Ein Prachtstück war das städtische Gebäude Turmgasse 1 längst nicht mehr, eine Schönheit war es im Grunde noch nie. Doch es ist in verschiedener Hinsicht ein Stück Geschichte, das mit dem aktuellen Abriss des leerstehenden Hauses für immer verschwindet. Auf dem Grundstück plant die Stadt für knapp 3 Millionen Euro ein Gebäude in Systembauweise zur Anschlussunterbringung von Geflüchteten.
Als „unterer Torkel“ war das Haus aus dem 18. Jahrhundert ursprünglich bezeichnet worden. Lag es doch unmittelbarer angrenzend zum einstigen Spitalweingut, das damals noch in der Spitalgasse seine Trauben kelterte und von dem Reminiszenzen noch in der heutigen Stadtbücherei zu entdecken sind. Nahe lag daher auch der Name „Torkelstüble“ für die kleine Kneipe, die später zu einem Anziehungspunkt für alte Überlinger wurde. Noch vor 20 Jahren leistete sie einen Beitrag zur damaligen „Wirtefastnacht“. Zuletzt war im Erdgeschoss lediglich noch ein Laden der Diakonie untergebracht.
Turmgasse und Spitalgasse sind gesperrt
Unmittelbar nach Ostern begannen die Vorarbeiten zum Abriss, in der vergangenen Woche machte sich die Spitzhacke an das alte Gemäuer, an dem noch das alte Schild „Spiel-Center“ hängt. Turmgasse und Spitalgasse sind seitdem an dieser Stelle für den Durchgang gesperrt. Als „einem Bestandserhalt nicht mehr zugänglich“ hatte Baubürgermeister Thomas Kölschbach das leerstehende städtische Gebäude vor Jahresfrist bezeichnet, nachdem Architekt Jörg Bohm die Substanz im Detail untersucht und das Haus als „technisch am Ende“ eingestuft hatte.
Hohe Aufwendungen für die Immobilie
Die kaputte Immobilie zu verkaufen, löse keine Probleme, hieß es damals, sondern schaffe eher neue. Um das Haus überhaupt wieder bewohnbar zu machen, wären schon mehr als eine Million Euro erforderlich, „ganz ohne Aufenthaltsqualität und Brandschutz“. Rund vier Milliionen Euro hätte die Stadt bereits aufwenden müssen, um das Gebäude mit derzeit 260 Quadratmeter Wohnfläche auf drei Etagen nach aktuellen Anforderungen zu „ertüchtigen“. Mit dem geplanten Neubau will die Stadt rund 420 Quadratmeter auf fünf Etagen unterbringen, für weniger Geld.