2021 war ein trauriges Jahr für die Narren in Überlingen: Kein Kindergartenumzug am Schmotzigen Donnerstag, kein Hänselejuck und kein großer Umzug am Fasnetsonntag. Coronabedingt mussten die närrischen Veranstaltungen abgesagt werden.

Doch für die Fasnet 2022 gibt es Hoffnung. Denn zumindest ein Umzug wurde seitens der Stadt Überlingen bereits genehmigt: Der St.-Martins-Umzug, der wie gewohnt am 11. November stattfindet. Bei der Veranstaltung gilt die 3G-Regel, heißt es von der Narrenzunft Überlingen. Sollte die Alarmstufe der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg in Kraft treten, könne der Umzug jedoch nicht stattfinden.
Noch herrscht Unsicherheit über Narretei 2022
Die Sitzung der Überlinger Narrenzunft, die traditionell eigentlich auch am 11. November stattfindet, wurde dieses Jahr bereits Ende Oktober organisiert. Ob die närrischen Veranstaltungen 2022 stattfinden können, wurde bei der Versammlung aber nicht bekannt gegeben.
Narrenmutter Wolfgang Lechler betont: „Es ist noch zu früh, um hier konkret zu werden, auch von der Narrenvereinigung gibt es noch keine Regeln diesbezüglich. Wir werden das alles recht kurzfristig entscheiden.“
Viel Zeit für Vorbereitungen brauche die Zunft ohnehin nicht. Wie Lechler erzählt, wisse jeder Beteiligte, welche Aufgaben beispielsweise vor dem Hänselejuck am Fasnetsamstag zu erledigen seien. Schwierig findet die Narrenmutter die Kontrolle einer 2G- oder 3G-Regel bei der Straßenfasnet. „Wer soll das noch kontrollieren?“, fragt sich Lechler. „Dann müsste man ganz Überlingen absperren.“

Planungen für Narrenkonzert laufen schon
Während es für die Veranstaltungen während der Hauptfasnet momentan noch keine konkreten Planungen gibt, stehen die Termine für das Narrenkonzert bereits fest. „Wir haben erst kürzlich Bescheid bekommen, dass wir wie gewohnt den Kursaal dafür nutzen können“, sagt Wolfgang Lechler.
Geplant sind fünf Abendveranstaltungen, die mit einer Premiere am 11. Februar beginnen. Karten für das Narrenkonzert gibt es wie in den vergangenen Jahren ab 12 Euro. Ob für die Besucher während der Veranstaltung die 2G- oder 3G-Regel gilt, habe die Zunft noch nicht entschieden. Nur so viel: „Wir haben unser Narrenkonzert bisher immer für alle Bürger gemacht. Das soll sich wegen Corona eigentlich nicht ändern.“
Narrenmutter Wolfgang Lechler steht letzte Saison bevor
Neben dem Narrenkonzert freut sich Wolfgang Lechler auch auf das Einschnellen am 6. Januar – sogleich er betont, dass er die Bürger nicht zum Schnellen aufruft. 2021 gab es mehrere Bußgeldverfahren, die die Stadt an Mitglieder der Narrenzunft verhängte, weil sie in Zeiten der Pandemie schnellten. „Ich werde keinen Aufruf starten, aber der Überlinger ist ein Elefant. Der merkt sich solche Termine“, sagt die Narrenmutter und schmunzelt.
Lechler selbst würde sich freuen, wenn die Fasnet 2022 wenigstens „annähernd“ so ausfallen würde wie in Zeiten vor Corona. Denn die anstehende Fünfte Jahreszeit ist für ihn die letzte, die er als Narrenmutter und Vorsitzender der Überlinger Narrenzunft erlebt.

Danach gibt Lechler sein Amt ab, dass er in den vergangenen 16 Jahren leidenschaftlich ausübte. „Ich wünsche mir, dass ich mich ordentlich von meinen Überlingern verabschieden kann. Es wäre wirklich schade, wenn das wegen Corona nicht klappt.“

Mit der Erklärung seines Rücktritts ist Wolfgang Lechler dieses Jahr nicht allein. Auch Hänselevater Harry Kirchmaier kündigte im Oktober seinen Rücktritt an – mit der Begründung, dass eine Zusammenarbeit mit den Behörden für ihn nicht mehr möglich sei. Damit verwies der jahrelange Hänselevater auf das Bußgeldverfahren, das die Behörden der Stadt Überlingen wegen illegalen Schnellens in der Corona-Pandemie verhängten.
Die Begründung des Rücktritts von Wolfgang Lechler dagegen sieht anders aus. Er sagt: „So gerne ich das alles gemacht habe, irgendwann muss man aufhören.“ Lechler behalte die Zeit als Vorsitzender der Narrenzunft „einmalig und schön“ in Erinnerung. Auch, wenn es während der Corona-Pandemie die ein oder andere Unstimmigkeit zwischen Narrenzunft und Behörden gegeben habe – wie etwa die bereits erwähnten Bußgeldverfahren.

„Ich habe immer versucht, möglichen Ärger mit der Stadt klein zu halten. Wir möchten ja auch in den kommenden Jahren Veranstaltungen organisieren und da sind wir auf die Zusammenarbeit mit den Behörden angewiesen“, betont Lechler. Auch in seiner letzten Saison als Narrenmutter werde er so vorgehen.
„Wenn die Narrenzunft einen Schritt auf das Ordnungsamt und die Polizei zugeht und das anders herum auch so gehandhabt wird, dann bekommen wir das 2022 alles gut hin – glaube ich.“Wolfgang Lechler, Narrenmutter
Wer als Nachfolger von Wolfgang Lechler um den Vorsitz der Narrenzunft kandidiert, steht bislang noch nicht fest. Sicher ist aber: Lechler möchte der Überlinger Narrenzunft nicht ganz den Rücken kehren. Er hofft, weiterhin Teil des Vorstands zu bleiben. „Ich würde künftig gerne das Archiv pflegen, das macht mir großen Spaß“, sagt er.