Sie mögen ihren Beruf, den Umgang mit Menschen, sie fühlen sich gebraucht und gehen mit dem guten Gefühl in den Feierabend, dass sie etwas Sinnvolles getan haben. Dennoch sagen diese fünf jungen Pflegekräfte übereinstimmend, dass sie nicht glauben, in ihrem Beruf alt zu werden. Sie sind Absolventen des Bildungszentrums am Helios-Spital Überlingen, das mit der Marie-Curie-Schule kooperiert. In fünf Porträts kommen sie zu Wort.

Melina Leutenmayer aus Überlingen, 22 Jahre
Sie lebt in Überlingen-Nußdorf, ist 22 Jahre alt, schon ihre Mutter arbeitete als Krankenpflegerin: Melina Leutenmayer steht am Ende ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin und hat fest vor, am Helios-Spital zu bleiben. Doch ob sie in ihrem Beruf alt werden wird? „Ich glaube nicht. Das macht schon der Rücken nicht mit.“
Ihre Mutter habe 30 Jahre lang als Pflegefachkraft gearbeitet, ihr seien Rückenprobleme bekannt. Dennoch betont die 22-Jährige, dass sie ihren Beruf sehr mag. „Ich arbeite gerne mit Patienten zusammen und auch gerne im Team. In der Medizin gibt es immer wieder etwas Neues, man lernt nie aus in dem Beruf.“ Sie wünsche sich vor allem, dass für die Arbeit am Menschen mehr Zeit zur Verfügung steht. „Man nimmt dann auch sehr viel Dankbarkeit der Patienten mit.“

Luke Job aus Überlingen, 19 Jahre
Der 19-jährige Luke Job will nach der Ausbildung fürs Erste im Beruf bleiben. „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ich, wenn ich mal älter bin, mit 40 oder 50, noch Bock auf Schichtdienst habe, auf Früh- oder Nachtschicht. Das ist schon anstrengend.“ Luke Job liebäugelt mit dem Beruf des Physiotherapeuten – wie sein Vater.
Da störe ihn aber, dass er für die Ausbildung Lehrgeld bezahlen müsste. Der 19-Jährige fand über ein freiwilliges soziales Jahr in der Schmiederklinik in Konstanz Gefallen am Pflegeberuf. Er würde es begrüßen, wenn es ein soziales Pflichtjahr gäbe. Er findet, dass man seinen Beruf attraktiver gestalten könne, „vielleicht mit einem besseren Gehalt und kürzeren Arbeitszeiten“.
Elisabeth Wegner aus Pfullendorf, 25 Jahre
Als Elisabeth Wegner aus Pfullendorf ihre Ausbildung begann, war ihre Tochter ein halbes Jahr alt. Eigentlich war geplant, dass ihr Vater als Opa die Betreuung übernimmt, doch er ist verstorben, wie sie berichtet. Die Doppelrolle als Mutter eines kleinen Kindes und als Pflegekraft im Schichtdienst empfindet sie als hohe Belastung. „Das geht nicht auf Dauer.“
Sie würde sich deshalb eine innerbetriebliche Kinderbetreuung wünschen. „Mein Beruf macht mir Spaß, weil man mit Menschen zu tun hat, weil Medizin interessant ist. Ich bin aber auch gerne Mutter und habe zu Hause ein Leben. Ich will nicht zu 100 Prozent für die Arbeit leben.“ Was würde sie als Gesundheitsministerin ändern? „Vielleicht ein bisschen mehr Gehalt, dann würden sich wieder mehr Leute für den Beruf interessieren.“

Laura Schell aus Kreenheinstetten, 20 Jahre
Die 20-Jährige aus Kreenheinstetten ist in der glücklichen Lage, abschalten zu können, wenn der Feierabend beginnt. „Ich laufe aus der Türe raus und alles ist weg.“ Und ja, sie würde in ihrem Beruf gerne alt werden. „Eigentlich ja. Aber ich werde aus gesundheitlichen Problemen nicht dazu kommen. Ich habe schon einen Bandscheibenvorfall.“ Kurz nach dem Start ihrer Ausbildung sei er diagnostiziert worden. Doch sie bleibt. Vorerst.
„Meine Mama war Krankenschwester, ich habe als Kind schon gesagt, dass mir das Spaß macht. Jetzt bleibe ich so lange, bis es nicht mehr funktioniert.“ Laura Schell wünscht sich eine bessere gesellschaftliche Anerkennung ihres Berufs. „Erst wurde für uns geklatscht, und dann hieß es, wir würden nur dasitzen und Kaffee trinken. Ich bin nie gesessen. Und wenn ich mir einen Kaffee rauslasse, dann trinke ich ihn abends um zehn, wenn er längst kalt ist.“
Anja Grantner aus Radolfzell, 25 Jahre
Alt werden im Beruf? Ja, aber nicht in einer Vollzeitstelle, findet die 25-jährige Anja Grantner aus Radolfzell. „100 Prozent sind mit dem Privatleben nicht vereinbar. Vor allem dann nicht, wenn man Schicht arbeitet.“ Wenn sie Gesundheitsministerin wäre, würde sie an Arbeitszeiten, am Gehalt und am Personalschlüssel operieren. „Man spart bei uns am falschen Ende.“
Sie wünsche sich, dass mehr Zeit für Gespräche mit den Patienten einkalkuliert wird. „Ich nehme mir diese Zeit.“ An stressigen Tagen nicht sofort, „aber ich gehe dann nach Feierabend noch zu ihnen“. Dabei kämen Themen zutage, die für die Gesundung relevant wären, im klinischen Alltag aber untergingen. „Manche Patienten sind ganz in sich gekehrt – zu ihnen muss man erst Vertrauen aufbauen. Das geht nicht, wenn man sie nur fragt, haben Sie Schmerzen, haben Sie Pipi gemacht, sondern sie fragt: Wie geht es Ihnen?“ Und nichts sei schöner als das ehrliche Dankeschön eines Patienten, „viel schöner als eine Packung Merci“. Anja Grantner: „Trotz der Maske sieht man das Strahlen in ihren Augen.“