2021 war ein trauriges Jahr für die Narren in Überlingen: Kein Kindergartenumzug am Schmotzigen Donnerstag, kein Hänselejuck und kein großer Umzug am Fasnetsonntag. Coronabedingt mussten die närrischen Veranstaltungen abgesagt werden.

Die Seegumper beim Umzug durch die Überlinger Altstadt am Schmotzigen Donnerstag 2020. Ob und in welcher Form es einen solchen Umzug ...
Die Seegumper beim Umzug durch die Überlinger Altstadt am Schmotzigen Donnerstag 2020. Ob und in welcher Form es einen solchen Umzug 2022 geben wird, ist aktuell wegen der Corona-Pandemie noch ungewiss. | Bild: Stefan Hilser

Doch für die Fasnet 2022 gibt es Hoffnung. Denn zumindest ein Umzug wurde seitens der Stadt Überlingen bereits genehmigt: Der St.-Martins-Umzug, der wie gewohnt am 11. November stattfindet. Bei der Veranstaltung gilt die 3G-Regel, heißt es von der Narrenzunft Überlingen. Sollte die Alarmstufe der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg in Kraft treten, könne der Umzug jedoch nicht stattfinden.

Noch herrscht Unsicherheit über Narretei 2022

Die Sitzung der Überlinger Narrenzunft, die traditionell eigentlich auch am 11. November stattfindet, wurde dieses Jahr bereits Ende Oktober organisiert. Ob die närrischen Veranstaltungen 2022 stattfinden können, wurde bei der Versammlung aber nicht bekannt gegeben.

Narrenmutter Wolfgang Lechler betont: „Es ist noch zu früh, um hier konkret zu werden, auch von der Narrenvereinigung gibt es noch keine Regeln diesbezüglich. Wir werden das alles recht kurzfristig entscheiden.“

Die Überlinger Löwen beim Donnerstagsumzug 2020.
Die Überlinger Löwen beim Donnerstagsumzug 2020. | Bild: Stefan Hilser

Viel Zeit für Vorbereitungen brauche die Zunft ohnehin nicht. Wie Lechler erzählt, wisse jeder Beteiligte, welche Aufgaben beispielsweise vor dem Hänselejuck am Fasnetsamstag zu erledigen seien. Schwierig findet die Narrenmutter die Kontrolle einer 2G- oder 3G-Regel bei der Straßenfasnet. „Wer soll das noch kontrollieren?“, fragt sich Lechler. „Dann müsste man ganz Überlingen absperren.“

Ob es 2022 ein Narrenbaumstellen mit vielen Zuschauern auf der Hofstatt geben wird? Momentan ist sich die Überlinger Zunft noch nicht ...
Ob es 2022 ein Narrenbaumstellen mit vielen Zuschauern auf der Hofstatt geben wird? Momentan ist sich die Überlinger Zunft noch nicht sicher, welche Veranstaltungen im kommenden Jahr coronabedingt möglich sind. | Bild: Hanspeter Walter

Planungen für Narrenkonzert laufen schon

Während es für die Veranstaltungen während der Hauptfasnet momentan noch keine konkreten Planungen gibt, stehen die Termine für das Narrenkonzert bereits fest. „Wir haben erst kürzlich Bescheid bekommen, dass wir wie gewohnt den Kursaal dafür nutzen können“, sagt Wolfgang Lechler.

Das war das Narrenkonzert 2019 der Narrenzunft Überlingen im Kursaal.
Das war das Narrenkonzert 2019 der Narrenzunft Überlingen im Kursaal. | Bild: Stefan Hilser

Geplant sind fünf Abendveranstaltungen, die mit einer Premiere am 11. Februar beginnen. Karten für das Narrenkonzert gibt es wie in den vergangenen Jahren ab 12 Euro. Ob für die Besucher während der Veranstaltung die 2G- oder 3G-Regel gilt, habe die Zunft noch nicht entschieden. Nur so viel: „Wir haben unser Narrenkonzert bisher immer für alle Bürger gemacht. Das soll sich wegen Corona eigentlich nicht ändern.“

Narrenmutter Wolfgang Lechler steht letzte Saison bevor

Neben dem Narrenkonzert freut sich Wolfgang Lechler auch auf das Einschnellen am 6. Januar – sogleich er betont, dass er die Bürger nicht zum Schnellen aufruft. 2021 gab es mehrere Bußgeldverfahren, die die Stadt an Mitglieder der Narrenzunft verhängte, weil sie in Zeiten der Pandemie schnellten. „Ich werde keinen Aufruf starten, aber der Überlinger ist ein Elefant. Der merkt sich solche Termine“, sagt die Narrenmutter und schmunzelt.

