Wie viele Hänsele am Samstagabend tatsächlich in der Überlinger Innenstadt unterwegs waren, lässt sich schwer sagen. Während die Polizei von 55 Hästrägern spricht, werden in den sozialen Medien Stimmen laut, die sagen, es seien deutlich weniger Hänsele gewesen.

Sicher ist: Die Hästräger waren zwischen Hänselebrunnen, Franziskanertor und Hofstatt unterwegs. Ein genaues Zählen der Hänsele war also schwierig. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass Narren in der Innenstadt unterwegs waren? Anlass war der Hänselejuck, der normalerweise am Fasnetssamstag um 19 Uhr stattfindet. Dieses Jahr wurde die Veranstaltung im Voraus coronabedingt von der Überlinger Narrenzunft abgesagt. Die Zunft hatte seine Mitglieder außerdem darum gebeten, an diesem Tag zuhause zu bleiben.

Auch dieses Hänsele hat sich am Samstag nicht an die Bitte der Narrenzunft gehalten, zuhause zu bleiben.
Auch dieses Hänsele hat sich am Samstag nicht an die Bitte der Narrenzunft gehalten, zuhause zu bleiben. | Bild: Jürgen Gundelsweiler

„Einige unverbesserliche Einzelfiguren haben sich nicht daran gehalten“, sagt Narrenvater Thomas Pross rückblickend. Konsequenzen werde es für die Hästräger seitens der Zunft aber keine geben, betont er. „Zum einen wissen wir gar nicht, wer am Samstag unterwegs war und zum anderen ist es deren private Angelegenheit.“

Legte sich am Samstag mit Polizisten an: Ein junger Mann im Häs der Überlinger Narrenzunft.
Legte sich am Samstag mit Polizisten an: Ein junger Mann im Häs der Überlinger Narrenzunft. | Bild: Mona Lippisch

Thomas Pross sagt auch: Das Spazierengehen im Häs sei während der närrischen Tage nicht verboten – solange die Corona-Regeln eingehalten werden. „Die Fasnet kann nicht einfach ausfallen, sie steht im Kalender und findet statt. Nur die Veranstaltungen mussten abgesagt werden.“

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Deswegen bringt der Narrenvater den „unverbesserlichen Einzelfiguren“ auch etwas Verständnis entgegen. „Es ist klar, dass es die Hänsele juckt, auf die Straße zu gehen. Wenn man seit Jahrzehnten diese Tradition lebt, dann will man darauf nicht verzichten.“

Thomas Pross, Narrenvater Narrenzunft Überlingen: „Es ist klar, dass es die Hänsele juckt, auf die Straße zu gehen.“
Thomas Pross, Narrenvater Narrenzunft Überlingen: „Es ist klar, dass es die Hänsele juckt, auf die Straße zu gehen.“ | Bild: Holger Kleinstück

Pross bedauert es aber, dass sich ein paar Hästräger nicht an die Regeln gehalten haben und auf der Straße umhergejuckt sind. Sie hätten mit der Karbatsche geschnellt und dabei Autofahrer ausgebremst. „Wenn wir unseren Umzug haben, dann gehört die Straße uns. Aber am Samstag war kein Umzug. Eigentlich hätten die Hänsele nicht auf der Straße schnellen dürfen“, sagt Pross.

Dennoch hofft die Zunft, dass die betroffenen Hänsele ohne eine Anzeige davon kommen. Narrenmutter Wolfgang Lechler: „Es wäre doch schön für alle, wenn es da jetzt keine großartigen Strafen gibt. Wir sind ja nun glimpflich davon gekommen.“

Polizei setzt auf Einsicht der betroffenen Hästräger

Seitens der Polizei heißt es dazu, dass auf die Einsicht der Hästräger gesetzt werde. Der Überlinger Polizeichef Stephan Stitzenberger sagte bereits am Sonntag gegenüber dem SÜDKURIER, dass die zehn Ordnungswidrigkeiten in den kommenden Tagen nochmals überprüft werden. „Wenn die Menschen sich einsichtig zeigen, kommen sie vielleicht noch einmal um eine Anzeige drum herum“, erklärte Stitzenberger.

Stephan Stitzenberger, Leiter des Polizeireviers Überlingen: „Wenn sich die Menschen einsichtig zeigen, kommen sie vielleicht noch ...
Stephan Stitzenberger, Leiter des Polizeireviers Überlingen: „Wenn sich die Menschen einsichtig zeigen, kommen sie vielleicht noch einmal um eine Anzeige drum herum.“ | Bild: Stefan Hilser

Fasnetssonntag verlief friedlich in der Innenstadt

Während am Samstagabend einiges in der Innenstadt los war, blieb es am Sonntag verhältnismäßig ruhig. In Zeiten abseits von Corona hätte an diesem Tag der große Sonntagsumzug der Überlinger Narrenzunft stattgefunden. Doch der Umzug wurde, wie alle anderen närrischen Veranstaltungen, im Vorfeld abgesagt.

„Ich war selbst in der Stadt unterwegs und zwei bis drei Mäschgerle sind mir auf meinem Spaziergang begegnet. Mehr nicht“, sagt Wolfgang Lechler. „Hoffen wir, dass sich die Menschen bis Aschermittwoch weiterhin an die Regeln halten.“

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