinkern erzählte. Hilgartner war es auch, der mit dem Narkosegewehr das Tier außer Gefecht setzte und wieder nach Hause brachte. Seine Erkundungstour außerhalb der Anlage brachte ihm im Kreise der Mitarbeiter einen neuen Namen ein. Benannt nach dem Star-Wars-Charakter Luke Skywalker wurde der vormals schlicht L1 benannte Primat aufgrund seiner Route zum See zu Luke Lakewalker umbenannt.

September: Viel Müll entlang der Promenade
Jeden Tag 500 bis 600 Kilogramm Müll bleiben an der Promenade in den Sommermonaten liegen. Bastian Eberl ist Leiter des Betriebshofs Überlingen und beklagt, dass sich die Gesellschaft zu einer Wegwerfgesellschaft verändert habe. In den städtischen Tonnen werde außerdem viel Hausmüll aus Privathaushalten entsorgt. Ein weiteres Problem seien die vielen Pizzakartons, schildern die Mitarbeiter. Dass Überlingen immer aufgeräumt und sauber wirkt, ist den 54 Mitarbeitern zu verdanken, die auch am Wochenende im Einsatz sind, lange bevor die Touristen die Promenade säumen.
Oktober: Erweiterungspläne der Fastenklinik Buchinger-Wilhelmi
Die geplante Erweiterung der Fastenklinik Buchinger Wilhelmi stand erneut auf der Tagesordnung des Bauausschusses. Die Klinik beabsichtigt, das Gelände umzustrukturieren und zu expandieren. Die Zimmer sollen größer werden und ein steigender Komfort soll auch die Wettbewerbsfähigkeit der Fastenklinik in der Zukunft sichern. In der Sitzung sorgte das Verhalten von AfD-Stadtrat Thorsten Peters für Spannungen. Er äußerte scharfe Kritik am Bauvorhaben. Andere Räte verloren dabei zunehmend die Geduld. Am Ende musste Baubürgermeister Thomas Kölschbach eingreifen und entzog Peters das Rederecht.

November: OB-Wahlen mit sechs Bewerbern
Sechs Kandidaten wollten im November Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Überlingen werden. Neben Amtsinhaber Jan Zeitler warfen Martin Hahn, Dennis Michels, Felix Strenger, Olaf Wübbe, und Thomas Hildebrandt ihren Hut in den Ring. Der Südkurier veranstaltete ein spannendes Podium mit einem regen Schlagabtausch der Bewerber. Beim ersten Wahlgang konnte kein Sieger die absolute Mehrheit erreichen. Bei der Stichwahl traten dann OB Jan Zeitler und Herausforderer Martin Hahn gegeneinander an. Am Ende gewann das Duell Jan Zeitler.

Dezember: Windsurfer wehren sich gegen Grundsteuerreform
Der Windsurfclub Überlingen (WSCÜ) ringt mit der Fassung: Er muss künftig 18.000 Euro Grundsteuer jährlich an die Stadt zahlen. Das entspricht dem Zwanzigfachen des bisherigen Betrags (860 Euro). Grund ist die neue Grundsteuerreform, die auch manchen Privatpersonen die Tränen in die Augen treibt. Das Grundstück gehört Tilo und Verena Schnekenburger, die es dem Verein zur Nutzung überlassen haben. Die bisherige Berechnung für die Grundsteuer wurde vom Bundesverfassungsgericht für ungültig erklärt, die neue Methode soll nach einer fairen Bewertung erfolgen. Grundstückseigentümer mit direkter Seelage trifft sie besonders hart.