Leierkastenkonzert auf der Landesgartenschau: Hommage für den verstorbenen Drehorgelbauer Josef Raffin
Erstmals seit dem Tod des legendären Überlinger Orgelbauers zu Beginn der Pandemie waren seine Instrumente wieder in einem Konzert öffentlich zu hören – die „1. Internationalen Drehorgeltage“ brachten 18 Raffin-Instrumente aus drei Ländern bei der Landesgartenschau zusammen. Höhepunkt waren zwei Konzerte auf Seebühne.
Eines der Höhepunkte des Drehorgelkonzertes war das Trio mit Eva-Maria Raffin aus Überlingen, Dominic Zumkehr aus dem schweizerischen Thun und Daniela Schmidt aus Pforzheim (von links). Gemeinsam spielten sie den Blumenwalzer.
| Bild: Reiner Jäckle
Drehorgeln und Überlingen gehören zusammen. Dass die mechanischen Musikinstrumente und die Stadt seit 1960 eng verbunden sind, ist dem Drehorgelhaus Raffin zu verdanken – der Überlinger Drehorgelbauer und passionierte Spieler Josef Raffin machte die Stadt auf der Weltkarte der Drehorgelspieler bekannt. Im Februar 2020 verstarb der Firmengründer im Alter von 87 Jahren.
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Drehorgeltage 2021Video: Jäckle, Reiner
Nun erklangen Raffins Orgeln in der Stadt und auf der Landesgartenschau. 18 Drehorgelspieler nahmen teil. Auch für seine Familie ein ganz besonderes Ereignis. Eine „Hommage an Josef Raffin, dem Erbauer aller Orgeln auf dem Gelände!“, freute sich seine Tochter Friedlinde Engeser.
Das Drehorgel-Duo Linde und Harald Kink aus Bad Waldsee waren im Rahmen der Drehorgeltage in den Villengärten auf der Landesgartenschau im Einsatz. Harald Kink spielt auf einer Raffin-Orgel aus dem Jahre 1992.
| Bild: Reiner Jäckle
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Linde und Harald Kink an der DrehorgelVideo: Jäckle, Reiner
„Nach dem Tod meines Vaters mussten coronabedingt nahezu alle Veranstaltungen mit Drehorgeln abgesagt werden“, beschreibt Friedlinde Engeser, „für uns sind diese 1. Internationalen Drehorgeltage deshalb ein ganz besonderer Anlass; wir sind zum ersten Mal wieder auf der Straße – und das in Überlingen!“ Gemeinsam mit ihrem Ehemann Rafael hatte Friedlinde Engeser das Treffen federführend organisiert. Sie führen auch gemeinsam das Erbe von Josef Raffin weiter.
Es wollten noch viel mehr Drehorgelspieler teilnehmen
„Wir hatten 18 Drehorgelspieler aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz dabei“, erzählt die Tochter des Drehorgelbauers weiter. „Die Plätze waren schnell voll. Es wollten viel mehr nach Überlingen kommen.“ Durch den großen Zuspruch aus der Drehorgel-Szene schafften es die Engessers, dass mit die besten Drehorgelspieler am Bodenseeufer dabei waren.
Spielten zum Abschluss des Drehorgelkonzertes auf der Seebühne „I am Sailing“ als Duo: Rafael und Friedlinde Engesser, das Ehepaar führt das Erbe Josef Raffins fort.
| Bild: Reiner Jäckle
Orgelspieler auch in den Villen- und Rosenobelgärten unterwegs
Sie begeisterten am Wochenende sowohl auf dem Landesgartenschau-Gelände als auch in den Villengärten und in den Rosenobel-Gärten. Immer wieder erklärten sie interessierten Besuchern, wie eine Drehorgel funktioniert. Heute können die Musikinstrumente nahezu jedes Lied spielen, so lange es ein sogenanntes Lochband gibt. Früher funktionierten sie mit einer Walze.
Leierkastenparade: Beim Drehorgelkonzert auf der Landesgartenschau waren acht Raffin-Drehorgeln aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich auf der Seebühne. Durch das einstündige Programm führte Friedlinde Engesser (rechts), die Tochter des im Februar 2020 verstorbenen Überlinger Drehorgelbauers Josef Raffin.
| Bild: Reiner Jäckle
„Eine Walze hat den Nachteil, dass lediglich acht Lieder drauf passen“, erklärt Harald Kink aus Bad Waldsee, der seit 1992 Drehorgel spielt. „Wenn man heute eine Walze möchte, kostet sie etwa 8000 Euro.“ Sie sei deshalb so kostspielig, weil sie zwischen 10 000 und 12 000 Nadeln hat. Harald Kink spielt auf einer 2067 Konzertorgel, die in Überlingen von Josef Raffin gebaut wurde.
Ehepaar ist seit 2011 mit Raffin-Orgeln als Duo unterwegs
Seit Josef Raffins Tod hat Harald Kink den Erbauer mit einem Bild auf seiner Drehorgel verewigt. Mit seiner Frau Linde ist er seit 2011 als Drehorgel-Duo unterwegs und absolvieren zwischen April und September fast jedes Wochenende Auftritte. Seit der Corona-Pandemie ist das natürlich anders.
Harald und Linde Kink aus Bad Waldsee spielten auf dem Landesgartenschau-Gelände auch gemeinsam mit Helmut Seitz (rechts) aus Weißenhorn.
| Bild: Reiner Jäckle
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Trio an der DrehorgelVideo: Jäckle, Reiner
OB Zeitler machte Josef Raffin zu Lebzeiten ein Versprechen
Auch Oberbürgermeister Jan Zeitler war am Samstag beim Drehorgelkonzert an der Seebühne. „Ich habe Josef Raffin zur Eisernen Hochzeit versprochen, dass wir das Konzert auf der Landesgartenschau aus der ersten Reihe gemeinsam verfolgen werden“, erinnert er sich. „Ich bin sicher, dass er heute von oben zugeschaut hat.“ Auch für Friedlinde und Rafael Engesser war es ein „sehr emotionaler“ Tag. „Mein Vater war heute ganz sicher mit dabei“, sagte die Tochter.
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Helmut Seitz an der DrehorgelVideo: Jäckle, Reiner
Instrumente aus allen Epochen der Herstellung
Zu hören waren Orgeln aus allen Epochen der Herstellung. „Die Jüngste war etwa zwei Jahre und die Älteste etwa 40 Jahre alt“, erklärt Rafael Engesser am Samstag nach dem Konzert. „Es war ein traumhafter Tag vor einer atemberaubenden Kulisse des Bodensees.“ Und eines war bei den acht Drehorgeln und zehn Drehorgelspielern auf der Seebühne unübersehbar: Die Liebe zur Musik, die bei den Liedern, die von Klassik bis Pop reichten, auch auf das Publikum übersprang.