Wenn Kinder ein Elternteil oder ein Geschwisterkind verlieren, ist das ein einschneidendes Erlebnis. Die Eltern sind nicht selten ratlos, wie sie mit der eigenen Trauer umgehen und ihrer Rolle dem Kind gegenüber gerecht werden können. Um beide zu unterstützen, werden die psychologische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familien sowie der ambulante Kinderhospizdienst Amalie künftig kooperieren und Trauergruppen für Kinder und parallel dazu auch für die Eltern anbieten.
Erste Gruppe soll nach der Sommerpause starten
„Es geht um einen Verlust in der Familie, wie man damit umgehen kann und was Kinder brauchen“, fasst Josefa Gitschier, Leiterin der Beratungsstelle, zusammen. Nach der Sommerpause soll die erste Gruppe starten. Informationen rund um das Thema geben die Organisatorinnen vorab im Rahmen einer Online-Veranstaltung am 2. März.
Trauergruppen für Kinder und Eltern
Amalie bietet seit Jahren im östlichen Bodenseekreis Trauergruppen für Kinder an. Barbara Weiland und Heike Lander, beide Koordinatorinnen bei der Organisation, haben Erfahrung mit solchen Treffen. „Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass man nicht allein ist mit seinem Schicksal“, sagt Barbara Weiland. Ehrenamtliche Helfer von Amalie, die eine spezielle Zusatzausbildung absolviert haben, übernehmen die Leitung der Gruppen.
Feste Termine über mehrere Monate
In der geschlossenen Gruppe treffen sich maximal zehn Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren an festen Terminen über mehrere Monate hinweg. Die Helfer leiten durch die Trauer mit pädagogischen Angeboten, Erinnerungsritualen oder kreativen Aktionen. „Dabei geht es auch darum, was die Kinder stärker macht“, betont Barbara Weiland.
„Kinder brauchen viel Rückhalt, Rituale und kindgerechte Sprache.“Heike Lander
Heike Lander erläutert, wie sich der Umgang von Kindern und Erwachsenen mit einem Verlust unterscheidet. „Die Trauer von Kindern vergleicht man öfter mit Pfützenspringen.“ Während Erwachsene tief und für längere Zeit in das Thema eintauchten, beschäftigten sich Kinder häufig nur momentweise damit. „Ihre Trauer kommt in Wellen“, beschreibt Lander. Der schnelle Wechsel von tiefer Traurigkeit und fröhlichem Spiel irritiere die Erwachsenen oft, sei aber reiner Selbstschutz. „Die Kinder entlasten sich durch eine andere Situation. Eltern sollten das zulassen, das ist keine Verdrängung“, fügt Barbara Weiland an. Sie empfiehlt, die Kinder das Tempo vorgeben zu lassen.
Kinder bei der Gestaltung des Abschieds einbeziehen
„Kinder brauchen viel Rückhalt, Rituale und kindgerechte Sprache“, ergänzt Heike Lander und nennt ein Beispiel. Die Aussage „der Opa ist eingeschlafen“ sei für Kinder missverständlich und könne Ängste vor dem Einschlafen schüren. Hier sei es besser, die Dinge beim Namen zu nennen und Kinder bei der Gestaltung des Abschieds vom Verstorbenen mit einzubeziehen.
„Trauerarbeit hat viel mit dem Leben zu tun!“Josefa Gitschier
Da die Kinder meist von den Eltern zu den Treffen gebracht werden, bietet die Beratungsstelle zeitgleich eine von ihren Mitarbeitern geführte Gruppe für die Erwachsenen an. „Sie sind selbst belastet durch den Verlust. In der Gruppe können sich austauschen, darüber sprechen, wie es ihnen geht und erfahren, wie sie adäquat mit dem Kind in dieser Situation umgehen sollten“, sagt Josefa Gitschier. Für beide Gruppen gelte: „Trauerarbeit hat viel mit dem Leben zu tun!“