Timm Lechler

Es riecht nach verarbeitetem Holz, Benzin und Leim. Ein Teleskop-Stapler, mehrere Lieferwagen, Kreissägen und Gasflaschen stehen auf dem Münsterplatz vor dem Stadtarchiv. Holzspäne fliegen wie Schneeflocken durch die Luft. Und noch etwas ist nicht wie sonst: Da steht eine Blockhütte auf dem Platz. Über dem Eingang thront das Wort „Beichtstadel„. Es handelt sich um eine Besenwirtschaft für den Narrentag (25. und 26. Januar). Seit Montag dieser Woche wird sie aufgebaut.

So kam die Idee

„Irgendwie hatten wir die Angst, dass wir nirgendwo reinkommen. Und dann haben wir uns gedacht: Wir machen lieber etwas eigenes“, sagt Axel Kränkel. Wir, das seien die sechs Freunde von der „Männer-Sauna-Gruppe-Owingen“. Alle haben großen Hang zur Fastnacht und so sei die Idee zu der Blockhütte während einer Saunarunde entstanden. Getauft haben sie ihre Besenwirtschaft dann „Beichtstadel„.

In nur vier Tagen wurde der „Beichtstadel“ aufgebaut. Gezimmert hat Axel Kränkel an der Blockhütte aber bereits seit November.
In nur vier Tagen wurde der „Beichtstadel“ aufgebaut. Gezimmert hat Axel Kränkel an der Blockhütte aber bereits seit November. | Bild: Timm Lechler

„Danach war klar, wir bauen das einfach selbst“, so Kränkel. Einfach ist hier relativ. Seit Anfang November baut der Zimmerermeister zum Teil nach Feierabend an dem Großprojekt, einer Blockhütte mit 100 Quadratmetern Innenfläche plus Freiterrasse. Zusätzlich hat Axel Kränkel aus Holz mehrere Stehtische, Barhocker und Lampen hergestellt. „Das war wirklich alles sehr viel Arbeit“, gesteht sich Axel Kränkel ein. Aber es habe sich gelohnt.

Ein Gefühl wie in einem Berggasthof. Auch die Stehtische und Barhocker sind in mühevoller Handarbeit entstanden.
Ein Gefühl wie in einem Berggasthof. Auch die Stehtische und Barhocker sind in mühevoller Handarbeit entstanden. | Bild: Timm Lechler
Liebe zum Detail: Sogar die Lampen in der Besenwirtschaft sind selbst designt und gebaut.
Liebe zum Detail: Sogar die Lampen in der Besenwirtschaft sind selbst designt und gebaut. | Bild: Timm Lechler

150 Narren können hier feiern

Herausgekommen ist eine Hütte im Berggasthof-Stil mit Platz für mehr als 150 Narren gleichzeitig. Erwartet werden am Wochenende bis zu 30 000 Besucher, denen insgesamt 40 Besenwirtschaften zur Verfügung stehen. Eine der größten ist die von Kränkel. Jürgen Kempter, einer der sechs Freunde, berichtet: „Wir haben durchgehend geöffnet und bieten unseren Gästen Würstchen im Brötchen und jede Menge Getränke an. Dafür danken wir 50 ehrenamtlichen Helfern, die mit uns hier den Laden schmeißen.“ Kempter weiter: „Wir sind sehr froh, denn mittlerweile gibt es ja, auch aufgrund der strengen Auflagen, fast keine Räumlichkeiten mehr an der Fastnacht.“

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Die Passanten sind begeistert

Viele der vorbeihastenden Menschen seien während des Aufbaus stehen geblieben und hätten sich den „Beichtstadel„ genauer angesehen, sagt Kränkel. Die meisten Passanten seien begeistert. Die einschlägige Meinung: Die Blockhütte müsse über die gesamte Fastnacht stehen bleiben. Und auch die Nachbarschaft habe ihre Freude an den Bauarbeiten auf dem Münsterplatz. „Wir bekommen regelmäßig Kaffee und Kuchen von den Nachbarn. Es freut uns, wenn die Leute daran Spaß haben“, sagt Axel Kränkel.

