Dem Weibchen ist die Rückkehr geglückt: Dr. Saurier, wie der 2023 geborene Jungvogel heißt, ist aus dem Winterquartier in Andalusien zurückgekehrt – ganz ohne Leitung und Hilfe. Für das Aufzuchtteam ist dies ein immenser Erfolg.
Seit 2023 überwintern die seltenen Vögel nicht mehr in Italien, weil sie mangels Thermik zunehmend Probleme bekamen, über die Alpen zu fliegen. Ursache dafür ist die Temperaturerwärmung im Zuge des Klimawandels. Bislang überwinterten die Tiere in der Toskana.
2023 leitet das Waldrappteam erstmals 35 Tiere nach Andalusien um, im Herbst 2024 wurden erneut 36 Jungvögel, diesmal von Oberbayern aus, über 2700 Kilometer nach Andalusien umgeleitet und dort ausgewildert, informiert das Waldrappteam in einer Mitteilung.
Jungvogel schließt sich nicht Kolonie an
In Andalusien lebten die Jungvögel nach ihrer Auswilderung mit rund 240 Waldrappen der Kolonie „Proyecto Eremita“ zusammen, die dort bereits vor 20 Jahren angesiedelt wurden. Mit Spannung erwarteten die Vogelschützer nun die Antwort auf die Frage, ob die Vögel in ihren Brutgebieten am Bodensee zurückkehren oder sich dauerhaft der Kolonie in Andalusien anschließen. Vorerfahrungen gab es keine. Dr. Saurier zeige jetzt, dass die Vögel, wie erhofft, zurückkehren würden, heißt es weiter.
Das Weibchen verließ am 21. April dieses Jahres das Winterquartier. Innerhalb von gut vier Wochen legte der Zugvogel 3200 Kilometer zurück und erreichte am 25. Mai wohlbehalten Überlingen. Somit sei sie der erste Waldrapp, der eigenständig aus Andalusien nach Zentraleuropa zurückgekehrt ist. In Überlingen schloss sie sich rasch den brütenden Artgenossen an, die zuvor aus dem Winterquartier in der Toskana zurückgekehrt waren.
Funde entlang der Mittelmeerküste bis Gibraltar deuten darauf hin, dass Waldrappe diese Zugroute seit Jahrtausenden beflogen haben – bevor die Art vor 400 Jahren in Europa ausgerottet wurden. Der Vogel Dr. Saurier habe mit seinem Flug diese Tradition wieder belebt. Er sei zum Mittler zwischen der Vergangenheit und der Zukunft geworden und wecke auch die Hoffnung für die Zukunft, heißt es in der Mitteilung.
So schön war die Ankunft am See
Am 28. Mai kam es zu einem bewegenden Wiedersehen: Dr. Saurier begegnete auf einer Futterwiese nahe Überlingen ihren Zieheltern Helena Wehner und Barbara Steininger. Seit der Auswilderung im Dezember 2023 hatte der Vogel keinen Kontakt mehr zu ihnen – erkannte sie jedoch sofort und begrüßte sie mit dem typischen Kopfnicken. Die Begegnung blieb aber kurz, da die Vögel nach Möglichkeit den Kontakt zu Menschen vermeiden.
