Was macht ein Schwan mitten in der Münsterstraße? Das haben sich einige Passanten am zweiten Weihnachtsfeiertag gefragt. Das Tier irrte dort umher und machte keinerlei Anstalten, den Weg zurück zum Bodensee einzuschlagen. Besonders auffällig waren die blutigen Spuren, die der Schwan hinterließ.
Elisa Parys beobachtete die Szenerie mit ihrem fünfjährigen Sohn Aurelian. „Meinem Sohn ist gleich aufgefallen, dass er an beiden Füßen blutet“, erzählt Elisa Parys. Weil das Tier gar nicht daran dachte, zum See zurückzulaufen, habe sich das Mutter-Sohn-Gespann große Sorgen gemacht.
Polizisten kommen Schwan zur Hilfe
Durch Zufall sahen Elisa Parys und ihr Sohn in einer Parallelstraße ein Polizeiauto – und baten die Beamten kurzerhand, dem Schwan zu helfen. „Sie haben sich den Schwan angesehen und dann die Tierrettung angerufen“, berichtet Parys. Dies bestätigt Simon Göppert, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ravensburg.
„Weil der Schwan offenbar im Bereich der Füße blutete, nahmen die Kollegen Kontakt zur Tierrettung auf, um das weitere Vorgehen zu besprechen“, schildert Göppert. Nach Aussage des Polizeisprechers seien in den vergangenen Tagen beim Überlinger Polizeirevier vermehrt Anrufe von besorgten Bürgern eingegangen.
Wasservögel finden derzeit keine Nahrung im See
Sie berichteten von geschwächten Schwänen, die in Parkanlagen und in der Innenstadt herumlaufen. Wie die Tierrettung Südbaden auf Nachfrage des SÜDKURIER erklärt, sei es derzeit nicht ungewöhnlich, dass Schwäne den Bodensee verlassen. „Wegen des hohen Pegelstands finden sie beim Gründeln keine Nahrung“, erklärt Bernd Metzger, Leiter der Tierrettung Südbaden.

Deswegen suchen sich die Wasservögel an anderen Orten ihr Essen, meist auf Feldern oder Wiesen. „Oft kommt es jedoch auch vor, dass die Schwäne, wie in Überlingen, in der Stadt landen und dort auf der Suche nach Nahrung herumirren“, weiß Metzger. In solchen Fällen, so betont der Experte, sollten Passanten auf keinen Fall zu nahe auf die Tiere zugehen, sie anfassen oder füttern.
Nicht füttern, sondern Tierrettung anrufen
„Viele Leute haben keinen Respekt vor Schwänen. Wenn sich die Vögel bedroht fühlen, kann das für den Menschen am Ende sogar gefährlich enden“, sagt Metzger. Statt den Schwan zu füttern oder zu bedrängen, sollten Passanten in solchen Fällen lieber die Tierrettung oder die Polizei anrufen.
Experten können das Tier dann wieder Richtung Gewässer leiten und sich im Zweifel auch um eine medizinische Versorgung kümmern. Denn wenn Wasservögel zu lange über Schotter oder Asphalt laufen, können die Füße wund werden und anfangen zu bluten – so geschehen auch beim Überlinger Schwan. Hier war eine medizinische Versorgung laut Polizei jedoch nicht nötig.

Mithilfe eines Stocks, den der fünfjährige Sohn von Elisa Parys dabei hatte, geleiteten die Beamten den Schwan zum Bodensee. Auf dem Weg zum Wasser habe der große Vogel die Polizisten hin und wieder laut angefaucht. „Verletzt wurde aber niemand“, betont Polizeisprecher Simon Göppert. Wie Passantin Parys schildert, führten die Beamten den Schwan bis an den Hafen. „Da ist er dann in den Bodensee gehüpft.“