Am Anfang war da das Quaken eines Wasserfrosches in der Nähe des Unterfrickhofs beim kleinen Ort Billafingen, es war im Jahr 2003. Professor Peter Berthold, langjähriger Leiter der zur Max-Planck-Gesellschaft gehörenden Vogelwarte Radolfzell, stand kurz vor seinem Ruhestand und hatte das Haus seiner Eltern im Owinger Teilort Billafingen bezogen. Daher kannte er die Vogelwelt in diesem Teil des Urstromtales bestens und hatte schon lange zuvor mit Bestandsaufnahmen der Piepmätze begonnen. Noch einmal richtig hellhörig geworden war der Biologe beim damaligen Spaziergang mit seiner Frau, als ihm die Rufe des Lurchs zu Ohren kamen.

Feuchtbiotope lassen größere Visionen entstehen
Beim zweiten Blick erkannte Berthold kleine Feuchtbiotope, die in ihm schnell größere Visionen wach werden ließen. Entstanden waren die Kleingewässer im Rahmen des Domänenkonzepts des Landes Baden-Württemberg, bei dem Agrarexperte Thomas Hepperle seine Finger im Spiel hatte. Der Hödinger hatte in den 1990er Jahren den Sortengarten alter Birnen angelegt. Dabei waren auch die Biotope entstanden, die er später gerne „Krottenlöcher“ nannte.

Wie die beiden Naturschützer zueinander fanden
Diese kleinen Wasserflächen zu erweitern, war der erste Gedanke von Peter Berthold, der sich damals eine sinnvolle Aufgabe für den Ruhestand suchte. Bei seiner Suche nach orts- und zugleich sachkundigen Mitstreitern war ihm ein Name immer wieder genannt worden: Thomas Hepperle. Der war im Jahr 2003 zum einen Leiter des Landwirtschaftsamts in Tuttlingen, zum anderen schon seit langem ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter im westlichen Bodenseekreis. „Das war sehr wichtig, denn er kannte Land und Leute bestens“, sagt Vogelkundler Berthold, der mit seinem Mitstreiter an seiner kleinen Station am Rand des Weihers sitzt. „Wir haben damals fast täglich telefoniert und uns abgestimmt“, erinnert sich Thomas Hepperle. Denn es gab einige Hindernisse auszuräumen.

Kontakt zu Tierfilmer Heinz Sielmann
Für die Realisierung eines größeren Projekts bedurfte es auch noch einer gewissen Aktivierungsenergie in Form von Finanzmitteln. Da kam Peter Berthold gerade recht, dass er im Dezember 2003 eine Laudatio auf den Tierfilmer Heinz Sielmann (1917 bis 2006) halten sollte. Wer den Ornithologen kennt, der ahnt schon, dass sich der wortgewaltige Berthold so eine Gelegenheit nicht entgehen lässt. Er schilderte Sielmann erste Ideen eines Weihers bei Billafingen und stellte ihm schon wenige Wochen später das Konzept für einen größeren Biotopverbund am Bodensee vor. Mit einer Zusage über eine Finanzierung durch die Heinz-Sielmann-Stiftung fuhr Berthold nach Hause.

Sielmann weihte Weiher an seinem 88. Geburtstag ein
Im Jahr 2004 konkretisierten Berthold und Hepperle gemeinsam mit der Überlinger Planstatt Senner die Umsetzung und die Kalkulation des Starterprojekts. Im Winter 2004/2005 begannen die Arbeiten und im Frühjahr füllte sich das Gewässer planmäßig. Schon im Juni 2005 konnte Namenspate Heinz Sielmann an seinem 88. Geburtstag mit seiner Frau Inge und Verantwortlichen der Stiftung die Einweihung des Biotops feiern. Inzwischen ist tatsächlich ein beachtliches Netz an Trittsteinen für die Natur entstanden, das sich inzwischen vom Kreis Konstanz bis in den Kreis Ravensburg erstreckt.

Peter Berthold überzeugt auch Kommunalpolitiker
Allein auf der Gemarkung der Stadt Überlingen befinden sich mittlerweile drei große neue Lebensräume von Bonndorf über Nesselwangen bis nach Lippertsreute. Peter Berthold gelang es in seiner pragmatischen und mitreißenden Art schnell, auch die Bürgermeister von Nachbargemeinden zu überzeugen. Das waren zunächst OB Volkmar Weber in Überlingen und die Rathauschefs Joachim Böttinger in Frickingen und Edgar Lamm in Uhldingen-Mühlhofen. „Die Weiher sind gern gesehen, das sind Ausflugsorte und da gehen die Leute gerne hin“, sagt Berthold.
Insgesamt sind es bisher 45 Biotopprojekte mit 150 Einzelmaßnahmen
Was mit dem Quaken eines Wasserfrosches begann, hat bis heute die Realisierung von 45 Biotopprojekten mit rund 150 Einzelmaßnahmen in drei Landkreisen hervorgebracht. Dabei mussten die Verantwortlichen oft schwierige Zielkonflikte ausräumen, hinter denen meist mehrere gut meinende Behörden standen, deren Interessen zunächst kollidierten. Bodenschutz und Biotopschutz, Artenschutz, Moorschutz und Wasserschutz müssen nicht notgedrungen die gleichen Interessen haben und meist sind verschiedene Experten verantwortlich.

„Den Heinz-Sielmann-Weiher könnten wir heute kaum mehr realisieren“, ist Peter Berthold überzeugt. „Wir mussten Teile einer Torfschicht ausbaggern, um die Wasserfläche zu schaffen. Das würde heute wohl niemand mehr genehmigen.“ Oft werde von den Behörden nur ein Aspekt absolut gesetzt und nicht die Gesamtschau bewertet.
Um einige Feuchtgebiete mussten Berthold und Hepperle jahrelang kämpfen
Jahrelange musste die Stiftung daher um die Verwirklichung mancher Feuchtgebiete kämpfen – wie in Nesselwangen oder Lippertsreute, wo Restbestände eines Niedermoors die Umsetzung in Frage gestellt hatten. Obwohl beim jüngsten Projekt längst ein Maisacker die Oberhand gewonnen hatte. Dennoch durfte die Sielmann-Stiftung keinen großen Einzelweiher anlegen, sondern musste sich mit fünf kleineren Pfützen begnügen. Was optisch in der Landschaft auch sehr reizvoll ist. Ein weiteres Vorhaben bei Deisendorf haben die beiden Drahtzieher im Hintergrund schon in der Planung. Allerdings ist es noch nicht ganz spruchreif.