Der „Beichtstadel“ liegt vor dem Stadtarchiv, direkt neben dem Münster.
Der „Beichtstadel“ liegt vor dem Stadtarchiv, direkt neben dem Münster. | Bild: Timm Lechler

Die Hütte ist neu, soll aber nicht nur für die Fastnacht dienen. Nach dem Abbau des „Beichtstadels„ könne das Gebäude jederzeit an anderer Stelle wieder aufgebaut werden, erklärt Kränkel. Als mobile Berghütte für Messen, Hochzeiten oder Sonstiges könne sie angemietet werden.

Am Samstag geht‘s richtig los

Noch viele weitere Besenwirtschaften stehen bereit. Ab heute, Freitag, um 18 Uhr öffnen die Hütten. „Das wird dann alles noch etwas beschaulich ablaufen“, wird der zuständige Narrenrat Alexander Metzler in einem Pressetext der Narrenzunft zitiert. Am Freitag haben viele Narrenfreunde aus Elzach, Rottweil und Oberndorf ihre Anreise geplant. Richtig los geht der Narrentag dann aber erst am Samstag.

Daten und Fakten rund um die 40 Besenwirtschaften zum Narrentag

  1. 40 Besenwirtschaften in der Altstadt: Es gibt mehr als 40 Besenwirtschaften, Zelte und Imbisswagen oder -stände, die für das große närrische Wochenende bereitstehen. „Da ist doch wirklich einiges zusammengekommen“, freut sich auch Narrenmutter Wolfgang Lechler und nennt die Plätze. So wird entlang der Aufstellung und der Umzugswege einiges angeboten, ebenso auf dem Münsterplatz, zwischen den Seeschulen und auf dem Landungsplatz.
  2. Kein Zelt, aber ein Schiff: Auf das große Festzelt vom letzten Narrentag im Jahr 2006 verzichte man bewusst, teilt die Narrenzunft mit. Man setzte lieber auf viele kleine Anbieter, gut verteilt in der Stadt. Dazu kämen neben der örtlichen Gastronomie, die mehrheitlich mitmache, auch der Kursaal und das Narrenschiff. Das dafür genutzte Motorschiff München der Bodensee-Schiffsbetriebe wird am Samstagnachmittag fertig dekoriert am Landungsplatz anlegen und an beiden Tagen alle Narren und Gäste des Narrentags zum Feiern einladen. Beim letzten Überlinger Narrentag vor 14 Jahren diente die Fähre Euregia als Narrenschiff.
  3. Die Narrenzimmer: Auf dem Schiff und auch sonst in der Stadt sind mehrere Narrenzimmer eingerichtet, in denen die Hästräger ihre Masken auch einmal ablegen können, ohne erkannt zu werden. Wo diese Narrenzimmer im Veranstaltungsbereich Altstadt eingerichtet sind und wo man welche Besenwirtschaft und Gastronomieeinrichtung findet, zeigt ein Flyer. Dieser ist am Narrentag überall kostenlos in der Stadt zu haben.
  4. Die Narrentag-App fürs Smartphone: Auf ihr kann der Überlinger Stadtplan angeklickt werden. Darauf sind alle Bewirtungsangebote zu sehen und der jeweilige Fußweg dorthin lässt sich aufzeigen, ebenso unter anderem der Aufstellungsbereich für die Umzüge oder wo Toiletten zu finden seien.
  5. Narrentag-Etikett auf den Getränken: Zusätzlich gibt es dieses Jahr eine einheitliche Getränkelinie aus Bier, Radler, Orangenlimonade und Cola. Jede Flasche ist mit einem speziellen Viererbund-Etikett versehen. Darauf zu sehen ist je eine Narrenfigur der vier Zünfte. Fünf Cent von jeder verkauften Flasche gehen an die Jugendarbeit der vier Narrenzünfte. Darüber hinaus gibt es ein einheitliches Pfandsystem mit Pfandmarken im Narrentag-Logo-Design. (tle)