Uscha Welte-Joos ist eine Überlingerin von Kindesbeinen an. Doch beim Rosenobelgarten geht es ihr wie vielen anderen Bürgern, für die das Kleinod über der Stadtmauer bis vor Kurzem noch ein Buch mit sieben Siegeln war. „Schon als Kind bin ich hier oft die Krummebergstraße hochgegangen und habe mich gefragt, was denn hinter diesen hohen Mauern ist“, erinnert sie sich. Die Türen öffneten sich auch für die Geschäftsinhaberin allerdings erst vor gut zwei Jahren, als sie mit dem Wirtschaftsverbund eine Führung über die verschiedenen Standorte der Landesgartenschau machen konnte.
„Ich habe nicht schlecht gestaunt und dabei das alte Gartenhäuschen entdeckt“, sagt Welte-Joos. Zwar hatte der Zahn der Zeit schon merklich genagt an Dach und Schindelfassaden. Doch für die Raumgestalterin war es quasi Liebe auf den ersten Blick. Am liebsten hätte sie das Häuschen nach der Landesgartenschau angemietet und wäre selbst eingezogen, ist Uscha Welte-Joos noch heute euphorisch.
Wobei es in der heutigen Form fast als Tiny House durchgehen könnte, zumindest was die schmucke und stilvolle Ausstattung angeht. „Mir hatte das tatsächlich so gefallen, dass ich gleich gefragt habe, ob wir das Gartenhäuschen nicht etwas herrichten und dekorieren dürften“, erinnert sich Welte-Joos. Worauf das Gartenschauteam angeregt habe, es doch für eine kleine Ausstellung zu nutzen. Und halbe Sachen sind nicht das Ding der Überlinger Raumgestalterin. „Wir haben alles gereinigt und instandgesetzt“, sagt sie, „und wir sind richtig dankbar, dass wir das machen duften.“
Um einige kleine Möbelstücke mit Patina aus dem eigenen Repertoire erweiterte Welte-Joos das Interieur und brachte Accessoires mit. Nicht nur Kissen mit floralen Motiven, auch echtes englisches Gartenwerkzeug und andere Utensilien geben dem Häuschen ein authentisches Flair. Den Besuchern entgeht diese Qualität keineswegs. „Das sind echt tolle Stoffe“, kommentieren einige Zaungäste das Repertoire an diesem Morgen.

Bis heute ist die entstandene Beziehung zu dem Häuschen und dessen Umfeld bei Uscha Welte-Joos nicht abgekühlt. „Der Garten mit seinen tollen Ausblicken ist zu meinem Lieblingsort der Landesgartenschau geworden“, versichert sie. Die Aussicht genießen und das Ambiente des Gartens wirken lassen können auch die Besucher. Sei es auf der roten Bank des Verschönerungsvereins und mittelbar vor dem Häuschen oder auf einem bunten Gartenschaukelstuhl aus Metall.

Dazu hat die Überlinger Raumgestalterin zwar zu wenig Zeit. „Doch ich bin jeden Morgen hier in dem Häuschen, räume ein bisschen auf und mache sauber – auch samstags und sonntags“, sagt die Frühaufsteherin. Denn wenn die ersten Gartenschaubesucher am Rosenobelgarten eintreffen, soll alles wieder in Schuss sein. Dabei tauscht Welte-Joos die beiden die Akkulämpchen aus, die auf dem Tisch und auf der kleinen Kommode stehen. Einige kleine Möbelstücke, die zum Ambiente passen, hat Welte-Joos aus dem eigenen Fundus mitgebracht. Ganz erleichtert sei sie gewesen, dass sie während des eigenen Urlaubs im August in ihrer Mitarbeiterin, der Innenarchitektin Paula Nylund, tatkräftige Unterstützung und eine zuverlässige Aushilfe gefunden habe.
Zu den Accessoires und Einrichtungsgegenständen, die Uscha Welte-Joos hier zeigt, gehört auch ein Geschirrtuch für die Küche. Die Überlinger Silhouette von der Promenade aus gesehen hat sie mit Münster und Greth selbst gezeichnet und dann aufsticken lassen. „Das Zuhause ist während der Pandemie noch wichtiger geworden“, sagt Welte-Joos, die ihr Geschäft mehrfach über längere Phasen schließen musste. „Manchmal haben wir Kunden Bilder von Objekten zur Auswahl auf das Smartphone geschickt und sie konnten es dann abholen.“
Ja, manche langjährige Stammkunden hätten selbst im Internet recherchiert und dann im Geschäft bestellt, schildert sie eine ihrer „positiven Erfahrungen“ während des Lockdowns. „Die Leute legen noch mehr Wert auf Nachhaltigkeit“, hat sie ebenfalls beobachtet, „und sie wollen wissen, wo die Dinge herkommen.“