Noch ist sie nicht ganz fertig, die neue Aussegnungshalle auf dem Nußdorfer Friedhof, direkt an der Ortsausfahrt zur B 31. Die Hälfte der Glasbausteine fehlt noch wegen Lieferproblemen, auch die elektrisch bediente Glocke, die obligatorische Photovoltaikanlage auf dem Flachdach oder die Sitzbänke im Inneren müssen noch angebracht werden.

Das hinderte die Gemeinde aber nicht daran, den lange ersehnten Trauerort mit 35 Sitzplätzen schon mal einzuweihen. Rund 30 geladene Gäste sind am Nachmittag des Donnerstag, 26. Oktober, zusammengekommen, um der Segnung des Ortes durch den evangelischen Pfarrer Kai Tilgner und Pater Bruno Metzler von der Birnau beizuwohnen. Mit dabei der Nußdorfer Ortschaftsrat mit Ortsvorsteherin Anja Kretz, Überlinger Gemeinderäte, OB Jan Zeitler und Baubürgermeister Thomas Kölschbach. Ebenso Architektin Silke Holzer und auch Handwerker, die an dem 350.000 Euro-Bau beteiligt waren.

Der Mann, dem die Halle zu verdanken ist, fehlt
Nur einer fehlte – der Mann, dem dies alles maßgeblich zu verdanken ist: Rudolf Beck, früherer Ortsvorsteher von Nußdorf. Bereits vor rund 25 Jahren hatte Beck der Stadt Überlingen eine Spende seines Onkels Hugo Hund überreicht, und damit sozusagen den Grundstein für die jetzt eröffnete Trauerstätte gelegt. Seither lagen die zweckgebundenen 25.000 D-Mark auf den Konten der Stadt. Mehrmals ist der Bau anschließend in den Haushalt aufgenommen und dann doch wieder herausgestrichen worden.

OB Zeitler beförderte das Projekt
„Es war ein hin und her“, erinnert sich der Überlinger Gemeinderat Günter Hornstein, von 2009 bis 2014 Nußdorfs Ortsvorsteher und Vorsitzender des Fördervereins Dorfgemeinschaft Nußdorf. Kurz nach dem Amtsantritt von Oberbürgermeister Jan Zeitler 2017 war Hornstein dort vorstellig geworden, um erneut für die Trauerhalle zu werben. Der neue OB habe maßgeblich dafür gesorgt, dass das Projekt im Haushalt geblieben und letztlich realisiert worden sei. „Wenn das nicht geklappt hätte, dann hätten wir vermutlich auch aufgegeben“, blickt Hornstein am Rande der Einweihung zurück.

Förderverein steuerte 65.000 Euro zur Finanzierung bei
Wobei Hornstein selbst und der Förderverein ebenfalls eine tragende Rolle spielten. Denn in der Zwischenzeit hatte der Verein 54.000 Euro an Spenden für die Halle gesammelt. Zuzüglich 11.000 Euro an Eigenmitteln konnte er so 65.000 Euro zum Bau beisteuern. Den Rest trägt die Stadt Überlingen. Für den Förderverein ist es das dritte Großprojekt seiner 40-jährigen Geschichte. Bereits 1986 hatte er maßgeblich das erfolgreiche Dorfgemeinschaftshaus realisiert, 2008 den Dorfplatz davor.
Rudolf Beck ist laut OB auf dem Weg der Besserung
Und wie geht es Initiator Rudolf Beck? Er sei im Krankenhaus, sagte OB Zeitler zur Begrüßung, doch auf dem Weg der Besserung. Und so las Hornstein einige Grußworte von Beck vor, der das Grab seines Onkels extra mit Blumen hat schmücken lassen und auch noch einmal Martin Walser erwähnte, der – ebenso wie die Kirchen und viele Nußdorfer Bürger – zu den Spendern gehörte. „Ich vermisse ihn sehr.“

Wandgemälde finanzierte Rudolf Beck aus eigener Tasche
Das Wandgemälde im Inneren der neuen Halle, das die Nußdorfer Malerin Helga Sebecke anfertigte, finanzierte Beck übrigens aus eigener Tasche. Und er kennt auch als einziger den Namen des konfessionslosen Bürgers, der das schlichte Holzkreuz spendete. Dieses solle symbolisch zeigen, dass die neue Halle jedem offenstehe, ob gläubig oder nicht. Ortsvorsteherin Anja Kretz erinnerte daran, wie in der Vergangenheit Trauergemeinschaften teilweise im strömenden Regen oder in praller Sonne ausharren mussten oder notdürftig aufgestellte Stühle umfielen. „Das war unwürdig.“

Und so wünschten sich auch die beiden Geistlichen bei ihrer Segnung, dass die Halle „ein lebendiger Ort“ werde, „für Begegnungen von Mensch zu Mensch und von Mensch zu Gott“. Ein Ort, an dem „die Trauer ihren Platz hat, aber nie allein ausgehalten werden muss“, wie Kai Tilgner sagte. Und Pater Bruno freute sich, künftig „nicht mehr in einer Freiluft-Sakristei gegen den Lärm der Straße ankämpfen zu müssen“.
Holzkonstruktion wäre teurer geworden
Unterdessen hatte es im Vorfeld durchaus Diskussionen um den massiven Betonbau gegeben. Manch einer hätte sich mehr Holz gewünscht. Doch das wäre aufgrund der freitragenden Decke noch massiver und auch teurer geworden, sagt Architektin Holzer. Die Kosten lagen ohnehin über dem ursprünglichen Plan. Darin enthalten ist immerhin die Sanierung der kleinen Kapelle nebenan, die gleichzeitig Denkmal für die Gefallenen des Krieges ist. Wenn „alles fertig und schön eingewachsen ist“, wie OB Zeitler sagte, solle es im Frühjahr eine Einweihungszeremonie für die Bürger geben.