Sie leben nicht nur in Nußdorf, sie leben für Nußdorf. Das ist bei den Mitgliedern des neuen Landschaftspflegevereins regelrecht zu spüren, der Ende 2022 unter dem Vorsitz von Angela Fuchs gegründet worden war und inzwischen stetig gewachsen. „Das ist uns ganz wichtig und unser Herzensanliegen“, sagt die Vorsitzende.

Seit der Gründung mit Unterstützung des Hödinger Vorbilds habe der Verein bereits viel erledigt, sagt Fuchs. Schon im ersten Winter hat er Fördermittel für einen professionellen Mistelschnitt beantragt und den Halbschmarotzer, der den Bäumen vor allem Wasser und Mineralien entzieht, in die Schranken gewiesen. Lässt man ihn lange ganz unkontrolliert wachsen, saugt er seine Wirte langsam, aber sicher aus. Die „Ernte“ eines privaten Mistelschnitts konnte der Verein sogar versilbern und 260 Euro an Einnahmen generieren.

Verein hat schon viel Gutes bewirkt

„Super spannend, aber auch interessant“ seien die Recherchen im Vorfeld eines Informationsabends für Grundstückseigentümer der Konstantinhalde gewesen, erinnerte sich Angelas Fuchs: „Das war ganz schön schwierig.“ Der Großteil der 31 ausgemachten Besitzer habe sich sehr kooperativ gezeigt, nur ein einziger habe ein striktes Betretungsverbot ausgesprochen. Das „Zaunen“, sprich das Verlegen der Weidegrenzen, sei dadurch manchmal sehr umständlich, sagte Fuchs: „Doch wir lassen uns dadurch nicht ins Bockshorn jagen. Wir kriegen das hin.“

Mit vereinten Kräften gepflanzt worden war im Vorjahr auch der Baum, den die Hödinger Paten als Geschenk zur Gründungsversammlung mitgebracht hatten. In Gesprächen mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Veterinäramt wurde ein Stallbau beantragt, der den temporären Unterstand für die Tiere ersetzen soll, sowie die Planung eines festen Zauns an der Zufahrt zur B 31.

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Alteingesessene und Zugezogene kommen zusammen

Wenn der Zusammenhalt weiter so bleibe, blicke sie optimistisch in die Zukunft, betonte Vorsitzende Fuchs. Für Unterstützerin Inge Simon ist der Verein schon jetzt zu einem echten Integrationsfaktor geworden. „Er macht das Besondere an unserem Dorf aus“, sagt sie: „Alteingesessene sind ebenso dabei wie Zugezogene.“ Ein wesentlicher Faktor beim Erhalt und bei der Pflege der Streuobstwiesen sind die Kühe von Bauer Franz-Josef Zündel. Rund 40 Tiere hält der Landwirt in zwei Gruppen und bringt sie immer wieder zu neuen Weidegründen.

Für die Nußdorfer sind das „unsere Kühe“, wie Angela Fuchs formuliert und Bauer Zündel bestätigt dies auf seine Art: „Ich stand noch nie alleine da.“ So ist wohl auch der Begriff ‚Kuhhelfer‘ entstanden, der sich mittlerweile eingebürgert zu haben scheint. Sie sind immer dann gefordert, wenn der Bauer seiner kleinen Herde frisches Gras gönnen will und dazu den Zaun verlegen muss. „Umzaunen“ heißt dies bei den Insidern und man sich ausmalen, was das Wort bedeutet. Ein Anruf des Landwirts genügt und die von den Kuhhelferinnen und Kuhhelfern eilt eine oder einer – oft ist es Angela Fuchs selbst – herbei zum Umzaunen.

Neubürger engagieren sich im Ortsteil

Die Rinder selbst sind durchweg eine Kreuzung aus weiblichen Hinterwäldern und den robusten Aubrac-Bullen, die in der französischen Auvergne zu Hause sind. „An Hinterwäldern selbst wäre zu wenig dran“, sagt Bauer Zündel: „Als Aubrac-Kreuzung liefern sie jedoch ein tolles Fleisch.“ Das vermarktet der Landwirt auch selbst, wenn die Tiere von Metzger Knoll in Herdwangen-Oberdorf geschlachtet und zerlegt sind. Angela Fuchs hat bereits eine lange Liste an Kunden, die scharf auf die gemischten Fleischpakete sind.

An Mitstreitenden scheint es in Nußdorf nicht zu mangeln. „Ich bin noch nicht so integriert in Nußdorf“, betonte Barbara Müller. Sie sei bislang beruflich stark eingespannt gewesen, wolle sich nun im Ruhestand mehr engagieren. „Ich komme ursprünglich von einem Bauernhof und ich mag Landschaft und Natur“, sagt die neue Beisitzerin, „und ich habe gespürt, dass die Menschen dafür brennen“. Ein Nußdorfer Neubürger aus dem Raum Frankfurt engagiere sich auch, da er seine eigene Streuobstwiese in der alten Heimat zurücklassen musste, berichtete Vorsitzende Fuchs.

Gemeinsschaftliches Engagement und großer Zusammenhalt kennzeichnet den jungen Landschaftspflegeverein Nußdorf: Landwirt Franz-Josef ...
Gemeinsschaftliches Engagement und großer Zusammenhalt kennzeichnet den jungen Landschaftspflegeverein Nußdorf: Landwirt Franz-Josef Zündel (links) und Vorsitzende Angela Fuchs (rechts, stehend) arbeiten Hand in Hand mit der Pflege der Streuobstwiesen im Landschaftsschutzgebiet Konstantinhalde. | Bild: Hanspeter Walter

Quelle mit Wünschelrutengänger gefunden

Mit einem Wünschelrutengänger war Bauer Zündel bereits im Vorjahr erfolgreich auf die Suche nach einer Quelle gegangen, die künftig Wasser für eine ganzjährige Tränke liefern soll. In fünf bis sechs Meter Tiefe sei der Spezialist nach eigenen Einschätzungen fündig geworden und sage einen ausreichenden Druck voraus, der eine Pumpe überflüssig mache. Ja, die Schüttung betrage demnach 360 Liter pro Minute, berichtete Zündel, halte nach der Prognose einer fünf Monate langen Trockenheit stand und könnte auch im Winter den Durst der Kühe löschen. „Das sollte eine sogenannte Balltränke sein, die einige Minusgrade aushält“, erläutert Landwirt Zündel.