Schon 2021 war der Dreikönigstag, an dem die Narren in die Fünfte Jahreszeit starten, geprägt von Auswirkungen der Corona-Pandemie. Zwar gingen in Überlingen und den umliegenden Gemeinden einige Menschen auf die Straße, um die Fasnet mit dem Karbatscheschnellen einzuläuten. Doch es gab keinen ausgelassenen Umtrunk in den Narrenstuben, kein unbeschwertes Zusammensein.
Ähnlich sieht es auch dieses Jahr aus. Erneut macht Corona den Narren einen Strich durch die Rechnung. Wir haben mit Zunftmeistern in der Region über den Dreikönigstag und die närrischen Veranstaltungen in den kommenden Wochen gesprochen – viele Zünfte sind noch immer unschlüssig, was stattfinden kann.
Keine Aussage der Überlinger Hänselezunft zum Dreikönigstag
Nachdem einige Überlinger Narren im Nachgang zum 6. Januar 2021 wegen Ordnungswidrigkeiten angezeigt wurden, gibt die Hänselezunft dieses Jahr keine Stellungnahme zum Dreikönigstag ab. 2021 hieß es seitens des Ordnungsamtes, die Vorsitzenden der Zunft hätten die Bürger angeblich zum Karbatscheschnellen aufgerufen. Als Beweismittel diente ein Rundfunkbericht.

Aber auch ohne Aussage der Hänselezunft kann davon ausgegangen werden, dass dieses Jahr am Dreikönigstag wieder in der Überlinger Innenstadt geschnellt wird – dazu braucht es für viele närrische Bürger keinen Aufruf, denn für sie ist das Schnellen am 6. Januar um 12 Uhr ein festes Ritual, ähnlich wie Weihnachten und Ostern.
Entscheidungen über Umzüge in Salem erst nach Dreikönig
Während in Überlingen mit großer Wahrscheinlichkeit viele Schneller unterwegs sein werden, gibt es in Salem kein Programm am Dreikönigstag. Eigentlich findet am 6. Januar die Ausgabe der Sprungbändel für die Aktiven des Narrenvereins statt sowie das Häsabstauben. Doch weil bereits die meisten Umzüge abgesagt wurden, bei denen der Verein eingeladen war, mache eine Ausgabe der Sprungbändel „keinen Sinn mehr“, sagt Michael Stähler, Vizepräsident des Salemer Narrenvereins.
Abgesehen vom Dreikönigstag laufen die Planungen für die närrischen Veranstaltungen in Salem allerdings noch. Und das, obwohl Stähler davon ausgeht, dass die Fasnet 2022 genauso wenig stattfindet wie im Jahr 2021. „Der Vorstand wird sich nach dem 6. Januar treffen und über das weitere Vorgehen beraten“, erklärt Stähler.

Bei der Besprechung werde untersucht, ob der geplante Umzug zum 111-jährigen Bestehen des Narrenvereins, das Narrenbaumstellen am Schmotzigen Donnerstag und der Hemdglonkerumzug und das traditionelle Abbrennen des Funkens in Salem stattfinden können.
„Angedacht war auch bei uns schon die Idee, unseren Festakt zum 111-Jährigen auf später im Jahr zu verschieben“, nennt Michael Stähler eine Option. Doch die Regeln des Vereins und des Alemannischen Narrenrings würden das Tragen der Häser außerhalb der Fasnet ausdrücklich verbieten. Dies mache das Verschieben von Veranstaltungen außerhalb der närrischen Saison schwierig.
Einschnellen am Dreikönigstag findet in Meersburg statt
In Meersburg findet zumindest das Einschnellen am Dreikönigstag wie in normalen Jahren statt. Laut Zunftmeister Norbert Waßmer treffen sich um 12 Uhr „ein paar Hänsele“, um auf dem Marktplatz zu schnellen. Närrische Saalveranstaltungen wie das „Allerlei“ finden dieses Jahr allerdings zum zweiten Mal in Folge nicht statt.
„Die pandemische Lage ist noch zu ernst und die damit verbundenen Einschränkungen lassen dies organisatorisch und aufgrund des Gefährdungsrisikos nicht zu“, begründet Waßmer. Über Narrenbaumstellen und mehr werde die Zunft kurzfristig entscheiden. Der Zunftmeister betont: „Hier liegt das Augenmerk auf dem Symbolträchtigen.“

