Kunst ist dazu da, dass man sich an ihr reibt. Diesem Ziel kommt Markus Brenner ziemlich nahe mit seinem Werk, das im Rahmen einer Kunstaktion der Landesgartenschau (LGS) entstanden ist. Den Auftrag dazu erteilte nicht die Geschäftsführung der LGS GmbH, sondern ein Kunstbeirat der LGS.

Der Künstler Markus Brenner schuf diesen Schriftzug im Stadtgraben in Überlingen im Rahmen einer Kunstaktion der Landesgartenschau GmbH.
Der Künstler Markus Brenner schuf diesen Schriftzug im Stadtgraben in Überlingen im Rahmen einer Kunstaktion der Landesgartenschau GmbH. | Bild: Hilser, Stefan

Wer beobachtet wen?

Nun also prangt an der Felswand gegenüber des Uhu-Brutplatzes dieser pink gewordene Hinweis: „Uhu is watching you“. Brenners Werk ist Teil einer Reihe von 17 Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit der Frage auseinandersetzen, wie Menschen in Beziehung zueinander, zur Natur und ihrem Umfeld stehen. In Brenners Werk wird der Verdacht formuliert, dass die Natur den Menschen kritisch dabei beobachtet, wie er mit ihr umgeht.

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BÜB+ sieht eine „grobe Verschandelung“ und fordert Entfernung

Den Umgang des Künstlers mit dem Denkmal Stadtgraben indes kritisieren manche Überlinger, wenn sie dieses Werk erblicken. Die Gemeinderatsfraktion BÜB+ goss ihren Unmut über das Kunstwerk in eine Pressemitteilung, in der es heißt, dass man in dem Schriftzug „eine grobe Verschandelung der historischen Umgebung“ erkenne. Die in die Felswand gebohrten Löcher stellen aus ihrer Sicht „die Sachbeschädigung eines Denkmals“ dar, weshalb die umgehende Entfernung gefordert wird. Die BÜB+ findet: „Überlingen ist nicht der Europapark oder Disneyland, sondern eine stolze ehemals freie Reichsstadt, die derartige ‚Werbung‘ nicht nötig hat. Damit machen wir uns nur lächerlich.“

Hartmut Walter, Nabu-Vorsitzender: „Wir wissen nicht, ob sich das Verhalten der Uhus und vor allem eine Neubesiedlung durch ein ...
Hartmut Walter, Nabu-Vorsitzender: „Wir wissen nicht, ob sich das Verhalten der Uhus und vor allem eine Neubesiedlung durch ein Uhu-Weibchen davon beeinflussen lässt.“ | Bild: Hanspeter Walter

Nabu-Vorsitzender Hartmut Walter fragt nach Artenschutz

Hartmut Walter, Vorsitzender des Nabu-Ortsvereins, schrieb einen Brief an OB Jan Zeitler und an die Geschäftsführung der LGS GmbH. Er empfinde es als „unverständlich, warum man im Aufenthaltsbereich der Uhus einen solchen dominierenden Schriftzug anbringt“. Bei so einem Eingriff müsse man bedenken, dass sich die Vögel möglicherweise davon irritieren lassen. „Wir wissen nicht, ob sich das Verhalten der Uhus und vor allem eine Neubesiedlung durch ein Uhu-Weibchen davon beeinflussen lässt.“ Es sei zu prüfen, so Hartmut Walter, ob an dieser Stelle an den Molassefelsen Belange des Artenschutzes betroffen sind. „Deshalb muss eine Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde eingeholt werden.“

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LGS versichert, dass die Genehmigung vorliegt

Die Pressestelle der LGS GmbH versichert: „Das Landesamt für Denkmalpflege sowie die lokalen Behörden, einschließlich Naturschutz, waren von der Konzeption bis zur Umsetzung in das Projekt involviert und gaben uns ihre Zustimmung.“ Das Grundgerüst des Kunstwerks (ohne die Buchstaben) sei bereits vor Beginn des Brutgeschehens angebracht worden. In diesem Jahr folgte die Montage der Buchstaben, „wieder unter Berücksichtigung des Brutgeschehens“.

Das Kunstprojekt sei temporär angelegt und werde nach der Landesgartenschau wieder entfernt, kündigt die LGS GmbH an. „Das war auch Auflage der Denkmalpflege.“

Warum wurde das Netz über den Tunnel gespannt, auch wenn es keinen Nachwuchs gibt?

Der Besuchertunnel zum Schutz der Uhu-Familie wurde in diesem Jahr mit einem Netz bespannt, obwohl nach dem Tod der Uhu-Mutter in diesem Jahr keine Brut entstand. Die Umwelt- und Forstbehörde der Stadtverwaltung argumentierte, dass der Altvogel hier seinen Lebensraum habe. Dazu schreibt die LGS GmbH: „Der Schutzwert des Netzes mag 2021 sehr gering sein, die Maßnahme wurde dennoch umgesetzt, um nichts auszulassen, was möglich ist.“

Der Uhu-Tunnel steht zum Schutz des Uhu-Nachwuchses. Das Bild entstand im Sommer 2020.
Der Uhu-Tunnel steht zum Schutz des Uhu-Nachwuchses. Das Bild entstand im Sommer 2020. | Bild: Jürgen Gundelsweiler