Darauf haben viele Schüler nach sieben Wochen im Heimunterricht gewartet: Sie dürfen seit dem vergangenen Montag wieder in die Schule. Doch durch die Corona-Krise hat sich einiges verändert. „Die Hygienestandards sind jetzt viel höher“, sagt Tanja Fäßler, Rektorin der Sommertalschule in Meersburg.
Neue Hygieneregeln
Die Gemeinschaftsschule hat eine Reihe von Maßnahmen getroffen, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Die Spielanlagen auf dem Pausenhof sind gesperrt, Hinweisschilder und Markierungen sollen die Schüler und Lehrer daran erinnern, den Mindestabstand einzuhalten. Direkt am Hauptgang der Schule steht eine Pinnwand mit den „neuen Klassenregeln“, daneben wartet ein Spender mit Desinfektionsmittel darauf, benutzt zu werden. Auf den Toiletten ist jede zweite Kabine und jedes zweite Waschbecken gesperrt. Und wie es am Eingang, in den Gängen und auf den Toiletten begann, so setzt es sich im Klassenzimmer fort. Eine geringe Anzahl an Tischen steht weit auseinander in den Zimmern, Desinfektionsmittel und Seife stehen bereit.

Peter Gress, Mitarbeiter der Abteilung Bauen und Gebäudemanagement der Stadt Meersburg, sagt: „Das war gar nicht so einfach, das alles zu organisieren. Mal waren keine Spender zu bekommen, mal keine Kanister.“ Man habe eigentlich nur eine Woche zur Vorbereitung gehabt. In dieser habe man sich neben der Bereitstellung von ausreichend Seife und Desinfektionsmittel außerdem darum gekümmert, die Bestuhlung in den Klassenräumen zu verringern. Ein Problem dabei: Jeweils ein Klassenzimmer pro Stockwerk muss als Lager für die übrig gebliebenen Stühle und Tische dienen, da sonst der Platz in den Klassenzimmern zu eng wird.

- Sommertalschule Meersburg: Tanja Fäßler sagt: „Die Zeit, die die Kinder in der Schule verbringen, wurde für die Eltern jetzt immer wichtiger. Das äußert sich auch dadurch, dass sich nur eine Familie dazu entschieden hat, ihr Kind weiterhin zu Hause zu behalten.“ Der Rest der Schüler sei gekommen, und das sei auch wichtig gewesen: „Ab der sechsten Woche kam das Motivationstief. Davor war das alles noch neu und aufregend, aber irgendwann ändert sich das.“ Bei manchen Familien hätten die Videokonferenzen sogar bis hinunter zu den Erstklässlern gut funktioniert. Andere, auch ältere Schüler seien teilweise dagegen fast nicht zu erreichen gewesen. „Dann mussten wir oft telefonieren oder sogar hinfahren, um Material durchs Fenster zu reichen, oder erledigte Aufgaben abzuholen.“ Schwierig erscheint der Schulleiterin noch die Einhaltung des Mindestabstands. Man hätte die Schüler oft darauf hinweisen müssen. „Als Eselsbrücke benutzen wir die Länge von fünf Pizzaschachteln, damit die Schüler sehen, wie viel 1,5 Meter sind“, sagt Fäßler.
- Gymnasium Überlingen: Auch am Gymnasium in Überlingen wurden ähnliche Maßnahmen eingeführt, um die Abstandsregeln immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Hans Weber, Schulleiter des Gymnasiums, sagt: „Wir haben Abstandshalter in den Schullogofarben installiert, damit die Schüler nicht vergessen, Abstand zu halten. Darauf steht dann so etwas, wie: Halte Abstand, so lang wie Elefantenrüssel oder so groß wie ein Ameisenbär. Das ist dann alles ein wenig fröhlicher.“ Die Schüler seien sichtlich gerne in die Schule zurückgekommen. Das mit dem Mundschutz sei zwar komisch und ungewohnt, aber alle hätten es gut verstanden und sich daran gehalten. Nur zwei Schüler seien nicht erschienen. Allerdings gibt es auch Probleme: Sobald die Abiturprüfungen starten, soll die Kursstufe eins in allen Fächern unterrichtet werden. Dazu käme dann noch die Notbetreuung und 20 Prozent weniger Lehrer. Dann seien die Platz- und Lehrerkapazitäten des Gymnasiums erschöpft. Die Mensa, sowie die Aula, werden bereits komplett mitgenutzt, über die Nutzung der Sporthalle denkt der Schulleiter bereits nach.