Stettener Narren ziehen mit der Karbatsche durchs Dorf
Wie bereits im Vorjahr fällt in Stetten auch 2022 der traditionelle Dreikönigs-Umtrunk der Narrengemeinschaft Hasle-Maale aus. Die aktuellen coronabedingten Einschränkungen würden die Veranstaltung in der Zunftstube nicht erlauben, heißt es von Vizezunftmeister Alexander Cerny.
Aber immerhin ein kleines Programm sei für den 6. Januar geplant. Cerny kündigt an: „Wir werden mit unseren Karbatschen durch den Ort ziehen und schnellen.“ Die üblichen Einladungen vieler Bewohner für einen „kurzen Umtrunk“ könnten die Narren dieses Jahr allerdings nicht annehmen. „Die Omikron-Variante des Coronavirus greift immer stärker um sich. Wir wollen kein Risiko eingehen“, betont Cerny.

Ob weitere närrische Veranstaltungen in Stetten dieses Jahr stattfinden können, bleibe abzuwarten. „Wir hoffen sehr, dass zumindest der Narrenbaum gestellt werden kann“, sagt der Vizezunftmeister. Veranstaltungen in Innenräumen seien aus aktueller Sicht jedenfalls nicht möglich.
Dennoch hat Cerny Hoffnungen, dass die Dorffasnet am Schmotzigen Donnerstag eventuell stattfinden kann. Vorbereitet seien die Narren in jedem Fall. „Bis auf Getränke und Lebensmittel haben wir alles in unseren Lagern vorrätig“, erklärt Cerny. Man könne also kurzfristig entscheiden, ob und wie ein Programm während der Hauptfasnet stattfindet. In jedem Fall, so betont Alexander Cerny, werde sich die Narrengemeinschaft an die geltenden Bestimmungen halten und „mit gesundem Menschenverstand handeln“.
Ball der Hagnauer Narrenzunft bereits abgesagt
Anders als in Stetten ziehen die Hagnauer Narren am Dreikönigstag nicht mit der Karbatsche durch die Gemeinde. Michael Heitele, Vorsitzender des Narrenvereins Eule, betont, dass jeder dazu aufgerufen ist, zu schnellen – aber bitte vor der eigenen Haustüre. Das sonst traditionelle Einschnellen auf dem Löwenplatz könne wegen der geltenden Corona-Regeln nicht stattfinden.
Und auch der beliebte Mexican-Ball des Narrenvereins ist bereits abgesagt. „Aufgrund der Corona-Verordnung und den dort geführten Einschränkungen sehen wir keine vernünftige Lösung, diesen zu organisieren“, begründet Heitele. Finale Entscheidungen über die Absage weiterer Veranstaltungen würden erst in den kommenden Wochen getroffen. Falls keine Präsenztermine möglich sind, habe der Verein bereits Konzepte für Online-Veranstaltungen parat, die auch 2021 stattfanden.

Eines ist für Michael Heitele jedoch bedeutend, egal, ob die Narretei vor Ort stattfindet oder im Internet: „Wir vom Narrenverein Eule halten es für wichtig, die Fasnet im Dorf unseren Mitgliedern und allen Fasnetbegeisterten zu vermitteln.“ Mit umso mehr Hoffnung blickt Heitele auf 2023, wenn der Hagnauer Narrenverein sein 111-jähriges Bestehen feiert – am liebsten gemeinsam mit dem ganzen Dorf.

Nebelspalter Owingen haben kaum Hoffnungen auf Narretei
Wenig Zuversicht herrscht derweil bei der Narrenzunft Nebelspalter in Owingen. Sandra Stengele, Vorsitzende der Zunft, sagt deutlich: „Ich persönlich habe keine Hoffnungen, dass wir die Fasnet dieses Jahr feiern können.“ Schon das traditionelle Einschnellen vor dem Rathaus am 6. Januar fällt in Owingen nun bereits das zweite Jahr in Folge aus. Alternativen für den Start in die Fasnet am Dreikönigstag gibt es keine.

Ob Umzüge und das Narrenbaumstellen stattfinden können, steht noch in den Sternen. „Selbst, wenn Ende Januar andere Corona-Regeln gelten, wird wenn dann nur sehr wenig möglich sein“, sagt Sandra Stengele. Bis auf Oberuhldingen seien bereits alle Umzüge abgesagt worden, bei denen die Narrenzunft normalerweise dabei ist.
Entscheidungen über Veranstaltungen in Owingen werde es erst kurzfristig geben. „Es wäre schön, wenn wenigstens die ein oder andere kleine Veranstaltung stattfinden kann“, hofft Stengele. „Sonst gehen das Brauchtum und die Tradition irgendwann verloren.“