Lechler selbst würde sich freuen, wenn die Fasnet 2022 wenigstens „annähernd“ so ausfallen würde wie in Zeiten vor Corona. Denn die anstehende Fünfte Jahreszeit ist für ihn die letzte, die er als Narrenmutter und Vorsitzender der Überlinger Narrenzunft erlebt.

Wolfgang Lechler, Narrenmutter: „Ich wünsche mir, dass ich mich ordentlich von meinen Überlingern verabschieden kann.“
Wolfgang Lechler, Narrenmutter: „Ich wünsche mir, dass ich mich ordentlich von meinen Überlingern verabschieden kann.“ | Bild: Archivbild: Martin Deck

Danach gibt Lechler sein Amt ab, dass er in den vergangenen 16 Jahren leidenschaftlich ausübte. „Ich wünsche mir, dass ich mich ordentlich von meinen Überlingern verabschieden kann. Es wäre wirklich schade, wenn das wegen Corona nicht klappt.“

2020 war ein Jubiläumsjahr für die Überlinger Löwen: Sie feierten ihr 25-jähriges Bestehen, hier bei einem Umzug durch die Überlinger ...
2020 war ein Jubiläumsjahr für die Überlinger Löwen: Sie feierten ihr 25-jähriges Bestehen, hier bei einem Umzug durch die Überlinger Altstadt. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Mit der Erklärung seines Rücktritts ist Wolfgang Lechler dieses Jahr nicht allein. Auch Hänselevater Harry Kirchmaier kündigte im Oktober seinen Rücktritt an – mit der Begründung, dass eine Zusammenarbeit mit den Behörden für ihn nicht mehr möglich sei. Damit verwies der jahrelange Hänselevater auf das Bußgeldverfahren, das die Behörden der Stadt Überlingen wegen illegalen Schnellens in der Corona-Pandemie verhängten.

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Die Begründung des Rücktritts von Wolfgang Lechler dagegen sieht anders aus. Er sagt: „So gerne ich das alles gemacht habe, irgendwann muss man aufhören.“ Lechler behalte die Zeit als Vorsitzender der Narrenzunft „einmalig und schön“ in Erinnerung. Auch, wenn es während der Corona-Pandemie die ein oder andere Unstimmigkeit zwischen Narrenzunft und Behörden gegeben habe – wie etwa die bereits erwähnten Bußgeldverfahren.

Dieses Bild entstand beim Überlinger Hänselejuck 2017. Narrenmutter Wolfgang Lechler hofft, dass die Veranstaltung 2022 trotz Corona ...
Dieses Bild entstand beim Überlinger Hänselejuck 2017. Narrenmutter Wolfgang Lechler hofft, dass die Veranstaltung 2022 trotz Corona stattfinden kann, sagt aber auch deutlich: Eine Kontrolle der Besucher hinsichtlich der Einhaltung einer 2G- oder 3G-Regel sei unrealistisch. | Bild: Archivbild: Martin Deck

„Ich habe immer versucht, möglichen Ärger mit der Stadt klein zu halten. Wir möchten ja auch in den kommenden Jahren Veranstaltungen organisieren und da sind wir auf die Zusammenarbeit mit den Behörden angewiesen“, betont Lechler. Auch in seiner letzten Saison als Narrenmutter werde er so vorgehen.

„Wenn die Narrenzunft einen Schritt auf das Ordnungsamt und die Polizei zugeht und das anders herum auch so gehandhabt wird, dann bekommen wir das 2022 alles gut hin – glaube ich.“
Wolfgang Lechler, Narrenmutter

Wer als Nachfolger von Wolfgang Lechler um den Vorsitz der Narrenzunft kandidiert, steht bislang noch nicht fest. Sicher ist aber: Lechler möchte der Überlinger Narrenzunft nicht ganz den Rücken kehren. Er hofft, weiterhin Teil des Vorstands zu bleiben. „Ich würde künftig gerne das Archiv pflegen, das macht mir großen Spaß“, sagt er.

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