Mittwoch, 15. November. Es ist Mitternacht, als plötzlich das Handy klingelt. In der Leitung ist die Polizei: ‚Bei Ihnen steht ein Bagger im Schaufenster.‘ Tausend Gedanken rasen durch den Kopf von Ulrich Thiekötter. Schon einmal wurde der Expert-Geschäftsführer nachts von der Polizei aus dem Bett geklingelt.
Damals, im Mai 2014, war der Überlinger Elektromarkt Ziel von brachial vorgehenden Einbrechern. Die Täter hatten eine Türe aufgebrochen, waren gezielt zu Glasvitrinen mit Tablets und Smartphones gerannt und hatten diese eingeschlagen. Wenige Augenblicke später waren sie verschwunden – dabei hatten sie Elektronik im Wert von knapp 50.000 Euro.
„Ich habe sofort an die Nacht von damals zurückgedacht und mich gefragt: Was ist jetzt schon wieder passiert?“, erzählt der Leiter des Markts. Dann ging alles ganz schnell. Nur wenige Minuten später war Thiekötter an Ort und Stelle. „Ich bin natürlich gleich ins Auto gesprungen und zum Expert gefahren. Die Polizei und mein Gesellschafterkollege waren schon vor Ort, wenig später kamen die Spurensicherung und die Feuerwehr“, erzählt der Geschäftsmann.

Beim ersten Blick auf den Eingangsbereich des Ladens sei er geschockt gewesen: „Da stand einfach wirklich die ausgestreckte Schaufel eines Baggers in der Glasfront!“ Glücklicherweise, so erzählt der 57-Jährige, war von den Tätern nichts mehr zu sehen. „Ich hatte sowieso schon ein mulmiges Gefühl im Bauch, zum Glück ist nur materieller Schaden entstanden.“
Neben Polizei und Spurensicherung trafen wenig später auch Einsatzkräfte der Feuerwehr beim Tatort ein. Die Helfer kümmerten sich um die Wand, die der Bagger kraftvoll zerstört hatte. Sie wurde provisorisch wieder aufgerichtet. Die Arbeiten der Wehr dauerten bis in die frühen Morgenstunden, erzählt der Geschäftsführer – der selbst auch bis zum Morgen an Ort und Stelle war. „Wir mussten ja alles wieder aufräumen, damit wir das Geschäft am nächsten Tag wieder öffnen konnten.“
Ein Großteil der Tat wurde aufgezeichnet
Zur Tat selbst möchte Ulrich Thiekötter wegen den laufenden Ermittlungen der Polizei nichts sagen. Nur so viel: Obwohl die Einbrecher sich an den Überwachungskameras im Eingangsbereich zu schaffen machten, wurde ein Großteil der Tat aufgezeichnet. „Eine Kamera ist kaputtgegangen, die andere war zwar etwas verdreht, hat aber noch super funktioniert“, berichtet der Inhaber des Elektromarktes.
Durch die Aufnahmen der Kamera könne die Tat einigermaßen konstruiert werden. Doch einige Fragen bleiben für den Geschäftsführer nach wie vor unbeantwortet. „Wie sind die Täter auf die Idee mit dem Bagger gekommen?“, fragt er sich beispielsweise. Seinen Vermutungen zufolge kannten sich die Täter wohl mit Baustellenfahrzeugen gut aus – ansonsten hätten sie das Gefährt nicht so einfach von der Baustelle bis zum Expert lenken können.
Geschäftsführer: „Eine schlaue Idee mit dem Bagger“
Doch warum ist es überhaupt möglich, einen Bagger einfach so von einer Baustelle zu entfernen? Sind die Fahrzeuge nicht gesichert? Eine Nachfrage beim zuständigen Bauunternehmen bleibt unbeantwortet. Thiekötter jedenfalls ist sich sicher: „Es war eine ganz schön schlaue Idee mit dem Bagger. Denn vor dem Eingangsbereich stehen Poller.“
Mit keinem anderen Gefährt sei eine solche Aktion möglich gewesen – nur eben mit einem Bagger. Mithilfe der langen Arme konnten die Einbrecher die Fläche zwischen den Pollern und dem Eingangsbereich überbrücken und das Glas gewaltsam durchbrechen. Ebenfalls unerklärlich für Ulrich Thiekötter: „Die Täter haben einfach nur drei Playstations eingepackt.“ Das entspricht einem Warenwert von gerade einmal 1500 Euro. „Ein ganz schön großer Aufwand für so wenig Wert und wenig durchdacht an dieser Stelle“, sagt er und schüttelt fassungslos den Kopf.

Freude darüber, dass keine Menschen verletzt wurden
Nach dem Vorfall sind die Gefühle des Geschäftsführers gemischt. Auf der einen Seite fühlt er sich unsicher. Auf der anderen Seite ist er froh, dass keine Menschen zu Schaden gekommen sind. Und dass keiner der Mitarbeiter im Laden war, als der Einbruch sich ereignete. „Klar ist es ein blödes Gefühl, wenn so etwas trotz aller Sicherheitsvorkehrungen passiert. Aber man muss es auch so sehen: Es hätte auch was Schlimmeres passieren können.“
Der Einbruch vergangene Woche ruft bei dem 57-jährigen Familienvater auch Erinnerungen hervor, die er teilweise schon fast wieder verdrängt hatte. Erinnerungen an den Einbruch 2014. „Es war eine krasse Nacht“, blickt er zurück. Die Täter hatten damals wenige Stunden nach Ladenschluss eine Türe mit hoher Sicherheitsklasse aufgehebelt.
Erinnerungen an Einbrüche bleiben für die Ewigkeit
„Ich wusste nicht, was mich erwartet“, erinnert sich der Geschäftsführer. Zusammen mit der Polizei seien sie damals durch das dunkle Gebäude gegangen. „Die Situation ist mir bis heute im Kopf geblieben. Wir wussten zu dieser Zeit nämlich noch nicht, dass die Täter schon weg sind. Da macht man sich schon seine Gedanken.“ Verdrängen kann er diese Erinnerungen, bleiben werden sie jedoch für die Ewigkeit – auch im jüngsten Vorfall. Nun hofft Ulrich Thiekötter, dass die Ermittlungen der Polizei voranschreiten und die Täter gefasst werden. Und natürlich, dass so etwas „nie wieder passiert“.