- Realschule Überlingen: Die Schulleiterin der Realschule Überlingen, Karin Broszat, sieht ebenfalls Kapazitätsprobleme: „Es war gut mit den großen Schülern anzufangen. Die selbe Situation mit den jüngeren Schülern ist nicht denkbar.“ Doch auch sie und ihr Lehrerteam freuen sich über die Rückkehr der Schüler und begrüßen sie sogar mit einem Banner vor dem Eingang. Karin Broszat mahnt auch zur Vorsicht: „Man merkt, dass die Schüler nach dieser Zeit großen Bedarf haben, sich nahe zu sein. Und man kann ihnen nicht einmal böse sein. Aber obwohl es überall steht, muss man sie an den Mindestabstand erinnern. Ich bin froh über die Mundschutzpflicht.“
- Bildungszentrum Salem: Für den ersten Schultag zufrieden ist auch Bettina Schappeler, Rektorin des Bildungszentrums in Salem (Gemeinschaftsschule). „Hier ist es ruhig und entspannt los gegangen“, sagt sie. Probleme mit Schülern, die sich nicht an die Regeln halten wollten, hätte es nicht gegeben. Das sei auch dem streng organisierten Plan mit vermehrter Aufsicht geschuldet. Eine Maskenpflicht gibt es in der Gemeinschaftsschule nicht. Dennoch gilt ein Maskengebot in den Gängen. Dabei sei Schappeler eine Sache aufgefallen: „Die Mädchen haben weniger Probleme damit, eine Maske zu tragen, als die Jungs.“ Sicherlich gebe es auch Schüler, die die erforderlichen Maßnahmen kritisch hinterfragen würden, die seien aber in der Minderheit. Deswegen ist Schappeler zuversichtlich, dass sich der neue Schulalltag für Schüler und Lehrer einspielen wird. Auch wenn sich die Schüler über den Schulstart freuen würden, sei der „normale“ Unterricht nach sieben Wochen im Heimunterricht sehr anstrengend. Hinzu komme, dass es Arbeitsformen wie Gruppen- oder Partnerarbeit erst einmal nicht geben wird. Derzeit herrsche noch etwas Unsicherheit sowohl unter den Schülern, als auch bei den Lehrern. Denn was heute noch funktioniert, wird zur Herausforderung, sobald sich die Schülerzahlen erhöhen. „Je mehr Schüler wieder kommen, desto unübersichtlicher wird es“, sagt Schappeler. Derzeit sei die größte Herausforderung, dass oft der direkte Austausch fehle. Auch Entwicklungsprozesse, die von der Zusammenarbeit zwischen Schülern, Lehrern und Eltern lebten, seien vorerst auf Eis gelegt.
- Droste-Hülshoff-Gymnasium Meersburg: Obwohl das Droste-Hülshoff-Gymnasium gut vorbereitet in den ersten Schultag gestartet sei, sei auch an der Meersburger Schule Unsicherheit zu spüren, so Schulleiter Philipp Strack. Dennoch sei es schön und wichtig für die Schüler, sich wieder sehen zu können. Genau beurteilen, ob die Schüler sich auch in unbeobachteten Momenten an die Vorschriften halten, kann Strack nicht. Doch auf dem Pausenhof und in den Gängen funktioniere das Abstandhalten ganz gut. Eine Herausforderung sei es aber für die Internatsschüler, die seit Sonntag wieder im Internat untergebracht sind. „Viele wollen sich auf den Zimmern besuchen gehen, aber das geht nicht. Die Schüler sind aber einsichtig, wenn man sie auf die Regeln hinweist“, so Strack.
- Wiestorschule Überlingen: Ähnlich läuft es auch an der Wiestorschule (Gemeinschaftsschule) in Überlingen. Die größte Herausforderung besteht laut Schulleiter Jürgen Mattmann darin, den Fokus der Schüler auf die anstehenden Prüfungen zu richten. Denn derzeit sei alles noch neu und beeindruckend. An den veränderten Schulalltag müssten sich die Schüler erst gewöhnen. „Wir stehen noch am Anfang, das wird sich noch normalisieren“, so Mattmann. Momentan laufe alles gut, doch sobald die Klassenstufe vier wieder in die Schule darf, stehe man vor einer neuen Herausforderung.