Olaf Wübbe sieht für sich eine Chance: „Natürlich, sonst würde ich es nicht machen.“ Der 57-jährige Rechtsanwalt aus Immendingen, geboren in Schleswig-Holstein, bewirbt sich bei der Wahl zum Oberbürgermeister von Überlingen. „Wir haben mit Zeitler und Hahn große Namen, die gewisse Kreise hinter sich haben, aber mit mir bekommen die Überlinger jetzt eine echte Wahl.“

Warum bewirbt sich Wübbe in Überlingen? Video: Hilser, Stefan

Der 57-Jährige sitzt in seinem Büro in der Bahnhofstraße. Nur durch eine Glastüre verbunden, hat er direkten Zugang zum See, auf dem die Ausläufer des Hurrikans Kirk gerade Schaumkronen produzieren. Damit seine Kandidatur mehr als ein Sturm im Wasserglas wird, will er demnächst Klinken putzen, von Haustüre zu Haustüre ziehen, und Werbung für sich machen. Warum macht sich Wübbe die Mühe, obwohl er bei einer Bürgermeisterwahl schon einmal gescheitert ist? „Das ist keine Mühe für mich, ich mache das gerne.“

Zwei Unterschriften waren ungültig

Am kommenden Montag, 18 Uhr, ist Bewerbungsschluss. Am Dienstag, 15. Oktober, entscheidet der Gemeindewahlausschuss, welcher Kandidat (vielleicht meldet sich ja auch noch eine Kandidatin) zur Wahl zugelassen wird. Eine erste Hürde waren die vorgeschriebenen Unterstützerunterschriften. 50 Stück zu sammeln, sagt der Rechtsanwalt, sei für ihn kein Problem gewesen. „Ich war viel in der Innenstadt unterwegs und bin auf die Leute zugegangen.“

Nach Vorlage der Unterschriften im Rathaus habe man ihn darauf hingewiesen, dass auf der Liste zwei Unterschriften ungültig seien. „Warum, das hat man mir nicht gesagt.“ Außerdem habe man ihm den Hinweis gegeben: „Wenn ein Unterstützer mehr als einen Kandidaten unterstützt, dann wird die Unterschrift bei keinem der Kandidaten gewertet. Wie soll man das verhindern?“ fragt sich Wübbe. „Es gibt für mich noch ein gewisses Zittern.“

Dreieinhalb Wochen Wahlkampf

Wenn seine Kandidatur am Dienstag amtlich anerkannt ist, will er aktiver in den Wahlkampf einsteigen. Wübbes Auftaktveranstaltung ist für Mittwoch, 16. Oktober, 19 Uhr, in der Praxis seiner Frau im Bahnhof Therme geplant. Er hat dann noch dreieinhalb Wochen Zeit bis zum Wahlsonntag, 10. November, sich bei den Überlingern bekannt zu machen. „Klassisch, von Tür zu Tür“, lautet seine Strategie, zudem werde er auf dem Wochenmarkt präsent sein und in den Teilorten.

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Olaf Wübbe betreibt seine Kanzlei bislang in Immendingen. Durch Glück, „und weil ich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war“, habe er die Räume mit direktem Seezugang, unweit vom Bahnhof Therme entfernt, mieten können und daraufhin entschieden, seine Kanzlei nach Überlingen zu verlegen. Wenn es mit der Wahl zum OB klappt, werde er auch seinen Wohnort an den See verlegen.

2010 im Immendingen kandidiert

Als Olaf Wübbe 2010 in Immendingen als Bürgermeister kandidierte, war er noch Mitglied der CDU. Bei der Abgabe seiner Kandidatur sei er der bis dato einzige Bewerber gewesen. Seine Partei habe dann aber, ohne ihn darüber zu informieren, einen Gegenkandidaten nach Immendingen geholt: Markus Hugger, der dann auch gewählt wurde. Auf Wübbe entfielen 13 Prozent und er trat aus der CDU aus, wie er berichtet. In Überlingen stellt sich Wübbe nun als Kandidat vor, der unabhängig von jeglicher Parteifarbe agieren könne. Hat er dennoch eine politische Verortung? „Ich bin tendenziell eher ein konservativer Mensch.“

Warum nun seine Kandidatur in Überlingen? „Weil diese Stadt einer der schönsten Flecken Deutschlands ist, den ich seit zwei Jahren kenne, und weil mir die Menschen hier am Herzen liegen“, sagte er im SÜDKURIER-Video. Wie fing alles an? Wübbe: „Immer, wenn es im Gespräch um Kommunalpolitik ging, kam unisono zur Sprache, dass Bürgernähe nicht gegeben sei, und es schön wäre, es gäbe neuen frischen Wind. Es sollte mal einer von außen kommen – wieso also nicht ich?“

Er habe zwar keine Ausbildung als Verwaltungswirt. „Ich als Bürgermeister muss nicht alles wissen, ich muss nur wissen, wer es weiß – als Jurist würde ich jetzt sagen: muss wissen, wo es steht.“ Die Gefahr, dass er von anderen in Fettnäpfchen gelockt wird, sei zwar vorhanden. „Dann aber kommt es auf das Fettnäpfchen an. Wenn ich einen Fehler mache, dann gebe ich es zu.“

Änderungen am Verkehrskonzept

Wenn Wübbe für Wübbe wirbt, hört sich das so an: „Ich kann mit meiner Persönlichkeit punkten. Ich kann gut Menschen beurteilen und kann gut auf sie zugehen. Ich denke mal, das macht mich aus.“ An Details zu einem auf Überlingen zugeschnittenen Wahlprogramm arbeite er noch, sagte er im Interview am Donnerstagmorgen in seiner Kanzlei. Wobei er durchscheinen ließ, dass das Thema „Wiederbelebung von Schloss Rauenstein“ und die Verkehrsführung in der Altstadt darin eine Rolle spielt. „Einfach den Poller hochfahren, kann nicht die Lösung sein.“

Er habe Geschäftsleute getroffen, denen 50 Prozent des Umsatzes wegfielen. Weiterhin benannte Wübbe Punkte, die für viele Kommunen wichtig sind, wie die Schaffung von Pflegeplätzen, sowie den Bau von Häusern, in denen Pflegekräfte wohnen können. Auf konkrete Ideen für Überlingen angesprochen, antworte er: „Dass ich nicht bis ins Hunderttausendstel Bescheid weiß, ist ja klar. Das muss halt noch kommen.“