Wer in Andelshofen aktuell den Umleitungsverkehr beobachtet, kann kuriose Szenen beobachten: Auf den Straßen Zum Postbühl und Reuteweg quetschen sich Autos und Lastwagen auf einer schmalen Straße aneinander vorbei. Wenn sich zwei Lastwagen begegnen, muss einer von beiden auf den kaum vorhandenen Seitenstreifen am Hang ausweichen oder zurücksetzen – und verursacht einen Stau. Videoaufnahmen von Anwohnern zeigen, wie eng hier die Straße ist und wie wenig Platz bleibt, wenn sich große Fahrzeuge begegnen.

Stau in Andelshofen Video: Matthias Riede

Anwohnerin Lioba Kästle berichtet, dass täglich mehrere Lastwagen das einseitige Durchfahrtsverbot ignorierten. Bereits ab 5 Uhr morgens fuhren sie über die abschüssige Straße in Richtung Gewerbegebiet. Mehrmals am Tag verlasse sie ihr Grundstück über Seitenstreifen der Fahrbahn mit ihrem Hund.

Anwohnerin Lioba Kästle mit ihrem Hund an der betroffenen Straße. Sie berichtet von Lastwagen, die bereits ab 5 Uhr morgens fuhren.
Anwohnerin Lioba Kästle mit ihrem Hund an der betroffenen Straße. Sie berichtet von Lastwagen, die bereits ab 5 Uhr morgens fuhren. | Bild: Cian Hartung

Vor der Umleitung sei das nie ein Problem gewesen, sagt sie. „Ich erlebe es aktuell aber als eine unsichere Situation“, sagt sie und schiebt nach: „Ich würde mir wünschen, dass das Durchfahrtsverbot stärker kontrolliert wird.“

Anwohner schlägt Einbahnstraßen-System vor

Das Regierungspräsidium Tübingen hatte auf dem Abschnitt zuletzt ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen eingeführt, nachdem der Andelshofener Matthias Riede die Umleitung im SÜDKURIER kritisiert hatte. Von Westen kommende Fahrzeuge über einem Gewicht von 3,5 Tonnen sollten seitdem ab der Ausfahrt Überlingen-West über die Kreisstraße 7786 zur Krankenhausabfahrt, die B31-alt und die neuen Kreisverkehre Weiherhalde zum Gewerbegebiet Überlingen geführt werden.

Laut mehreren Anwohnern, mit denen der SÜDKURIER gesprochen hat, habe sich die Verkehrssituation aber kaum verbessert. „Es hat sich nichts geändert“, sagt auch Matthias Riede. Lastwagen fuhren zudem durch die engen Straßen des Andelshofener Ortskerns, um Reuteweg und Postbühl zu meiden, so seine Beobachtungen.

Anwohner Matthias Riede hat sich mit einem Verbesserungsvorschlag an das Regierungspräsidium Tübingen gewendet.
Anwohner Matthias Riede hat sich mit einem Verbesserungsvorschlag an das Regierungspräsidium Tübingen gewendet. | Bild: Cian Hartung

Mit einem Vorschlag wendete Riede sich daher erneut an das Regierungspräsidium. Seine Idee: ein Einbahn-Umleitungsverkehr um Andelshofen herum, für Anlieger frei. Bei dieser Variante würde die Verkehrssituation in dem Teilort entlastet werden – so seine Hoffnung.

Der Vorschlag von Matthias Riede zu einer Umleitung in Form eines Kreisverkehrs um Andelshofen herum.
Der Vorschlag von Matthias Riede zu einer Umleitung in Form eines Kreisverkehrs um Andelshofen herum. | Bild: Schönlein, Ute

Dafür würde der aktuell gesperrte Abschnitt zwischen dem Kreisverkehr bei der Firma Allweier bis zum neu zu erstellenden Kreisverkehr an der B31-Auffahrt einspurig geöffnet werden. Die zu befahrenden Spuren könnten je nach Baufortschritt für den Verkehr geöffnet werden. Mit diesem Vorschlag bezieht er sich auf die Umleitung am Burgbergring. Diese ist eine Art großer Kreisverkehr in eine Fahrtrichtung.

Die aktuelle Umleitungsstrecke mit einer Art Kreisverkehr-System am Burgbergring.
Die aktuelle Umleitungsstrecke mit einer Art Kreisverkehr-System am Burgbergring. | Bild: Steller, Jessica

Regierungspräsidium hält an Streckenführung fest

Nach Riedes Kritik hatte das Regierungspräsidium Tübingen zuletzt das Umleitungssystem angepasst – dieses Mal ist das jedoch nicht der Fall. Sprecher Matthias Aßfalg betont auf SÜDKURIER-Anfrage, dass die Verkehrsplaner die aktuelle Route für sinnvoll erachten, die Umleitungen seien „verkehrlich leistungsfähig“, sagt er. Er verweist darauf, dass mit Baumaßnahmen und Umleitungen zwangsläufig immer wieder Beeinträchtigungen einhergingen. „Dies lässt sich leider nicht vermeiden.“ Man bitte daher Bürger um Verständnis und Geduld. Zu dem Thema sei man in „regelmäßigem telefonischen Kontakt mit Familie Riede“, so Aßfalg.

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Ordnungsamt und Polizei schließen großflächige Kontrollen aus

Die Andelshofener fordern mehr Kontrollen des Durchfahrtsverbots. Diese fallen in die Zuständigkeit des Überlinger Ordnungsamts oder der Polizei. Die Stadt Überlingen verweist in diesem Zusammenhang auf ein Verkehrszeichen am Kreisverkehr Kogenbach, dass die Durchfahrt für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen verbietet, Anlieger ausgenommen. Außerdem heißt es: „Eine dauerhafte Überwachung ist seitens des Ordnungsamtes nicht leistbar, es muss an die Vernunft der Verkehrsteilnehmer appelliert werden“, so Sprecherin Andrea Winkler.

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Ähnlich äußert sich auch die Pressestelle des Polizeipräsidiums Ravensburg. Die Umleitungsstrecke sei aktuell nicht als Unfallschwerpunkt bekannt. Aus diesem Grunde verzichteten die Beamten bislang auf groß angelegte und personalintensive Schwerpunktkontrollen, so Sprecher Simon Göppert. „Die zuständigen Dienststellen haben aber auch diese Baustelle sowie die vorgesehenen Umleitungsstrecken im Blick und kontrollieren den Verkehr im Rahmen der allgemeinen Streifentätigkeit zu unregelmäßigen Zeiten.“