Vom Schwarzwald an den Bodensee, der Liebe wegen. Drei Frauen, drei Mal die große Liebe: Die Liebe zur Fasnacht, die Liebe zum Bodensee – und schließlich brachte sie auch die Liebe zu einem Mann aus dem Schwarzwald nach Überlingen. Miriam „Mimi“ Taglang, Simone Kränkel und Gaby Jerg, alle drei aus Elzach, sind Vollblut-Fasnachterinnen. Alle drei wurden in der Stadt des Viererbundes geboren, aus der die wilden Schuttigs zum Narrentag am Wochenende nach Überlingen kommen.
„Bei mir ist irgendwie das ganze Jahr Fasnet“, sagt Miriam Taglang
„Bei mir ist irgendwie das ganze Jahr Fasnet, wie man in meiner Wohnung an den vielen Bildern, Lärvle und Figuren sieht“, erklärt Miriam Taglang. Die Straßenfasnacht sei bei ihr in jedem Jahr bereits ab August in Planung. Die ursprünglich einmal siebenköpfige Mädels-Clique ging schon vor 20 Jahren in Elzach gern auf die Gass zum Schnurre, und daran habe sich auch bis heute nichts geändert, sagt Miriam Taglang.

Simone Kränkel ist eine der drei Schwarzwälderinnen, die sich 2015 beim närrischen Frauenkaffee in Überlingen als Schwarzwälder Kirschtorten kostümiert hatten. Und sie ist Teil einer echten Fastnachts-Anekdote. Anlässlich des Narrentreffens 2013 in ihrem Heimatort Elzach entstand ein Foto, das im SÜDKURIER gedruckt wurde. Es zeigte ihren damaligen Freund Axel Kränkel im Hänsele und ihre damals dreijährige Tochter als Schuttig. In der Bildunterschrift bezeichnete SÜDKURIER-Redakteur Martin Baur das Paar als „Ehepaar“. Baur erinnert sich: „Weil das Paar damals sagte, die Zeitung schreibe immer die Wahrheit, haben sie kurz darauf auch tatsächlich geheiratet.“ Und so wurde aus dem Paar ein Ehepaar und aus dem Redakteur ein Ehestifter.
Unzählige Narren aus dem Schwarzwald in Überlingen untergebracht
Die drei Freundinnen aus Überlingen bewirten die heimischen und auswärtigen Narren während des gesamten Narrentreffens ab dem 24. Januar in der Besenwirtschaft ihrer Männer und derer Freunde von der „Männer-Sauna-Gruppe-Owingen“. Der „Beichtstadel“ vor dem Stadtarchiv ist von Freitag, 24. Januar, 18 Uhr, bis Sonntag um Mitternacht durchgehend geöffnet. Da ist Gaby Jerg im Dauereinsatz.
Unzählige Narren aus dem Schwarzwald haben die drei aktiven Frauen zum großen Narrentreffen am kommenden Wochenende in Überlingen untergebracht. Alleine bei Miriam Taglang logieren neun Personen. Gaby Jerg hat nach eigener Aussage „ganz Sipplingen belegt“. Man helfe sich doch gerne, schließlich hätten alle drei Frauen feste familiäre Bindungen nach Elzach, denn dort lebten die Eltern aber auch viele Freunde. Die drei ambitionierten Fastnachterinnen betonen, ihre Heimat in Überlingen gefunden zu haben.
In Überlingen genießt man den „Elzach-Bonus“
Damals beim Narrentreffen 1999 in Elzach lernten sie eine Gruppe Überlinger Hänsele kennen, erinnert sich Miriam Taglang. „Wir fuhren damals ja auch Motorrad, das war dann immer auch mal eine schöne Tour an den See, aber die Überlinger kamen auch zu uns. Bei mir war das ja dann so: Die Liebe ging, aber der See blieb“, sagt die Schnurrerin Taglang lachend. Sie spricht vom „Elzach-Bonus“, den man hier in Überlingen aufgrund der närrischen Verbundenheit genieße, selbst der Schwarzwälder Dialekt sei in Überlingen akzeptiert. Natürlich haben alle drei Frauen die Fastnacht quasi mit der Muttermilch aufgesogen, wie sie es selbst beschreiben.

Miriam Taglangs Bruder Dirk Wölfle kommt als Elzacher Narrenrat zum Fasnachts-Wochenende nach Überlingen. „Mein Fansnachtsschrank ist doppelt so groß wie mein normaler Kleiderschrank“, erklärt Gaby Jerg. Bei der Wirtefasnacht 2000 habe sie im „Galgenhölzle“ ihren Mann kennengelernt, 2002 zog sie von Elzach nach Überlingen, 2006 folgte die Hochzeit. „Eigentlich wollte ich nie aus Elzach raus und konnte mir gar nicht vorstellen wegzugehen, aber da sieht man doch mal, wie alles kommt“, sagt Jerg lachend. Ihre beiden Söhne sind sowohl Schuttig als auch Hänsele – „des isch so in Mischehen“. Die Töchter von Miriam Taglang und Simone Kränkel können das natürlich nicht, denn das Hänsele ist eine rein männliche Larve. Der Schuttig eigentlich auch, aber da nehme man es nicht ganz so genau, erklären die Elzacherinnen.
Für Gaby Jerg, Simone Kränkel und Miriam Taglang ist klar: Sie fühlen sich rundum glücklich als Straßenfasnachterinnen. Auf die Frage, ob sie denn schon morgen ins Hänsele stiegen, sollte die Zunft sich für Frauen öffnen, kommt ein lautes und langgezogenes „Neeeeiiiiin“ aus ihren Mündern. Das Hänsele sei Männersache, traditionell vollkommen in Ordnung und das könnte auch ruhig so bleiben. Sie hauen weiter auf den Putz, in ständig wechselnden Kostümen, und Miriam Taglang bezeichnet die Fasnacht als Höhepunkt des ganzen Jahres. Das Größte sei natürlich ein Viererbund-Treffen – und so fiebern die drei gemeinsam dem Narrentag entgegen.